Unter Freundinnen: Sind Schwangerschaften ansteckend?

Studien zeigen: Freundinnen beeinflussen wichtige Lebensentscheidungen.
Forscherinnen und Forscher haben sich in den vergangenen Jahren mehrfach mit dieser Frage befasst. Die Antwort ist eindeutig.

Oft fängt es mit einem Bild auf Facebook an. Zum Ultraschallbild samt Schwangerschaftsverkündung gesellen sich Aufnahmen von kleinen Füßen und Händen. Bald wird man zu Babypartys eingeladen; und es folgen weitere – kreative und weniger kreative – virtuelle Babynews.

Plötzlich überkommt einen das Gefühl, dass Schwangerschaften irgendwie ansteckend sein müssen. Aber: Kann das wirklich sein?

Die Wissenschaft hat darauf in den vergangenen Jahren eine doch recht eindeutige Antwort gefunden: Sie lautet: ja.

Freundinnen beeinflussen Lebensentscheidungen

Natürlich ist eine Schwangerschaft nicht "ansteckend" wie die Grippe. Tatsächlich sorgen aber einige Faktoren dafür, dass Schwangerschaften etwa unter Freundinnen gehäuft auftreten.

Zu diesem Schluss kommt unter anderem eine Studie aus dem Jahr 2014, die im Fachblatt American Sociological Review veröffentlicht wurde. Demnach wird die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, durch Freundeskreise beeinflusst, die bis in die Schulzeit zurückreichen können. "Die Schwangerschaft einer Freundin hat einen positiven Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, selbst Elternteil zu werden", konkludierten die Forscherinnen rund um Soziologin Nicoletta Balbo.

Darüber hinaus "steigt das Risiko einer Person, schwanger zu werden, nachdem eine Freundin ein Kind geboren hat" und erreicht "etwa zwei Jahre später einen Höhepunkt", fasste Balbo die Ergebnisse damals zusammen. Und weiter: "Die Studie zeigt, dass die Ansteckung innerhalb kurzer Zeit besonders stark ist."

In der Studie wurden 1.700 Frauen im Altern von 30 Jahren untersucht. Dabei handelte es sich um Schulfreundinnen, die auch nach dem Abschluss befreundet blieben. In der Gruppe lag das Durchschnittsalter für die Geburt des ersten Kindes bei 27 Jahren.

Es zeigte sich: Freundinnen beeinflussen wichtige Lebensentscheidungen. "Ein Kind zu bekommen (oder auch nicht) ist das Ergebnis mehrerer miteinander verbundener Entscheidungen und Verhaltensweisen, angefangen von sozialer Bindung über Sex, Verhütung und Abtreibung", schreiben die Autorinnen. "Jeder dieser Aspekte kann durch das Verhalten von Gleichaltrigen und Freundinnen beeinflusst werden."

Angesichts schrumpfender Familienstrukturen halten es die Forscherinnen für denkbar, dass Gleichaltrige mehr und mehr den Platz von Geschwistern einnehmen – die in früheren Generationen selbstverständlich als familiäre Stütze während der Familiengründung fungierten.

"Wir gehen davon aus, dass Freundinnen und Freunde, mit denen Einzelpersonen ihre Erfahrungen als Eltern teilen können, die mit der Elternschaft verbundene Unsicherheit verringern können", schreiben die Autorinnen.

Übereinstimmende Erkenntnisse

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie aus Deutschland, die im Jahr 2012 publiziert wurde. Die Studie mit dem Titel "Sind Geburten ansteckend?" des Staatsinstitutes für Familienforschung an der Universität Bamberg wertete Daten von rund 42.000 Frauen in 7.600 Betrieben aus und ergab ebenfalls, dass etwa das Vorbild einer Arbeitskollegin, die den Übergang zur Mutterschaft erfolgreich gestaltet hat, anregend auf andere Mitarbeiterinnen wirkt. Danach steige unter diesen Umständen die Wahrscheinlichkeit, dass eine weitere Kollegin ebenfalls schwanger werde, fast auf das Doppelte an. Solche Vorbilder könnten das Selbstvertrauen stärken und die Unsicherheit abbauen, die oft bei der Entscheidung für ein Kind vorhanden seien, hieß es.

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