USA: Polizei wirft stillende Mütter aus Freibad

Symbolbild
Weil Mütter im Schwimmbad ihre Babys stillten, riefen Gäste die Polizei. Nun fanden sich Frauen zu einem Protest zusammen.

Dass öffentliches Stillen nach wie vor ein Tabu ist, zeigt ein aktueller Fall aus den USA: Im Bundesstaat Minnesota wurden zwei Frauen in einem Freibad angesprochen, weil sie ihre Babys dort stillten. Am vergangenen Mittwoch hielten sich Stephanie Buchanan und Mary Davis mit ihren Sprösslingen im Kinderpool des Aquatic Center in Mora, rund 100 Kilometer nördlich von Minneapolis, auf. Als Buchanans drei Monate alter Sohn Roman hungrig wurde, nahm sie ihn zur Brust. Ein Badegast sei daraufhin auf sie zugekommen und habe ihr nahegelegt, sich zu bedecken, wie Buchanan im Interview mit CBS News schildert. Um sich bewusst solidarisch zu zeigen, begann auch Mary Davis ihr Baby zu stillen. Ein Mitarbeiter des Bades forderte die beiden Mütter schließlich dazu auf, sich in die Umkleidekabinen zurückzuziehen. Die Frauen weigerten sich und verließen stattdessen den Pool – als plötzlich zwei Polizeibeamte auf sie zukamen.

"Ich sagte, dass das geltende Recht in Minnesota mir erlaubt, mein Baby überall zu stillen", erinnert sich Buchanan an die Situation. Daraufhin habe der Polizist entgegnet, dass er dies wisse, die Betreiber des Freibades sich jedoch das Recht vorbehalten würden, sie des Bades zu verweisen.

Auf Demütigung folgte Unterstützung

Der Vorfall habe die Frauen gedemütigt zurückgelassen, erzählt Buchanan. Doch in den darauffolgenden Tagen versammelten sich dutzende Mütter aus Solidarität in der Freibadanlage und stillten ihre Kinder außerhalb des Pools. Auch im Internet wurde den Müttern viel Anerkennung und Unterstützung zuteil.

Die Reaktionen der Gemeinde, von Müttern, Vätern und anderen Familienmitgliedern habe sie überwältigt, sagt Buchanan im Interview. Das Aquatic Center hat sich mittlerweile für den Vorfall entschuldigt: "Wir haben stillende Mütter immer unterstützt. Die Situation im Kinderpool hat bei anderen Gästen allerdings unangenehme Gefühle ausgelöst." Man betonte außerdem, dass die Frauen nicht aufgefordert worden seien, das Gelände zu verlassen. Für Davis und Buchanan ist die Entschuldigung jedenfalls halbherzig: "Das greift zu kurz", so Davis.

Kein Einzelfall

Die Zurechtweisung, die Stephanie Buchanan und Mary Davis erlebten, ist kein Einzelfall. So ereignete sich etwa vergangenen Sommer im Wiener Schönbrunner Bad Ähnliches. Ein Mann beschwerte sich auf seiner Facebookseite darüber, dass seiner Freundin im Restaurant des Privatbades das Stillen untersagt worden war. Ein Kellner habe die junge Familie darauf hingewiesen, dass Stillen im Restaurant nicht gestattet sei; das sei "eine Anweisung des Managements", soll der Kellner gesagt haben. Der Mann und seine Freundin hätten daraufhin die Essensbestellung zurückgezogen und das Lokal verlassen (mehr dazu hier).

Stillen als ungebrochenes Tabu

Öffentliches Stillen gilt nach wie vor als gesellschaftliches Tabu und wird auch im virtuellen Raum oft zensiert. Obwohl die weibliche Brust im öffentlichen Raum, der Werbung und im Internet quasi omnipräsent und hochgradig sexualisiert ist, wird der Busen im Kontext des Stillens einer anderen Bewertung unterworfen. Anstelle der luststeigernden, erotischen Assoziation tritt dann oftmals Ablehnung und Ekel.

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