Für den Antragsteller kann das eine schmerzhafte Erfahrung sein. "Natürlich ist es eine Kränkung, wenn ein Heiratsantrag abgelehnt wird, und es ist nachvollziehbar, dass das für den Betroffenen sehr enttäuschend ist", sagt Susanne Pointner, Psychotherapeutin und Präsidentin der Imago Austria Gesellschaft, die eine spezielle Methode der Paartherapie anbietet.
Ein abgelehnter Heiratsantrag muss aus Sicht der Paartherapeutin aber nicht das Ende einer Beziehung bedeuten – und nicht heißen, dass der eine den anderen nicht liebt. "Es kann auch ein Zeichen von Wertschätzung sein", sagt Pointner. Zum Beispiel in dem Sinne, dass man in einer Beziehung erhalten möchte, was gerade besteht.
Nicht zu leugnen sei hingegen, dass ein missglückter Heiratsantrag unterschiedliche Erwartungen an die Partnerschaft zum Vorschein bringt. "Darum ist es günstig, schon vor dem Antrag ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie die Situation ausgehen könnte", sagt Pointner. Wird dieser abgelehnt, sei die Kommunikation schon vorher nicht optimal gelaufen.
"So romantisch ein spontaner Heiratsantrag am Strand auf den Seychellen in der Vorstellung auch sein mag, beziehungsfreundlicher ist es sicher, schon vorher einmal hinzufühlen, ob der andere das überhaupt möchte." Auch selbst sollte man sich klar darüber werden, warum es einem wichtig ist, diese Frage zu stellen. "Es kann durchaus sein, dass man einen Heiratsantrag macht, um eigene Zweifel an einer Beziehung aus dem Weg zu räumen", sagt die Expertin. Dadurch werde aber lediglich die eigene Unsicherheit auf den anderen übertragen. Oder man meint – sei es nun berechtigt oder nicht – , eine Unsicherheit beim anderen ausmachen zu können und will ihn mit einem Antrag dazu bringen, Nägel mit Köpfen zu machen. Auf diese Art und Weise Druck auszuüben, sei laut Pointner für eine Beziehung nicht gerade förderlich.
Kein Grund zur Panik
Ein "Nein" vom Gegenüber sollte man dennoch immer einkalkulieren. Dieses sollte von der Person, die den Antrag bekommt, möglichst wertschätzend zum Ausdruck gebracht werden. "Es ist auf jeden Fall kein Grund zur Panik", sagt Pointner. Eine Reaktion könne sein, dem Partner zu sagen, dass man noch Zeit braucht, darüber nachzudenken, was der Antrag für einen bedeutet. Und selbst wenn man diesen ablehnt, sei es ratsam, das Thema in der Beziehung immer wieder anzusprechen und gemeinsam zu überlegen, ob ein anderes Commitment statt einer Hochzeit in Frage kommt. So wie zum Beispiel eine eingetragene Partnerschaft.
Ob der Valentinstag dafür ein geeigneter Tag ist? "Es ist auf jeden Fall ein guter Tag, um sich mit einer Beziehung auseinanderzusetzen. Und er kann auch ein guter Tag sein, um einen Antrag zu machen. Grundsätzlich gilt das aber für jeden anderen Tag auch", sagt Pointner.
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