Bewegung in der Schule: „Wir haben kaum noch Übergewichtige“

Bewegung in der Schule: „Wir haben kaum noch Übergewichtige“
Durch Projekte wie „Beat the Street“ bringt Direktorin Brigitte Stiebitz Kinder in Schwung.

Meist hindern die digitalen Medien Kinder an der Bewegung – manchmal ist es genau umgekehrt. Beim Projekt „Beat the Street“ können die jungen Teilnehmer Punkte sammeln, indem sie sich mit ihrem Chip bei Computerstationen in der Umgebung registrieren, die man zu Fuß erreichen kann. Das Konzept wurde jüngst beim motion4kids-Wettbewerb (www.motion4kids.org) ausgezeichnet und startet am kommenden Freitag mit Großveranstaltungen in Simmering und Donaustadt in die zweite Runde in Wien (www.wienzufuss.at/beat-the-street).

Vorzeige-Schule

Bei Ahmed und seinen Mitschülern aus der Volksschule Herderplatz in Wien 11 wirkte die Idee bereits im Vorjahr: „Wir waren mit unseren Lehrern draußen im Park und ich bin auch mit meinen Eltern spazieren gegangen und habe Punkte gesammelt. Gleich bei unserer Schule ist eine Station. Und bei einem Supermarkt, wo ich wohne. Das Projekt wurde erfunden, damit wir weniger mit dem Auto fahren.“ Sein Mitschüler Domagoj stimmt ihm zu: „Es fühlt sich gut an, draußen zu sein.“

Bewegung & Ernährung

Volksschuldirektorin Brigitte Stiebitz freut sich auf den Monat „Beat the Street“: „Jetzt kommt die schlechtere Jahreszeit, da ist es weniger leicht, die Kinder zum Bewegen zu motivieren, aber mit dem Chip Punkte sammeln, macht ihnen Spaß.“ Ihr passt das gut ins Bewegungskonzept der Schule beim Herder-Park. „Wir haben vor sechs Jahren angefangen, Bewegung und Sport sowie gute Ernährung in unseren Schulalltag einzubinden. Deswegen haben wir etwa einen Sportcoach, der mit den Kindern Laufen trainiert und ein Mal im Jahr einen Schullauf durchführt. Ich gehe dann immer als Schlusslicht zu Fuß“, schmunzelt Stiebitz.

Coaches für Schüler und Lehrer

„Unser Trainer Erwin Steiner bildet in Vorsorge-Workshops Kinder zu Coaches aus, die auch andere Kinder zum Bewegen motivieren. Außerdem gibt er ihnen Gesundheitsbewusstsein mit“, nennt sie einen weiteren Aspekt des Konzeptes, das dem Berater den Niederösterreichischen Vorsorgepreis eingebracht hat. „Jetzt wird er auch uns Lehrer schulen. Ich habe am Handy einen Schrittzähler, der wirkt ähnlich motivierend wie das ‚Beat the Street‘ bei den Kindern.“

Weniger Übergewicht

Als Ergänzung zur Bewegung legt die Direktorin Wert auf gesunde Ernährung: „Im ganzen Bezirk sind wir ,Wasserschulen‘, in denen es keine süßen Getränke gibt, außerdem haben wir gesunde Jausen und Mittagessen auf Biostandard.“ Der Erfolg: „Wir haben hier kaum noch übergewichtige Kinder. Früher waren es 15 bis 20 Prozent, jetzt sind es fünf von 320.“

„Den Bauch loswerden“

Ahmed und Domagoj haben einen Freund, „der ein bisschen korpulent ist. Aber der will seinen Bauch gerne loswerden“. Was ihm die Kinder da raten? „Wir treffen ihn oft zum Fahrradfahren.“

Die Viertklässler sind durchaus sportlich, auch wenn sie schon jetzt weniger Zeit haben als früher: Die Buben spielten im Fußballverein, Klara ging in Ballett, erzählt sie. Doch neben der Schule und Programmen wie Gitarre, Polnisch- oder Arabisch-Unterricht geht sich das nicht mehr aus. Zum Glück gibt es zu den normalen Sportangeboten der Nachmittagsbetreuer ein gutes Angebot im Haus, sagt Schülerin Tijana: „Ich gehe in einen Jazzdance-Kurs hier in der Schule.“ Und ab Freitag wieder täglich mindestens eine halbe Stunde mit dem Chip von Station zu Station.

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