Was bezweckt das „Regietheater“?

Don Carlos läuft im Armani-Anzug zwischen allerhand Quadern einher, König und Großinquisitor tun es ihm ähnlich, die Ketzer werden natürlich nicht verbrannt, sondern müssen ganz dringend an KZ-Insassen erinnern. Lady Macbeth wäscht ihre Hände vom grünen Blut des von einem Kind in einem Nachthemd dargestellten, müde strampelnden Königs in einer Art neonbeleuchtetem Bahnhofsklo. Herzog Blaubart ist ein eisgrauer Zivilist unserer Zeit, Typ pensionierter Studienrat, und um das unverzichtbare Quentchen Drittes Reich hineinzupacken, muss er ein wenig alterszackig herumsalutieren und dabei herumspringen wie ein Mensch, der ein Hämorrhoidalleiden durch Arschkrampf zu kaschieren sucht.

Wer immer eine der normalerweise sauteuren Opernkarten gelöst hat, hat seit längerer Zeit einigen Grund zur Furcht, ob er Geld, Zeit und Parkplatzsuche nicht für bessere Zwecke hätte verwenden sollen. Wer dennoch Geld und Abend zur Oper trug, kann Myriaden ähnlicher Geschichten erzählen. Es kommt aber darauf an, sie zu begreifen.

Fritz Erik Hoevels/Peter Priskil/Ralph MacRaeDie Oper auf dem Prokrustesbett 145 Seiten € 7,80 Ahriman

www.morawa-buch.at/die-oper-auf-dem-prokrustesbett

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