Was Frauenkörpern 2016 alles abverlangt wurde

Die Liebe zum eigenen Körper steht unter Beschuss.
Zu dick, zu dünn, zu breit, zu schmal, zu mollig, zu zierlich: Frauenkörper werden seit jeher den unterschiedlichsten Idealen unterworfen. Auch das heurige Jahr brachte wieder einige absurde "Trends" mit sich.

Können Sie sich noch erinnern, als die Thigh Gap 2013 auf Social Media auftauchte? Damals schlugen Ärzte und Experten Alarm und warnten davor dem "Trend" nachzueifern. Schließlich habe das Vorhandensein einer Thigh Gap und die Größe der Lücke zwischen den Oberschenkeln primär mit der Anatomie, den Muskeln und dem Knochenbau zu tun. Doch #ThighGap setzte sich durch - und sollte nur der Anfang sein.

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Was folgte, übertraf sich quasi stetig an Absurdität. Bikini Bridge, Collar Bone Challenge, DIN A4 Taille, und und und. Dabei stets im Fokus: Die strenge Unterwerfung von Weiblichkeit und dem menschlichen Körper. Bei den genannten Phänomenen werden bizarre Maßstäbe für besonders schlanke Figuren geschaffen. 2016 wurde die Liste um zwei Begriffe erweitert.

Von Abcracks und Hip Dents

Sowohl Abcracks, eine rinnenförmige Einbuchtung der Haut in der Mitte des Bauches, als auch Hip Dents, eine Furche zwischen Oberschenkel und Hüftknochen, hatten die virtuelle Welt, die sich sehr stark an und über derartige Trends definiert, fest im Griff. Durch die glamouröse Vermarktung der Körperstellen auf Instagram und anderen sozialen Medien, avancierten Abcracks und Hip Dents binnen kürzester Zeit zum neuen Schönheitsmerkmal. Mediziner warnten erneut davor. Mit mäßigem Erfolg.

Kritik an der Kritik

Das Aufkommen dieser Körperkults will auch ein Großteil der Netz-Gemeinde nicht einfach so hinnehmen. Deshalb haben sich in den vergangenen Monaten und Jahren unter dem Stichwort

Body Positivity
wiederholt
Protestbewegungen
auf Social Media formiert, die für mehr Selbstliebe und Akzeptanz kämpfen. Frauen erobern das Recht am eigenen Körper und
an den ihnen attestierten Makeln
zurück und bewegen sich dabei weg von der Norm, die in Wahrheit keinen Frauenkörper in seiner Individualität respektiert.
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Eine dieser Bewegungen wurde unter dem BegriffMermaid Thighs bekannt. Unter der Begrifflichkeit feiern Frauen ihre kurvige Körpermitte. Fernab von Magermaßen und Size Zero, mit einem wohlwollenden Blick auf Weiblichkeit. Ganze drei Jahre nach Thigh Gaps kam also schließlich der Gegentrend. Die Meerjungfrauen-Oberschenkel, die aneinander reiben und in ihrer Silhouette der Flosse einer Meerjungfrau gleichen, wurden zum Sinnbild einer neuen Lust am Durchschnittsbody. Auch hier war Kritik nicht weit. Der Trend würde schlanke Frauen diskriminieren, deren Körper ohne Diät, Sportprogramm und Selbstkasteiung schmal und zart seien.

Kampf dem Einheitsbrei

Doch was diskriminiert Frauen nun stärker? Thigh Gaps oder Mermaid Thighs? Die Antwort auf diese Frage wird wohl kaum alle zufrieden stellen können.

Die eigentliche Problematik liegt ohnehin wohl nicht darin, dass man den eigenen Körper durch Sport und Ernährung seinen Vorstellungen entsprechend formen kann und darf. Vielmehr wird durch derartige Trends, die vom Großteil der Gesellschaft rein passiv über die virtuelle Sphäre erlebt werden, ein Körperbild zum Schönheitsideal stilisiert, welches oftmals entweder nur durch enorme körperliche Kasteiung, ein Übermaß an sportlicher Betätigung und nicht selten auch mit abnormen Essgewohnheiten einhergeht. Oft sind es vor allem junge Mädchen und Frauen, die durch Abbildungen in sozialen Medien gewissermaßen hinters Licht geführt und zum Nacheifern angeregt werden. Zudem werden die propagierten Schönheitsideale nicht oder zu spät kritisch reflektiert.

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Was bei all diesen Überlegungen auch auf der Strecke bleibt? Die Erkenntnis, dass es Frauenkörper schon immer in allen Größen und Formen gab und auch künftig geben wird. Und, dass die Glorifizierung bestimmter Körperformen immer auch untrennbar mit Selbstzweifeln und im schlimmsten Fall mit Selbsthass verbunden ist - bloß (und absurderweise) wegen einer fehlenden Lücke zwischen den Beinen.

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