Artenvielfalt erhalten - weil sie so wichtig für uns ist!
Am 22. Mai findet der Tag zur Erhaltung der Artenvielfalt bzw. der Internationale Tag der Biodiversität statt. Dieser Welttag soll uns daran erinnern, wie wichtig der Schutz von Arten, genetischer Vielfalt und der Erhalt von Lebensräumen ist.
Dieses Datum wurde gewählt, weil am 22. Mai 1992 das UN-Übereinkommen über Bio-Diversität beschlossen wurde. Mit über 190 Vertragsstaaten ist dieses Übereinkommen eines der erfolgreichsten Abkommen der Vereinten Nationen. Der Internationale Tag der Biodiversität wurde erstmalig 2001 abgehalten. „Building a shared future for all life” ist das Motto der heurigen Biodiversitätstages.
Die Woche der Artenvielfalt
Bereits 1999 rief das Magazin GEO zum Tag der Artenvielfalt auf. Innerhalb von 24 Stunden sollten möglichst viele verschiedene Arten in der Natur gefunden werden. Heute gibt es rund um den Tag der Artenvielfalt zahlreiche Veranstaltungen. Vom 19. – 29. Mai können Sie österreichweit an zahlreichen Naturveranstaltungen teilnehmen. Vom Vogelstimmen erkennen bis zum Besuch der Fischotter reicht das Angebot.
Warum die Artenvielfalt so wichtig für uns ist, dass ihr nicht nur ein Welttag sondern eine ganze Woche gewidmet wird, haben wir für Sie recherchiert.
Was versteht man unter Artenvielfalt?
Artenvielfalt umfasst die unterschiedlichen Pflanzen und Tiere eines Lebensraumes. Sehr oft interagieren die Arten miteinander bzw. sind voneinander abhängig. Verschiedene Faktoren wie Nahrungsangebot, Klima, Bodenbeschaffenheit, beeinflussen diese Vielfalt. Im Regenwald ist die Artendichte zum Beispiel am größten. Somit ist Brasilien das Land mit dem höchsten Artenreichtum - noch!
Artensterben
Doch die Anzahl der Arten nimmt besorgniserregend ab. In der Evolutionsgeschichte sind immer wieder Arten ausgestorben und neue haben sich gebildet. Doch aktuell sterben hundert Mal mehr Arten aus, als üblich. Insgesamt sind 1.000.000 Arten vom Aussterben bedroht – und sie werden vermutlich aussterben, wenn wir nichts dagegen tun. Laut der IPBES Global Assessment Studie sind 25 Prozent aller Arten gefährdet. Betroffen sind sowohl Pflanzen als auch Tiere. Mancher Spezies wird schon besondere Aufmerksamkeit gewidmet und dass Handlungsbedarf besteht, ist bereits in unser Bewusstsein vorgedrungen – wie zum Beispiel bei den Bienen.
Meistens passiert das Verschwinden leise. Nur aufmerksamen GärtnerInnen fällt es auf, wenn weniger Schmetterlinge oder Vögel ihre Gärten besuchen. Und vielleicht ist es Ihnen beim Autofahren aufgefallen, dass nach einer Fahrt auf der Autobahn viel weniger Insekten an den Scheiben kleben?
Das Insektensterben erklärt der Kabarettist Berni Wagner in seinem preisgekrönten Programm Galapagos sehr bildlich: Wenn ich als Kind mit offenem Mund Rad gefahren bin, hatte ich schon mein Abendessen. Heute kann man dabei höchstens noch Snacken.
Es braucht wohl niemand von uns eine insektenverklebte Scheibe. Und auch auf den Genuss von Insekten beim Radfahren verzichten nicht nur die VegetarierInnen gerne. Doch genauso wie Bienen brauchen wir auch Käfer, Fliegen und andere Insekten zum Bestäuben, zum Beseitigen von Aas, zur Aufbereitung unserer Böden ...
Artensterben in Österreich
Im mitteleuropäischen Vergleich sind wir eines der artenreichsten Länder. In Österreich haben wir 54.125 Tierarten, wobei die Insekten mit ca. 40.000 den größten Anteil bilden. Bei den Pflanzen ist die Vielfalt mit ca. 2.950 deutlich geringer.
