Earth Overshoot Day - wir leben über unsere Verhältnisse
Dass sich das Klima verändert, sehen, spüren und hören wir gerade täglich. Wir verbauen zu viel Fläche, unser CO2-Ausstoß ist zu hoch, wir verschwenden Lebensmittel, unser Energieverbrauch ist zu hoch – kurz gesagt, wir verbrauchen in einem Jahr mehr Ressourcen, als die Erde in diesem Zeitraum produzieren kann.
Earth Overshoot Day 2023
Heuer ist der Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) oder Welterschöpfungstag am 2. August. Das heißt, ab da leben wir auf Kosten zukünftiger Generationen, weil wir die Erde ausbeuten.
Berechnet wird der Weltüberlastungstag indem man die Biokapazität der Erde dem Ökologischen Fußabdruck gegenüberstellt. Die Biokapazität ist die Fähigkeit einer Fläche, für den Menschen nutzbringendes Material zu produzieren und die von uns produzierten Abfälle zu absorbieren. Der ökologische Fußabdruck ist die Fläche, die wir brauchen, um unseren Bedarf an Ressourcen zu decken.
Wobei einige mehr verbrauchen, als andere. Denn der 2. August bezieht sich auf die ganze Welt. Die einzelnen Länder tragen durch ihren Lebensstil unterschiedlich zu diesem Ergebnis bei.
In Österreich haben wir unsere Ressourcen bereits am 6. April aufgebraucht! Das ist ungefähr so, als hätten Sie Anfang April bereits Ihr Gehalt fürs ganze Jahr ausgegeben. Auf Dauer wird das nicht funktionieren. Reiche Länder mit großem Wohlstand verbrauchen wesentlich mehr Ressourcen als ärmere Länder. Indonesien, Ecuador und Jamaica haben ihren Overshoot Day erst im Dezember.
Das zeigt deutlich, dass wir den Zeitraum bis zum Erdüberlastungstag nach hinten verschieben können. Wenn wir alle unseren ökologischen Fußabdruck verkleinern, erreichen wir das gemeinsam!
Was ist der ökologische Fußabdruck?
Der ökologische Fußabdruck ist ein Maßstab für den Verbrauch natürlicher Ressourcen und ökologischer Dienstleistungen. Er kann für einzelne Menschen, eine Gemeinschaft, ein Land und die gesamte Menschheit berechnet werden.
Folgende Faktoren werden bei der Berechnung unseres Fußabdrucks berücksichtigt:
- Ackerland für die Produktion unserer Lebensmittel und Brennstoffe
- Weideland zur Haltung von Nutztieren
- Waldfläche, die für Brennholz und Produkte aus Holz notwendig ist
- Bauland inkludiert die verbaute Fläche für Wohnen und Infrastruktur wie Straßen und öffentliche Einrichtungen
- Fischgründe zur Deckung unseres Fischbedarfs
- Wald- und Landflächen, die unsere CO2-Emissionen kompensieren
Unser ökologischer Fußabdruck sollte 1,6 gha (globaler Hektar) nicht überschreiten, damit für zukünftige Generationen genug nutzbare Ressourcen übrigbleiben. In Österreich brauchen im Durchschnitt 6 gha.
Dieser große Fußabdruck ergibt sich durch unseren Lebensstil und unser Konsumverhalten. Täglich verbrauchen wir viel zu viel Fläche für:
- Lebensmittel
- Wohnen und Infrastruktur
- Energie- und Wasserverbrauch
- Freizeitgestaltung und Konsum
Nachdem unser persönlicher Fußabdruck auch von der Gemeinschaft abhängt, wird uns ein nachhaltiger Lebensstil nicht allein gelingen. Aber schon durch einfache Verhaltensänderungen können wir weniger auf Pump leben, als wir das heute tun.
So berechnen Sie Ihren ökologischen Fußabdruck
Mittlerweile gibt es zahlreiche Rechner, wie Sie Ihren ökologischen Fußabdruck berechnen können. Jeder fragt andere Informationen ab und bei manchen ist das Ergebnis ernüchternd. Wir haben folgende Fußabdruck-Rechner getestet:
- Der Fußabdruck-Rechner für Österreich fragt zum Beispiel ab, ob für den Bau Ihrer Wohnung / Ihres Hauses in den letzten 20 Jahren eine Grünfläche verbaut wurde. Das gibt viele Minuspunkte, die Sie nicht wieder rückgängig machen können. Aber Sie bekommen ein Gefühl dafür, was alles zu Ihrem Fußabdruck beträgt.
