Von Palmeseln und Osterhasen: Die Herkunft skuriller Osterbräuche
Es war einmal ein Esel, der sehr störrisch war. Und ein Widder, der die Menschen vor der grassierenden Pest rettete. Und ein Hase, der den Frühling und viele bunte Eier brachte. Seit Jahrhunderten gibt es rund um Ostern vielfältiges Brauchtum, oft spielen Tiere eine Rolle. Ein Einblick, welche Bräuche es früher gab und was heute davon noch erhalten ist.
Holzkopf statt Sturkopf
Prozessionen mit Palmeseln sind bereits aus dem 7. Jahrhundert bekannt: Sie symbolisieren den Einzug Jesu Christi in Jerusalem. Da die Tiere mit ihrem bockigen Verhalten aber so oft die heilige Handlung störten, wurden sie bald von hölzernen Nachbildungen ersetzt. Auf ihnen war eine abnehmbare Christusfigur angebracht, damit Kinder nach der Zeremonie auf dem Holz-Esel reiten konnten. Früher hatte übrigens jede Kirche ihren Palmesel, weswegen es auch die Redewendung „aufgeputzt wie ein Palmesel“ gibt.
Hintergrund: Die Christen feiern zu Ostern die Auferstehung Jesu Christi. Das Fest fällt auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn. Ostern kann also von Ende März bis Ende April stattfinden. Heuer fällt der Ostersonntag auf den 9. April.
„Greinen“, „Kar“: Der Gründonnerstag erinnert an das letzte Abendmahl. Der Ursprung des Namens ist nicht eindeutig geklärt; er könnte vom Wort „greinen“, also „klagen“, stammen. Darauf folgen Karfreitag und Karsamstag: „Kar“ bedeutet so viel wie Klage oder Elend. Bis Karsamstag schweigen die Kirchenglocken – der Legende nach fliegen sie nach Rom.
Auferstehung: Am Ostersonntag feiert man die Auferstehung und den Sieg des Lebens über den Tod. Auch die Glocken kehren aus Rom zurück.
Ein Widder gegen die Pest
Als um das Jahr 1635 die Pest wütete, entstand der Brauch des Opferwidders: Am Samstag nach Ostern zog eine Prozession zur Wallfahrtskirche „Maria Schnee“ in der Gemeinde Virgen in Osttirol. Hauptfigur war ein weißer, ungeschorener Widder, der mit Blumen und Bändern geschmückt war. Das „Opfertier“ wurde drei Mal um den Altar geführt. So bat man darum, von der Seuche erlöst zu werden. Die Pest gibt es heute nicht mehr, den Brauch aber immer noch – das Tier wird nach der Messe versteigert.
Augen, Fruchtbarkeit, Gebäck?
Das prominenteste Tier, das wir mit Ostern verbinden, ist freilich der Hase. Dabei ist gar nicht endgültig klar, wie und warum er in unseren Osternestern gelandet ist. So gilt er als ein Symbol für Jesus Christus: Da er nur sehr kleine Augenlider hat, schläft er mit halb offenen Augen – wie auch Christus immer über die Seinen wacht. Andere Erklärungen besagen, dass der Hase mit seiner Fruchtbarkeit das Leben symbolisiert. Und dann gibt es noch die Theorie, dass dahinter schlicht ein misslungenes Ostergebäck steckt: Ein Lamm, seit Jahrtausenden Symbol des Lebens, sei aus der Form geraten und wurde für einen Hasen gehalten.
Sein Name ist nicht überall Hase
Nicht überall ist übrigens ein Hase unterwegs: In einigen Regionen der Schweiz bringt der Kuckuck die Eier, in Hessen ist es der Fuchs. Und in Australien gibt es das Oster-Bilby, ein kleiner Kaninchennasenbeutler.
Auch beim Brauch des Eierfärbens ist nicht eindeutig belegt, woher er stammt. Das Ei symbolisiert jedenfalls Fruchtbarkeit, Wiedergeburt und neues Leben. Da während der vorösterlichen Fastenzeit früher keine Eier verzehrt werden durften, sammelten sich größere Mengen an. Damit die Eier nicht verderben, wurden sie abgekocht. Die rote Farbe könnte dazu gedient haben, die alten Eier von frischen zu unterscheiden. Rot könnte aber auch das vergossene Blut Christi symbolisiert haben.
Eierkratzen
Heutzutage gibt es sie in allen Farben des Regenbogens. Sie werden ausgeblasen, beklebt und bemalt. Im burgenländischen Stinatz beherrscht sogar noch eine Handvoll Familien die Tradition des Eierkratzens, bei der die hauchdünne Schale verziert wird. Und solange sie nicht gestorben sind, bringen Hase, Fuchs oder Bilby jedes Jahr viele kunterbunte Eier, an denen sich Groß und Klein erfreuen können.
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