In der Greenpeace Studie „Das stille Sterben“ werden 39 % der österreichischen Tierarten als gefährdet eingestuft. Bei den Libellen sind es 55 %, bei den Wirbeltieren 57 %, bei Tagfaltern 52 % und bei Nachtfaltern ebenfalls 40 %, die vom Aussterben bedroht sind.
33 % der österreichischen Pflanzenvielfalt sind in Gefahr.
Doch nicht nur unsere Pflanzen- und Tierwelt ist in besorgniserregendem Zustand. Auch die verschiedenen Lebensräume sind akut gefährdet. So droht zum Beispiel 33 Biotoptypen die vollständige Vernichtung.
Rote Listen
Bedrohte Tier- und Pflanzenarten werden auf sogenannten roten Listen festgehalten. Rote Listen der gefährdeten Arten in Österreich stellt das Umweltbundesamt zur Verfügung. Bei jeder, auf der Roten Liste angeführten, Art, wird der Gefährdungsstatus angezeigt:
- RE = in Österreich ausgestorben
- CR = Vom Aussterben bedroht
- EN = stark gefährdet
- VU = gefährdet
- NT = Vorwarnliste
- LC = ungefährdet
- DD = Datendefizit
- NE = nicht eingestuft
Wenn Sie von einer bestimmten Pflanzen oder einem Tier wissen wollen, ob es in Österreich geschützt ist oder auf einer Roten Liste steht, können Sie in der OASIS-Datenbank – dem Österreichischen Artenschutz Informationssystem nachsehen. Bevor Sie im Garten, auf Balkon oder Terrasse ein Tier entdecken, das Sie vielleicht entfernen wollen, sollten Sie sicherheitshalber auch noch nachsehen, ob dieses unter Naturschutz steht.
Warum ist es so wichtig, die Artenvielfalt zu erhalten.
In einem funktionierenden Ökosystem arbeiten Pflanzen und Tiere perfekt zusammen und ergänzen sich:
Ein Teil der Pflanzen wird von Bakterien und anderen Tieren zu Nährstoffen für einen gesunden Boden verarbeitet. -> Darauf wachsen wieder Pflanzen, die von Lebewesen bestäubt werden und die wir für unsere Nahrung brauchen. -> Pflanzen, Bäume und auch Böden verarbeiten Unmengen von Kohlenstoff. Damit verringern sie die CO2 Belastung.
Wenn unsere Ökosysteme nicht mehr funktionieren, weil Arten verschwinden, wird das auch uns gefährden. Fehlen die Bestäuber, werden wir auf viele Nahrungsmittel verzichten müssen. In China werden schon heute die Pflanzen teilweise von Menschen bestäubt, weil die Insekten es nicht mehr tun können.
Die Artenvielfalt ist auch wichtig, um unsere Kulturpflanzen weiterzuentwickeln. Steigende Temperaturen, extreme Wettersituationen brauchen widerstandsfähigere Sorten. Die dafür erforderlichen Eigenschaften sind möglicherweise in einer noch nicht entdeckten Pflanze enthalten.
Können wir unsere Kulturpflanzen nicht an die Klimaänderungen anpassen, kann es durch extreme Wettersituationen zu bedrohlichen Ernteausfällen kommen.
Doch die Pflanzen sind auch von einem gesunden Bodenleben abhängig. Schlechte Böden bringen weniger Ertrag und damit weniger Nahrungsmittel.
Medizinische Wirkstoffe werden zum Großteil aus Pflanzen gewonnen. Wenn es die dafür notwendigen Arten nicht mehr gibt, können wichtige Arzneimittel nicht mehr produziert werden bzw. fehlen Heilpflanzen, die uns helfen, gesund zu bleiben oder zu werden.
Rohstoffe wie Holz gehen verloren. In den österreichischen Wäldern können wir teilweise schon beobachten, dass sich der Klimawandel bemerkbar macht. Einige Bäume kommen mit den steigenden Temperaturen nicht gut zurecht und sind anfälliger für Schädlinge. Speziell dort, wo auf Monokulturen gesetzt wurden, verschwinden ganze Wälder. Und mit ihnen die von den Bäumen abhängigen Insekten und Vögel, die wiederum von den Insekten leben.
