Wenn Eltern lange arbeiten, sind die Kinder eher übergewichtig

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Besonders in Mittelschichtsfamilien steigt das Risiko für Fettleibigkeit, zeigt eine Berliner Studie.

Lange Arbeitszeiten von Müttern und Vätern erhöhen das Risiko für ihre Kinder, im Vorschulalter an Übergewicht oder Fettleibigkeit zu leiden. Das ist das Ergebnis einer Studie, die untersucht hat, wie sich elterliche Arbeitszeiten auf das Körpergewicht von Kindern auswirkt.  Geleitet wurde die Studie von Jianghong Li, die am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung arbeitet.

Das Vorschulalter ist eine entscheidende Entwicklungsphase für das Körpergewicht von Kindern. Jetzt steht fest: Kinder von Müttern, die 35 Stunden oder mehr pro Woche arbeiten, einem erhöhten Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit ausgesetzt sind – im Vergleich zu Kindern, deren Mütter nicht erwerbstätig sind.

Das Risiko erhöht sich, wenn auch die Väter lange arbeiten (55 Stunden oder mehr pro Woche). In diesem Fall wirken sich bereits kürzere Arbeitszeiten der Mutter (24-34 Wochenstunden) negativ auf das Körpergewicht der Kinder aus.

Auch auf die Väter kommt es an

Dies zeigt, dass auch die Arbeitszeit von Vätern einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit von Kindern hat. Die Studie ist eine von wenigen Untersuchungen, die den Effekt der mütterlichen und väterlichen Arbeitszeiten gemeinsam betrachtet.

Jianghong Li hat auch eine Vermutung, wie es zu dem Mehr an Kilos kommt: Die Kinder bewegen sich weniger und essen ungesünder - ein Zusammenhang, den Studien bereits für Deutschland und andere Industrieländer nachgewiesen haben.

Eine andere Ursache könnten unterbrochene Schlafrhythmen bei Kindern sein, deren Eltern lange arbeiten.

Mittelschichtkinder

Dass lange Arbeitszeiten und Körpergewicht der Kinder zusammenhängen, wurde hauptsächlich bei Kindern aus Familien mit mittlerem und hohem Einkommen festgestellt. Bei Familien mit niedrigem Einkommen lässt sich dagegen dieser Zusammenhang nicht nachweisen.

„Eltern, die wenig verdienen, sind vielleicht weniger informiert, dass Ernährung und körperliche Bewegung das Risiko für Übergewicht beeinflussen. Deshalb ändern weniger oder mehr Arbeitsstunden auch nichts daran, was die Kinder essen und wieviel sie sich bewegen. Es ist auch denkbar, dass in einkommensschwächeren Familien die Vorteile eines höheren Verdiensts durch längere Arbeitsstunden die negativen Folgen des Zeitmangels ausgleichen“, erklärt Li.

Kindergarten

Ein Kindergarten-Besuch mindert das Risiko für Übergewicht oder Fettleibigkeit - unabhängig davon, aus welchem Elternhaus ein Kind kommt. „Staatliche Investitionen zur Verbesserung der Einrichtungen, insbesondere der Ernährungsqualität und angemessener körperlicher Bewegung können erwerbstätige Eltern bei ihren Erziehungsaufgaben unterstützen“, sagt Li.

Die Forscher analysierten Langzeitdaten zum Body-Mass-Index (BMI) von Kindern und den Arbeitsstunden ihrer Eltern. Es wurden Daten von 2.413 Kindern im Alter zwischen 0 und 1, 2 und 3 sowie 5 und 6 ausgewertet, die zwischen 2003 und 2014 im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) erhoben wurden.

Die Studie ist im Journal of Epidemiology and Community Health erschienen.

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