Tierfett aus Schlachtabfällen: Was wirklich in Weichspülern steckt

Symbolbild
In vielen Haushalten landen Weichspülmittel in der Waschmaschine. Über deren Inhaltsstoffe weiß kaum jemand Bescheid.

Seit über 40 Jahren sind Weichspüler am Markt erhältlich – und es kommen laufend neue dazu. Beworben werden die diversen Produkte mit flauschigen Plüschtieren, streichelzarter Bettwäsche und duftendem Frottee. Tatsächlich kommt die Wäsche dank Weichspülmittel geschmeidig und wohlriechend aus der Trommel.

Woraus Weichspüler hergestellt werden, ist vielen Konsumenten nicht bewusst.

Ekelfaktor Tierfett

In einer aktuellen Ausgabe der Verbrauchersendung "Marktcheck" widmet sich der deutsche SWR den weniger blumigen Seiten des Haushaltsproduktes. Hinter dem Weichmacheffekt stecken kationische Tenside. "Diese werden teilweise aus tierischen Fetten, also aus Schlachtabfällen, hergestellt", erklärt Umweltwissenschafter Philip Heldt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen im Interview mit dem SWR.

Die tierischen Abfälle sind oft Hauptbestandteil der Weichspüler, der Talg legt sich wie ein Mantel um die Textilfasern. Darunter leidet die Saugfähigkeit: Mit Weichspüler versetzte Handtücher nahmen im Test deutlich weniger Wasser auf.

Begünstigt Geruch

Auch in der Waschmaschine hinterlässt Weichspüler Spuren. Der schmierige Film findet sich als Rückstand im Inneren des Geräts, etwa in den Rohren. "Das kann dazu beitragen, dass dort leichter Biofilm anhaftet, sprich, dass dort Bakterien wachsen. Hält man diesen Biofilm feucht, indem man regelmäßig wäscht, kann das zu Geruchsbildung führen", sagt Heldt. Paradox: Oft wird Weichspüler verwendet, um den modrigen Gestank zu beseitigen.

Wer einen Blick auf das Kleingedruckte am Etikett wirft, findet dort Chemisches. Dass diese Substanzen am Ende auf der Haut landen, sieht Toxikologin Marike Kolossa vom deutschen Umweltbundesamt kritisch: "Es handelt sich vor allem um allergieauslösende Stoffe, die entweder als Duftstoffe oder als Konservierungsstoffe eingesetzt werden." Auf der Haut könne dies zu Kontaktdermatitis, Allergien und Reizungen führen.

Der Duftstoff Lilial, der oft auch in Waschpulver, Duschgels, Seifen und Handcremen steckt, stünde zudem unter Verdacht, die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen. Für die Umwelt sind die enthaltenen Chemikalien ebenfalls eine Belastung.

Unnötig

Die Ergebnisse des Produktchecks sind unappetitlich, aber nicht neu. Bereits im Jahr 2003 stellte das Verbrauchermagazin Ökotest Weichspülern ein schlechtes Zeugnis aus. Auch damals fand man kationische Tenside, welche die Hautfunktion stören können. Duftstoffe mit allergener Wirkung wurden ebenso bemängelt.

Einzig positives Ergebnis: Die Tenside setzen den Reibungswiderstand zwischen den Quer- und Längsfäden in der Wäsche herab. Weichspüler erleichtern dadurch das Bügeln, sparen somit Energie und wirken antistatisch.

"Die Wäsche wird auch weich und frisch, wenn sie im Freien getrocknet wird oder aus dem Wäschetrockner kommt – auf Weichspüler kann man also getrost verzichten", lautete das eindeutige Fazit der Tester.

Wer nicht auf Weichspüler verzichten will, kann in Bio-Märkten und Reformhäusern nach veganen und biologisch abbaubaren Alternativen suchen.

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