Deutschland verbietet "Baby-Watching": Ist Ultraschall in der Schwangerschaft gefährlich?

Für werdende Eltern ist es oft etwas Besonderes ihr Kind schon vor der Geburt sehen zu können. Aber ist es auch gefährlich?
Ab 2020 dürfen keine Ultraschalluntersuchungen ohne medizinischen Zweck stattfinden. Wie die Methode auf das Ungeborene wirken kann.

Für werdende Eltern ist der Blick auf das ungeborene Baby meist sehr bewegend. Viele nehmen daher die Möglichkeit in Anspruch, möglichst oft ein Ultraschallbild zu bekommen. "Baby-Watching" oder "Baby-TV" werden solche Ultraschalluntersuchungen ohne medizinischen Grund genannt.

Sie müssen in Österreich von den werdenden Eltern selbst bezahlt werden – je nach Gynäkologe sind das etwa 40 bis 50 Euro. Von den Krankenkassen werden im Rahmen des Mutter-Kind-Passes in der Schwangerschaft die Kosten von insgesamt drei Ultraschalluntersuchungen übernommen.

Kritik an der Methode

In Deutschland ist nun eine neue Strahlenschutzverordnung in Kraft getreten. Ab Ende 2020 ist der Einsatz des Ultraschalls in nicht-medizinischen Kontexten untersagt. Das bringt auch die Methode in die Kritik – ist häufiges Schallen während der Schwangerschaft für das Baby etwa gefährlich?

Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e. V. (DEGUM) weist Kritik zurück. "Trotz jahrzehntelanger intensivster Forschungsarbeit gibt es nach wie vor keine Studienergebnisse, die darauf hindeuten, dass Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft irgendeine Gesundheitsbelastung für das ungeborene Kind darstellen", betont Kai-Sven Heling, Vizepräsident der DEGUM.

Close Up Of Pregnant Woman Having 4D Ultrasound Scan

Die Ultraschallunterschung Schwangerer steht in der Kritik.

Temperaturerhöhung bei der Schwangeren

Aktuelle Studien hätten gezeigt, dass es durch den Ultraschall zu einer theoretischen Temperaturerhöhung im Körper der Schwangeren kommen kann. Diese liege laut DEGUM jedoch deutlich unter dem Temperaturanstieg, der durch Fieber oder starke körperliche Aktivität ausgelöst wird. Der Einsatz von 3D-Ultraschall oder "Baby-Watching" sei im Rahmen der Schwangerenvorsorge in der Regel unbedenklich.

Nur eine Methode kann für das Baby schädlich sein: der sogenannte PW-Dopplerultraschall. Dieser wird sehr selten eingesetzt, etwa zur Ursachenforschung von Wachstumsstörungen des Embryos. Bei einer langandauernden Anwendung könnte es durch den PW-Dopplerultraschall zu einem Temperaturanstieg im Körper der Mutter kommen.

"Der PW-Ultraschall wäre jedoch nur dann potenziell gesundheitsschädigend für den Fötus, wenn er kontinuierlich für mehrere Minuten eingesetzt würde", meint Heling. Er werde üblicherweise jedoch nur für ein paar Sekunden angewendet.

Dem Untersucher werde zudem die zu erwartende Temperaturerhöhung kontinuierlich angezeigt. "In den meisten Fällen werden nur Gefäße untersucht, die außerhalb des Feten liegen – wie die mütterlichen Gebärmutterarterien oder die Blutgefäße der Nabelschnur", sagt DEGUM-Experte Peter Kozlowski. Direkt fetale Gefäße würden nur in speziellen Fragestellungen untersucht, wobei die zeitliche Dauer berücksichtigt werde.

Fraglicher Zusammenhang mit Autismus

Laut DEGUM entstehe auch bei Ultraschall des fetalen Schädels kein Schaden. Forscher in den USA stellten einen Zusammenhang mit dem Auftreten von Autismus her. Dieser fuße jedoch lediglich darauf, dass Ultraschalluntersuchungen in gleichem Maße zugenommen hätten wie das Auftreten von Autismus, heißt es in einer Aussendung der DEGUM.

In der gleichen Zeit habe sich etwa auch der Einsatz strahlungsintensiver Kommunikationsmittel, etwa Smartphones, erhöht. In einer Studie mit 211 Kindern, die Entwicklungsstörungen aufweisen (107 davon mit Autismus) konnte kein Zusammenhang mit häufigerem oder intensiverem Ultraschall gezeigt werden.

Bisher gäbe es keinen Hinweis darauf, dass es durch Ultraschalluntersuchungen zu Zellschäden oder –veränderungen beim ungeborenen Kind kommen kann.

Dennoch weißt die Gesellschaft darauf hin, dass es durch die Anwendung des Ultraschalls zu kommerziellen Zwecken wie beim "Baby Watching" sein kann, dass weniger qualifizierte Anwender die Untersuchung durchführen. Sie könnten tatsächliche Probleme des Ungeborenen möglicherweise nicht erkennen.

Das ist in Österreich möglich

In Österreich sind im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen drei Ultraschall-Untersuchungen vorgesehen. Darüber hinaus gibt es zwischen der 11. und 13. Woche die Möglichkeit, auf eigene Kosten eine Nackenfaltenmessung sowie um die 20. Woche ein Organscreening durchführen zu lassen. Beides ist freiwillig.

Darüber hinaus können Eltern beim Gynäkologen weitere Ultraschalluntersuchungen auf eigene Kosten machen lassen. Einige Gynäkologen sowie private Institute bieten 3D-Bilder des Ungeborenen an.

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