Hüftdelle: So absurd ist der neueste Körpertrend

Auf Instagram zeigen Models ihre Hüftdellen.
Auf Instagram ist die Furche zwischen Oberschenkel und Hüftknochen bereits ein Trend. Nicht ungefährlich, bedenkt man, dass die Hüftdelle nur durch sehr intensives Training und große Gewichtsabnahme erreicht werden kann.

Kardashian-Schwester Kendall Jenner hat eine, US-Model Jasmine Tookes und das dänische Mannequin Josephine Skriver auch: Die Rede ist von einer Hüftdelle, die im englischsprachigen Raum unter dem Begriff "Hip Dent" oder "Hip Dip" bekannt ist. Durch die glamouröse Vermarktung der Körperstelle auf Instagram und anderen sozialen Medien, avancierte die Mulde binnen kürzester Zeit zum neuen Schönheitsmerkmal. Mediziner warnen davor, dem "Trend" nachzueifern.

Was mit Thigh Gap begann ...

... fand in Körperkults wie der Bikini Bridge und dem Ab Crack seine Fortführung. Obwohl Experten bei jedem dieser Körpertrends Alarm schlagen, verbreiten sie sich im Internet rasant - und stiften vor allem junge Mädchen zum Nachmachen an. Dass fast alle diese Erscheinungen nur mit Extremsport und/oder einer drastischen Reduktion der Kalorienzufuhr verbunden sind, ignorieren dabei viele.

Als Reaktion für die an Magermaßen orientierten Schönheitsideale feiern Frauen seit kurzer Zeit mit dem Körpertrend

Mermaid Thighs

ihre Kurven. Im Gegensatz zum Thigh Gap dürfen die Oberschenkel hier gut und gerne aneinander reiben und der Unterkörper quasi der Silhouette einer Meerjungfrau gleichen. Mit der Gegenreaktion wolle man einen wohlwollenderen Blick auf Weiblichkeit und weibliche Körper unterstützen, so der Tenor auf Social Media.

Woher kommt die Hüftdelle?

Kaum haben sich die Mermaid Thighs in den sozialen Medien etabliert, greift ein anderer Trend um sich. Die als "sexy Hüftdelle" verkaufte Hip Dent hebt die Absurdität vieler Schönheitsideale auf ein neues Level.

Doch warum haben manche Menschen nun eine derartige Delle im Hüftbereich und andere nicht? Die Antwort darauf ist komplex, wie Univ. Prof. Dr. Wolfgang Weninger, Leiter der Abteilung für Anatomie an der Medizinischen Universität Wien, erklärt. "Auf den Fotos ist zu erkennen, dass sich diese Delle zwischen dem Hautrelief zweier Muskeln bildet. Diese Muskeln ziehen von vorne, beziehungsweise von hinten zu einer gemeinsamen, flächenhaften Sehne, die bis an den Unterschenkel gelangt. An der Stelle des Hip Dents befindet sich zwischen den Muskelbäuchen ein 'Sehnenzwickel'", so der Experte. Die beiden Muskelbäuche würden die Haut vorwölben, der Sehnenzwickel nicht.

In der Tat könne man diese Körperpartie mit ensprechendem Training akzentuieren. "Wenn man beide Muskelpartien sehr intensiv und gezielt trainiert, dann wird die Muskulatur dicker und die Muskelbäuche wölben die Haut stärker vor. Ähnlich wie beim Bizeps am Arm", so Weniger. Der Sehnenzwickel bleibe dann im Gegensatz zu den Muskeln in der Tiefe - wie bei den Einziehungen zwischen den Anteilen des Sixpacks.

Auch der Körperfettanteil ist kein unwesentlicher Faktor. Liegt nur wenig Fett über diesen Muskelschichten, so ist die Kontur besser sichtbar. Frauen hätten Weniger zufolge in der Regel ohnehin mehr Fettgewebe im Hüftbereich. Bei den Models sei aber klar erkennbar, dass diese sehr schlank und generell einen sehr geringen Körperfettanteil hätten. "Das wirkt sich auch auf diese Körperpartie aus."

Letztlich hat es selbstverständlich auch etwas mit der individuellen Anordnung der Muskeln zu tun, wie prominent die Hüftdelle sichtbar ist. "Das zeigt sich auch, wenn man die Bilder der verschiedenen Models ansieht. Die Einbuchtung sieht bei jeder Frau geringfügig anders aus", so der Mediziner.

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