- Mit dem Fußabdruck-Rechner von Brot für die Welt erhalten Sie Zwischenergebnisse Ihres Fußabdrucks für Ernährung, Wohnen, Mobilität und Konsum. Die Auswertung inkl. Empfehlungen für der Verkleinerung Ihres Fußabdruckes können Sie als PDF ausdrucken.
- Sehr ansprechend ist der Fußabdruck-Rechner von Global Footprint Network aufgebaut. Als Ergebnis bekommen Sie Ihren World Overshoot Day. Das Ergebnis können Sie auf den Social Media Kanälen teilen und so auf das Thema ökologischer Fußabdruck und unsere Möglichkeiten, den Weltüberlastungstag zu verschieben, aufmerksam machen.
- Beim WWF-Fußabdruck-Rechner sehen Sie gut, wie sich die einzelnen Komponenten (z. B. Ihr Eierkonsum) auf Ihren CO2-Fußabdruck auswirkt bzw. die Anzahl der CO2-Tonnen, die durch gemeinschaftliche Ressourcenverwendung entstehen.
So reduzieren Sie Ihren ökologischen Fußabdruck
Eventuell gibt es Bereiche, in denen Ihnen das Reduzieren Ihres Fußabdrucks nicht gelingen wird. Dort wo es Ihnen möglich ist, können Sie mithelfen, unsere jährlichen Ressourcen-Schuldenberge zu reduzieren. In vielen Bereichen ist es ganz einfach und auch gut für Ihre Gesundheit.
Mit der Ernährung den ökologischen Fußabdruck reduzieren
Was wir essen und vor allem, woher unsere Lebensmittel kommen, beeinflusst den Verbrauch der globalen Hektar wesentlich:
- Schweine- und Rinderfleisch, Reis und Weizen haben den größten ökologischen Fußabdruck bei den Lebensmitteln. Für Fleischkonsum wird einerseits Weidefläche andererseits auch Ackerfläche zum Anbau von Futtermitteln verbraucht. Durch das Reduzieren Ihres Fleischkonsums können Sie einige gha sparen. Reis und Weizen brauchen viel Wasser und stehen deshalb ganz oben auf der Liste. Gut dass es dafür viele – gesündere – Alternativen gibt.
- Der Transportweg und die Kühlkette können den Fußabdruck von Lebensmitteln deutlich vergrößern. Beim Einkauf in der Region sind die Wege kürzer und die Qualität meistens wesentlich besser und die Produkte sind schmackhafter.
- Obst und Gemüse, das am Acker wächst, hat einen wesentlich kleineren Fußabdruck als im Treibhaus gezogene Früchte. Essen Sie pflanzliche Lebensmittel dann, wenn sie bei uns Saison haben. Sie schmecken dann viel besser, als unreif geerntete, weit gereiste Produkte.
- Verzichten Sie auf Fertiggerichte. Diese brauchen in der Produktion, beim Transport und in der Lagerung sehr viel Energie. Gemeinsam kochen macht meistens Spaß, schmeckt und ist gesünder für Sie und Ihre Kinder.
- In Österreich haben wir den Luxus, dass wir das Wasser aus der Leitung trinken könnten. Gönnen Sie sich diesen Luxus! Er verkleinert Ihren Fußabdruck, denn es spart Produktionskosten, Plastik, Transport, Energie für die Lagerung und die Entsorgung von Flaschen.
- Planen Sie Ihren Einkauf und kaufen Sie nur so viel ein, wie Sie essen. Lebensmittelverschwendung hat einen wesentlichen Anteil am ökologischen Fußabdruck reicher Länder. Vom Anbau, über Verpackung, Lagerung, Transport bis zur Entsorgung wird viel Energie und Fläche verbraucht – ohne, dass Sie etwas davon hatten. Und Sie haben auch noch dafür bezahlt.
