Langzeitstillen: Mutter will Tabu brechen

Langzeitstillen: Mutter will Tabu brechen
Um das Tabu rund um eine verlängerte Stillzeit zu brechen, postet eine spanische Mutter Stillbilder mit ihrem Vierjährigen.

Matteo ist mittlerweile vier Jahre alt. An die Brust seiner Mutter Ana Garcia darf der Bub aber immer noch. Bei vielen Menschen verursacht dies eine befremdliche Reaktion – oder gar Ekel. Genau dagegen will die spanische Mutter ankämpfen. Deshalb postet sie auf ihrem Instagram-Account Bilder von sich und ihrem Sohn beim Stillen. Das Ziel? Langzeitstillen zu enttabuisieren.

"Ich dokumentiere meine Still-Reise auf meinem Kanal nun schon seit einigen Jahren. Also hielt ich es für angemessen meine Erfahrungen zu teilen, da ich es soweit gebracht habe", so Garcia in einem E-Mail an das Magazin Self. Sie wolle auch zeigen, dass Langzeitstillen etwas vollkommen Normales ist, das auch andere Mütter für sich entdeckt haben.

Ungeplant, aber völlig unproblematisch

Geplant sei die lange Stillzeit mit Sohnemann Matteo keineswegs gewesen. Es ist einfach passiert. "Er entwöhnt sich langsam, in seinem eigenen Tempo", sagt Garcia. Es bestehe daher auch die Möglichkeit, dass er noch bis zu seinem fünften Lebensjahr und darüber hinaus gestillt werde.

Wie die Mutter auf ihrem Vlog, den sie auf Youtube führt, erklärt, wolle ihr Sohn vor allem morgens und abends an die Brust. Mittlerweile produziert nur mehr eine ihrer Brüste Muttermilch. Sollte irgendwann keine Milch mehr einschießen, sei das für Matteo aber kein Problem, so Garcia in einem Video. Solange dies nicht der Fall ist, stille sie ihn jedoch gerne.

Die Gesellschaft tobt, die Medizin beschwichtigt

Langzeitstillen ist gesellschaftlich nur wenig akzeptiert. Zudem wird das Stillen eines Kindes, das bereits laufen und sprechen kann, oft als anstößig angesehen. Die genauen Folgen des verlängerten Stillens sind größtenteils unerforscht. Die American Academy of Pediatrics kam 2005 nach Auswertung der Fachliteratur jedoch zu dem Schluss, dass es "keine Hinweise auf schädliche Effekte auf die Psyche oder die Entwicklung des Kindes (gibt), wenn ins dritte Lebensjahr hinein oder länger gestillt wird". Eine Studie der brasilianischen Universität Pelotas kam zu dem Ergebnis, dass langes Stillen sogar einen positiven Effekt auf die Entwicklung des Gehirns hat.

Psychologen gehen gemeinhin davon aus, dass Langzeitstillen auch für die Psyche des Kindes nicht problematisch ist. Vorausgesetzt der Stillwunsch geht nicht nur von der Mutter aus und wird dem Kind nicht aufgezwungen. Die Aufgabe der Mutter sei es jedoch sehr wohl, die Abnabelung des Kindes in puncto Stillen sanft zu fördern.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt grundsätzlich (wenn möglich) bis zu sechs Monate nach der Geburt des Kindes ausschließlich zu stillen. Das Teilstillen in Kombination mit Beikost könne bis zu zwei Jahren oder darüber hinaus durchgeführt werden.

Sanft & langsam

In jedem Fall sollte danach ein sanftes Abstillen angestrebt werden, gleichgültig, ob dies vom Kind oder von der Mutter ausgeht. Dadurch werden Verlustängste beim Säugling und gesundheitliche Probleme – wie Milchstau bei der Mutter – vermieden. Beim natürlichen Abstillen nach Bedarf des Kindes wird das Kind mit steigender Entwicklung und Reife immer weniger und seltener gestillt werden wollen. Bei einem von der Mutter eingeleiteten Abstillen sollte nur langsam, über Wochen hinweg, eine Stillmahlzeit nach der anderen durch eine Beikostmahlzeit ersetzt werden.

Mehr Informationen zum Stillen und zu den gesundheitlichen Vorteilen von Muttermilch erfahren Sie hier.

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