Es ist wieder modern geworden, die 40-tägige Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern für einen bewussten Verzicht zu nutzen. Auch oder sogar, wenn man der Kirche längst den Rücken gekehrt hat.
In der christlichen Tradition konzentrierte sich dieses Vorhaben über Jahrhunderte auf das Verzichten auf Nahrung; und das ist noch immer die beliebteste Form. Man verzichtet zum Beispiel auf Fleisch, Kaffee, Süßigkeiten, Alkohol – oder auf alles zusammen. Doch auch das sogenannte strenge Fasten, die ursprüngliche kirchliche Vorgabe, findet in einer Gesellschaft im Nahrungsüberfluss zunehmend Interesse. Da ist pro Tag nur eine sättigende Mahlzeit erlaubt sowie kleine Stärkungen zwischendurch (z. B. eine Scheibe Brot oder ein Stück Obst).
Charmant ansprechen
Wie auch immer man seine persönliche Fastenzeit auslegt: Offenheit und Informieren ist der ideale Weg bei privaten Essenseinladungen. „Man darf sagen, dass man gerade im Fasten-Modus ist“, sagt KURIER-Kolumnistin und Gastrosophin Johanna Zugmann.
Sie empfiehlt, es auf die charmante Art kundzutun. Sonst kann es schnell nach einem Aufzwängen der eigenen Regeln klingen. „Wenn man keinen Alkohol trinkt, könnte man sagen: ‚Mit uns wirst du diesmal keine große Freude haben, wir trinken gerade nichts. Willst du dir das wirklich antun?’“ Fleisch-Faster könnten wiederum auf die Vorbereitung abzielen. Etwa so: „Nur wegen deiner Kalkulation – wir essen derzeit kein Fleisch.“ Der Gastgeber weiß damit Bescheid und kann vegetarische Alternativen wie interessante Gemüsevariationen vorbereiten.
Eigene Befindlichkeit reduzieren
Für Eventmanagerin Hannah Neunteufel (Hannah’s Plan) ist bei Einladungen „das Reduzieren eigener Befindlichkeiten auf das absolute Minimum“ hingegen eine „Art von Anstand“ – Allergien oder Unverträglichkeiten natürlich ausgenommen. Ansonsten lässt man bei Tisch ohne viele Worte dann das Ungeliebte einfach weg oder nimmt nur eine halbe Portion.
Was die Fastenzeit betrifft, ist sie ein Fan klarer Worte. „Wenn ich streng faste, bitte ich um Verständnis, die Einladung aus Höflichkeitsgründen dem Gastgeber gegenüber ausschlagen zu müssen.“ Dazu könne man ein späteres Nachholen in Aussicht stellen.
Wer selbst zum Essen einlädt, nimmt meist angesichts zunehmender Unverträglichkeiten ohnehin das ganze Jahr über Rücksicht. „Ich frage immer nach, ob jemand etwas nicht isst“, sagt Johanna Zugmann. Neunteufel spricht von „Gastgeber-Empathie“: „Man kann in der Fastenzeit oder aus Rücksichtnahme von vornherein leichte Speisen servieren oder auf Zucker verzichten, wenn man weiß, dass das Thema schlagend werden könnte.“
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