Fußabdruck fürs Wohnen verkleinern
Die durchschnittliche Wohnfläche beträgt in Österreich pro Person mehr als 46 Quadratmeter – Tendenz steigend. Und viele von uns liegen weit über dem Durchschnitt. Der ökologische Fußabdruck steigt mit jedem Quadratmeter Wohnfläche. Vor allem, wenn für Wohnung / Haus in den letzten Jahren Grünflächen verbaut wurden. Diesen Gedanken können Sie bei der Anschaffung von Wohnraum berücksichtigen. Auch wenn Sie Ihr Haus schon gebaut und Ihre Wohnung schon bezogen haben, können Sie vor allem durch Energie sparen, den Weltüberlastungstag nach hinten zu verschieben:
- Eine gute Dämmung sorgt dafür, dass Sie für Heizen und Kühlen keine Energie verschwenden.
- Alternative Heizsysteme verbrauchen weniger Ressourcen.
- Reduzieren Sie im Winter die Temperatur in den Räumen, in denen Sie sich nicht regelmäßig aufhalten. Drehen Sie die Heizung in den Wohnräumen um 1° C zurück.
- Achten Sie beim Kauf Ihrer Elektrogeräte auf die Energieeffizienz.
- Lüften Sie energiesparend. Im Winter kurz, damit die Wärme nicht raus kann. Im Sommer holen Sie die kühle Luft morgens und abends in Ihr Zuhause. So sparen Sie Kosten und Energie für die Klimaanlage.
- Reduzieren Sie den Einsatz der Klimaanlage auf ein Minimum.
- Erzeugen Sie Ihren Strom selbst.
- Schalten Sie den Stand by Modus aus.
- Drehen Sie das Licht ab, wenn Sie einen Raum verlassen. In Nebenräumen, in denen Sie sich nur kurz aufhalten, können Bewegungsmelder hilfreich sein.
- Sparen Sie Wasser beim Duschen, Wäsche waschen, Geschirr spülen und im Garten.
- Es ist nicht notwendig, regelmäßig neu einzurichten. Setzen Sie auf hochwertige, langlebige Möbel. Manchmal reicht schon ein bisschen Farbe, um wieder ein neues Wohlfühlgefühl zu erzeugen.
Mit umweltfreundlicher Mobilität den Earth Overshoot Day verschieben
Der Weg zur Arbeit, in die Schule, zum Arzt oder auch zu Freunden – nahezu täglich sind wir unterwegs und erhöhen unsere CO2-Emissionen. Da gibt es Einsparpotenzial:
- Homeoffice spart einige pha und verkleinert unseren Fußabdruck.
- Öffentliche Verkehrsmittel sind umweltfreundlicher, als das Auto.
- Wenn Sie in einem Gebiet wohnen, in dem der öffentliche Verkehr nicht ausreichend ausgebaut ist, können Sie vielleicht Fahrgemeinschaften gründen oder Ihr Auto am nächsten Park & Ride-Parkplatz abstellen.
- Kurze Wege können Sie mit dem Rad oder zu Fuß zurücklegen. Das ist gut für die Umwelt und für Ihre Gesundheit.
- Ein zu niedriger Reifendruck erhöht den Energieverbrauch. Kontrollieren Sie monatlich Ihren Reifendruck.
- Langsamer fahren spart Sprit und schont die Umwelt.
- Wenn Sie nur wenig mit dem Auto fahren, ist möglicherweise Car-Sharing die bessere Alternative für Sie?
- Vermeiden Sie Kurzstreckenflüge und wählen Sie für Strecken unter 800 km die Bahn oder den Bus. Bei Langstreckenflügen können Sie Ihren CO2-Ausstoß kompensieren. Oder Sie wählen Reiseziele, die Sie auch ohne Flugzeug erreichen. In Österreich gibt es viele schöne Urlaubsdestinationen.
Weniger Konsum reduziert Ihren Fußabdruck
In Österreich leben wir im Überfluss und das Angebot an Konsumgütern ist schier grenzenlos. Was es hier nicht gibt, bestellen wir einfach online. Jedes Produkt verbraucht zahlreiche Ressourcen, bevor es bei Ihnen ist. Deshalb überlegen Sie vor dem Kauf, ob Sie das wirklich brauchen. Auch bei der Ihren Freizeitaktivitäten können Sie Ihren Fußabdruck reduzieren. Die Möglichkeiten, durch Ihren Konsum den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern sind groß:
- Die Textilindustrie verursacht ca. 10 % der weltweiten CO2-Emissionen - das ist mehr als der CO2-Ausstoss von Luft- und Schifffahrt gemeinsam. Mit Ihrem überlegten Mode-Kauf können Sie daher einen wesentlichen Beitrag zum Verschieben des Earth Overshoot Days leisten. Machen Sie nicht jeden Modetrend mit. Kaufen Sie hochwertige Kleidung - die hält länger und Sie haben mehr Freude daran. Tauschen Sie Kleidungsstücke, wenn Sie Lust auf ein neues Outfit haben. Achten Sie beim Kauf Ihrer Kleidungsstücke, wo diese hergestellt wurde. Gerade in der Kleidungsindustrie herrschen noch unzumutbare Arbeitsbedingungen, die Umwelt und Mensch gefährden.
