Jetzt kommt die entscheidende Zeit für Kakteen-Liebhaber

Thomas Hölzel (li.) hat mehr Kakteen, als er zählen kann. Dieser „Schwiegermuttersessel“ ist 60 Jahre alt
Sind es Stacheln oder Dornen? Jedenfalls müssen Kakteen jetzt rein. Bald kommt die schwierigste Zeit für ihre Fans: Winter.

Kakteen ist im Winter einfach zu warm. Man würde glauben, dass es ein Kaktus gerne warm hat. Aber eben nicht immer, präzisiert Thomas Hölzel: „Die Überwinterung ist bei vier bis fünf Grad optimal. Das Problem für Wohnungskakteen ist der Winter. Den Pflanzen fehlt die Kältephase, daher kommen sie nicht oder nur sehr schwer zur Blüte.“

Wie man Kaktus-Stecklinge neu setzt

Nun wundern sich einige, dass das dornige Ungetüm zu Hause überhaupt blühen könnte. Dabei sind die Blüten der eigentliche Vorzug dieser unpraktischen Pflanzen. „Zum Beispiel die weitverbreiteten Kakteen wie der Säulenkaktus, der im Volksmund Königin der Nacht heißt“ – weil seine Riesenblüte abends aufgeht und noch vor Sonnenaufgang wieder abstirbt. Früher hätten ihn diese einfachen Kakteen nicht interessiert, sagt Hölzel: „Aber mittlerweile schon, die haben oft Hybriden mit tollen Blüten. Das ist auch das Faszinierende an eigenen Kreuzungen: Man wartet und schaut, welche Blüte da rauskommt.“

Wer über Kreuzungen parliert, muss Kaktus-Profi sein. Hölzel ist der Präsident der Wiener Kakteenfreunde (www.cactusaustria.at, Zweigverein Wien) und seit seinem fünften Lebensjahr begeistert: „Da hat mir eine Nachbarin einen Ableger geschenkt, der ist gewachsen und gewachsen. Das hat mir getaugt. Das ist jetzt 57 Jahre her.“ Mit der Zeit wurde aus der Begeisterung Besessenheit, bei Hobbys oft ein fließender Übergang. Heute hat er „um die zehntausend Kakteen – die übrigens nicht Stacheln haben, sondern Dornen. Die genaue Zahl weiß ich nicht“. Und ein bummvolles Riesen-Glashaus. In eben dem überwintert er die Kakteen bei optimaler Kälte.

Jetzt kommt die entscheidende Zeit für Kakteen-Liebhaber

Felsenkaktus-Steckling: Schönen Trieb abschneiden und in leeren Tontopf stellen – der saugt Feuchtigkeit von der Schnittstelle. Nach sechs Wochen kommen Wurzeln.

Neben Hitzestress bei zu viel Sonne (heuer im April) sei das Gießen im Winter eine Gratwanderung: „Kleinere Pflanzen brauchen zwar ein bisschen Wasser, aber gibt man zu viel, kommen sie ins Wachsen – das sind dann nur dünne Triebe, sogenannte Wassertriebe.“ Größere Exemplare könne man hingegen bei niederer Temperatur trocken stehen lassen.

Von der Ernte zum eigenen Wein in fünf Schritten

Gießen sei generell das Hauptproblem bei Kaktusbesitzern: „Viele gießen sie im Sommer zu wenig. Wichtig ist, dass die Erde trocken sein muss, bevor man gießt – nie eine feuchte Pflanze nochmal gießen.“ Aber man müsse schon alle paar Tage Wasser geben, abhängig von der Art natürlich. Ähnliche Missverständnisse herrschen um die Sonne: „Vor zehn Jahren hätte ich aus tiefstem Herzen Ja zu einem Sonnenstandort gesagt. Mittlerweile sind Sonne und UV-Strahlung stärker, da muss man aufpassen, dass die Haut der Kakteen nicht verbrennt.“ Regelmäßiges Gießen hilft auch dagegen.

Kakteen, die nicht beizeiten eingehen, werden aber doch oft hässlich, mit ihren verholzten Stellen, oder? „Auch bei mir“, gibt Hölzel zu und zeigt auf einen alten Felsenkaktus. „Man kann das nicht verhindern, aber verzögern: genug Nährstoffe geben und nie mit kaltem Wasser gießen.“ Oder einfach immer wieder verjüngen. (siehe Video)

Jetzt kommt die entscheidende Zeit für Kakteen-Liebhaber

Die Bischofsmütze (l.) hat fünf, selten drei Rippen. Den Peyote-Kaktus (r.) kauten mexikanische Ureinwohnern bei Ritualen – er enthält Mescalin.

 

Und wie kreuzt man nun? „Ganz einfach: Blütenstaub von einem Kaktus nehmen – mit Pinsel, Wattestäbchen oder einfach dem Finger – und auf die Narbe einer anderen Kaktusblüte aufbringen, dann bilden sich Samen. Die setzt man ein.“ Ganz einfach.

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