Heute vor genau 50 Jahren waren auf dem legendären Woodstock-Festival schon alle den zweiten Tag im Rausch. Auch wenn dieser Rausch nicht ausschließlich pflanzlichen Ursprungs war, fragen sich Gartlergenerationen seit damals, welche Blumen in den Flower-Power-Sujets eigentlich abgebildet sind.
Ganz genau lässt sich nicht eruieren, was vor allem die Künstler Heinz Edelmann und Peter Max sich mit ihren Entwürfen gedacht haben. Sie sind die Ikonen der Flower-Power-Kunst, Edelmann illustrierte den Beatles-Film „Yellow Submarine“, Max erfand die typischen fließenden, blasenhaften Schriften. Aber man sieht deutlich, was sie weggelassen haben: So hat kein Flower-Power-Design je eine Rose gesehen – viel zu bürgerlich und aristokratisch. Oder eine Lilie – viel zu bigott. Die stilisierten Blumen sind rund, bunt und unkultiviert. Wie jene, die man nach dem Liebesrausch in der Wiese pflückt und dem Gegenüber ins Haar steckt.
Die Frage: Wenn man sich nun selbst einen Flower-Power-Topf zusammenstellen will, welche Blumen nimmt man?
Der Flower-Power-Topf im Selbstversuch
„Das sind alles klassische Korbblütler, mit dieser runden Blütenform“, sagt Robert Schießbühl, der eine Gärtnerei in Langenzersdorf hat. (www.schiessbuehl.at). „Da könnte man zum Beispiel die Echinacea nehmen.“ Diese „Sonnenhüte“ gibt es in vielen Farben, das passt perfekt, und sie sind winterhart (eine Hippie-Blumen kann ja nicht einfach so im Winter sterben). Im Gegenteil: „Die Echinacea gibt es auch als Heilkraut, wobei die Zierpflanzen keine Inhaltsstoffe haben. Daraus braucht man sich keinen Tee machen.“ (natürlich: Tee)
Circle of life
Ebenfalls als „Sonnenhut“ bezeichnen Gartler die Rudbeckien. Die sind zwar nicht mit Echinaceen verwandet und leider auch nicht garantiert winterhart, aber in Farbe und Blütenform ideal für den Topf. Gleiches gilt für die Strohblumen. „An deren Stellen kann man dann dafür nächstes Jahr etwas Neues setzen“, sagt Schießbühl. So ist er halt, der ewige Kreis des Lebens.
Zwischen all der Farbe machen sich Edelweißmargeriten sehr gut – weiß und unschuldig wie Gänseblümchen, aber viel größer und winterhart. „Eigentlich sind die eine alte Bauerngartenpflanze“, weist der Profi auf die bürgerliche Diskrepanz hin, fast spießig. Aber so passend, dass wir ein Auge zudrücken – ein Mädchenauge. „Auch Coreopsis genannt – hat auch eine schöne runde Form und ist winterhart.“
Wichtig seien bei so einem Staudentopf (neben Luft und Liebe) die Abzugslöcher, betont Schießbühl. „Diese Pflanzen wollen nicht im Wasser stehen.“ Als Boden empfiehlt er für die Mehrjährigen „grobes Substrat mit Grunderde oder Tonanteil. Eher eine schwere Erde.“ Von der sollte man nie mehr als einen Zentimeter auf die Ballen der Blumen geben – „sonst können sie dort, wo das vegetative Wachstum beginnt, faulen“.
Anfangs gehört so ein Hippie-Topf natürlich gut getränkt und ruhig in die volle Sonne gestellt. So sollte er bald froh sein und gedeihen. Das Stutzen kann warten, hare krishna! „Schneiden würde ich die Stauden erst im Frühling. Aber keine Angst: Dann treiben sie durch, werden noch größer und prächtiger.“ Peace out.
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