- Beim Kauf von Elektrogeräten können Sie Geld und Energie sparen - erkundigen Sie sich im Fachhandel, welche Produkte ressourcenschonend produziert wurden bzw. welche im Einsatz langlebiger und energiesparender sind.
- Brauchen Sie wirklich jedes Jahr ein neues Handy? Muss Ihr Notebook tatsächlich schon getauscht werden? Ist der Fernseher tatsächlich zu klein? In der Unterhaltungselektronik gibt es immer wieder neue Modelle, die oft nicht viel mehr können, als ihre Vorgänger. Die Produktion ist aufwändig und der Energieverbrauch im Einsatz teilweise sehr hoch. Auch Ihre Online-Nutzung verursacht CO2 Emissionen. Verkleinern Sie Ihren digitalen Fußabdruck, wo es Ihnen möglich ist.
- Wenn etwas kaputt geht, werfen Sie es nicht gleich auf den Müll. Oft ist die Reparatur einfach und kostengünstig. Auch kaputte Dinge finden vielleicht noch einen anderen Einsatz - lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf.
- Verschieben Sie den Weltüberlastungstag nach hinten, indem Sie Müll vermeiden. Verwenden Sie langlebige Einkaufstaschen und reduzieren Sie Ihre Online-Einkäufe. Vor allem bei Mode-Artikeln wächst Ihre ökologischer Fußabdruck durch das Zurücksenden von Produkten. Oft werden diese einfach entsorgt, weil das billiger ist, als sie weiterzuverkaufen.
- Durch das Trennen von Müll verkleinern Sie Ihren ökologischen Fußabdruck.
- Wählen Sie Dekorationen, Geschenke, Produkte für Ihr Hobby mit Bedacht.
- Vermeiden Sie Impulskäufe - diese Produkten landen dann oft im Keller oder am Müll.
- Für die Herstellung Papier werden Waldflächen verbraucht. Reduzieren Sie daher Ihren Papierkonsum. Drucken Sie nur aus, was Sie wirklich auf Papier brauchen.
- Die Verpackung von Coffee to go, Fast Food oder Lieferservice verschwendet bei der Produktion und Entsorgung viele Ressourcen. Oft landet das Plastik im Meer. Nehmen Sie sich Zeit für zum Essen. Entweder im Gasthaus ums Eck oder Sie kochen selbst.
- Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmittel, Haushaltsreiniger, Putztücher ... Wählen Sie umweltfreundlichere Alternative. Wegwerf-Produkte sind vielleicht praktisch, aber haben meistens einen sehr großen ökologischen Fußabdruck.
- Achten Sie bei Ihren Freizeitaktivitäten auf die CO2-Emissionen. Ist es notwendig, mit dem Sessellift nach oben zu fahren oder ist vielleicht die Wanderung durch die Natur auf den Berggipfel doch die schönere Alternative? Macht Laufen in der Natur nicht mehr Spaß, als am Laufband? Ist ein Swimming-Pool, der viel Energie verbraucht, wirklich besser, als ein Naturteich? Muss der Rasenroboter täglich seine Runden drehen oder ist eine Kräuterwiese doch die bessere und schönere Lösung? Ist selber Paddeln nicht unterhaltsamer als mit dem Motorboot die Umwelt zu belasten? Es gibt viele Beispiele, wie Sie auch in Ihrer Freizeit ihren Fußabdruck verkleinern können, ohne auf den Spaß zu verzichten.
Egal was Sie kaufen oder unternehmen, fragen Sie sich immer, ob Sie das wirklich brauchen und wie groß die Belastung dieses Produktes oder Ihres Vergnügens für die Umwelt ist - von der Produktion bis zur Entsorgung. So können wir gemeinsam den Weltüberlastungstag verschieben und die Umwelt für Ihre Kinder schonen.
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