Doch auch die Zerstörung der Regen- und Mangrovenwälder hat Auswirkungen auf Österreich und andere Länder. Den Einfluss auf das Klima der schwindenden Wälder spüren wir bereits. Zerstörte Lebensgrundlagen, unwirtliche Lebensräume werden viele Umweltflüchtlinge in die Länder bringen, in denen die Welt scheinbar noch in Ordnung ist.
Für unser Wohlfühlgefühl ist Artenvielfalt auch wichtig. Ein Garten ohne Schmetterlinge ist beunruhigend. Ein Besuch im Park, in dem viele Vögel zwitschern, tut uns gut.
Der wichtigste Grund sollte aber unser Respekt vor der Natur und den funktionierenden Ökosystemen sein.
Ursache für das Artensterben
Der Mensch! Seit Beginn der Industrialisierung steigt die Anzahl der bedrohten Fauna und Flora. Hauptursache ist die Vernichtung von Lebensräumen. Die Verbauung und die intensive Nutzung durch die Landwirtschaft, Monokulturen, das Spritzen von Gift, die Ausfischung der Meere, Jagd, die Abholzung des Regenwaldes, invasive Neophyten, Umweltverschmutzung, Klimawandel – die Ursachen sind vielfältig und haben eines gemeinsam: Wir sind dafür verantwortlich!
Folgen des Artensterbens
Manche Spezies haben ihr Dasein genau aufeinander abgestimmt. Der Osterluzeifalter zum Beispiel braucht die Osterluzei – die Pflanze, der er seinen Namen verdankt. Nur auf ihr legt er seine Eier ab, damit die Raupen versorgt sind. Wenn zum Beispiel durch Klimaveränderungen die Osterluzeipflanze früher blüht, kann es passieren, dass sie der Falter verpasst. In weiterer Folge kann das zum langsamen Verschwinden des schönen Schmetterlings führen. In Österreich ist der Osterluzeifalter vom Aussterben bedroht.
Artenvielfalt erhalten - das können Sie tun
Sie können die großen Gefährdungen der Artenvielfalt nicht ändern. Doch Sie können durch Ihr Konsumverhalten dazu beitragen, dass in der Landwirtschaft und der Industrie ein Umdenken passiert. Und im kleinen Bereich können Sie einen großen Beitrag zum Erhalt der Tier- und Pflanzenarten leisten:
- Fördern Sie durch Ihren Einkauf die Unternehmen, die bereits einen Beitrag zur Biodiversität leisten. Meistens sind das regionale Betriebe und Biobauern. Damit schonen Sie die Umwelt und auch Ihre Gesundheit. Außerdem werden Sie den Unterschied schmecken.
- Reduzieren Sie Ihren Fleischkonsum. Essen Sie lieber weniger, aber dafür hochwertiges Biofleisch aus Ihrer Region.
- Heimische Fische sind besser, gesünder und sie schonen die Umwelt. Und in Österreich gibt es eine feine Auswahl an guten Biofischen.
- Verzichten Sie auf Produkte, für die Lebensräume zerstört werden (z. B. Palmöl, Kokosöl, Wegwerfmode ...)
- Greifen Sie auch im Supermarkt zu den regionalen, umweltfreundlich verpackten Produkten. Mit Ihrer Konsequenz bestimmen Sie das Angebot im Handel mit.
- Vermeiden Sie Müll, so gut es geht. Und entsorgen Sie Ihre Abfälle umweltschonend.
- Online-Einkäufe belasten die Umwelt. Unmengen Kartons werden täglich rund um die Welt geschickt. Der Einkauf beim regionalen Händler spart Müll und reduziert die CO2 Belastung.
- In Österreich leiden wir keinen Wassermangel. Gehen Sie dennoch mit der wertvollen Ressource Wasser sorgsam um. Beim Duschen, Wäsche waschen, Gießen deiner Pflanzen ... es gibt viele Möglichkeiten, Wasser zu sparen.
- Unterstützen Sie die heimische Natur. Das braucht nicht viel. Pflanzenvielfalt auf Balkon, Terrasse oder im Garten nährt unsere Insekten. Das gibt wieder ausreichend Futter für die heimischen Vögel. Diesen können Sie auch mit einer Wiese statt einem Rasen und zusätzlicher Fütterung helfen.
Gehen Sie raus und freuen Sie sich an der vielfältigen Natur vor unserer Haustür. Gemeinsam können wir jede einzelne Art erhalten.
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