Stockholm verbietet sexistische Werbung

Stockholm verbietet sexistische Werbung
Mit dem Verbot soll ein Zeichen gegen die Herabwürdigung von Frauen und Männern gesetzt werden.

Eine halbnackte Frau, die einen Burger bewirbt, ein Fitnesscenter das mit einem weiblichen Model in Unterwäsche und dem Slogan "Mit diesem Körper brauche ich kein Abitur" auf Kundenfang geht: Solche und andere ähnliche Werbungen wird es in Stockholm künftig nicht mehr zu sehen geben. Das hat der Stadtrat der schwedischen Metropole zu Wochenbeginn beschlossen. Mit Ausnahme der rechtspopulistischen Schwedendemokraten (Sverigedemokraterna, SD) stimmten alle Parteien für die Änderung, die nun binnen eines Monats umgesetzt werden muss.

Verantwortung

"Die Stadt hat eine Verantwortung gegenüber den Bürgern, sicherzustellen, dass sie nicht beleidigender und verstörender Werbung ausgesetzt sind", sagte der stellvertretende Bürgermeister der Grünen Partei (Umweltpartei Die Grünen, MP) Daniel Helldén der schwedischen Zeitung The Local. Er war eine treibende Kraft hinter der Umsetzung der Verordnung gewesen.

Mit der Entscheidung unternehme man "einen wichtigen Schritt, um sicherzustellen, dass sexistische oder rassistische Botschaften und Einstellungen nicht mehr an öffentlichen Stellen sichtbar sind", sagte Helldén.

In Schweden reguliert sich die Werbeindustrie durch Richtlinien einer Ombudsstelle selbst. Die Richtlinien besagen, das Frauen und Männer nicht als "Sexualobjekte" oder in "degradierender Weise" dargestellt werden dürfen. Wie auch in Österreich, wo der Werberat eine derartige Funktion übernimmt, sind die Richtlinien nicht bindend und werden nicht sanktioniert.

Die neue Regelung betrifft 700 Werbeflächen in Stockholm. Jenen Werbeflächen, die nicht im Eigentum der Stadt sind, beispielsweise Werbetafeln in öffentlichen Verkehrsmitteln, sind nicht betroffen.

Stockholm folgt Paris

Stockholm folgt mit dem Verbot anderen europäischen Städten, die in der Vergangenheit ähnliche Verordnungen erlassen haben. In Berlin Mitte sagte man nackter Haut auf Werbeplakaten kürzlich den Kampf und setzte eine Jury ein, die sich mit dem Thema beschäftigt. Orientieren will sich der Stadtteil am Nachbarbezirk Friedrichshain-Kreuzberg, wo es bereits seit 2014 einen entsprechenden Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung gibt.

Vergangenes Jahr beschloss der Pariser Stadtrat, entwürdigende Werbungen zu verbieten, nachdem eine Kampagne von Yves Saint Laurent eine heftige Kontroverse ausgelöst hatte (mehr dazu hier).

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