Rücktritt wegen Lewinsky? Hillary Clinton verteidigt Ehemann Bill

Hillary Clinton stellt sich in einem aktuellen Interview erneut hinter Ehemann Bill.
Clintons Verhalten nach Bekanntwerden der Affäre wird seit geraumer Zeit kritisiert. Seine Ehefrau nahm ihn nun erneut in Schutz.

Hätte Bill Clinton nach seinem Verhältnis mit Monica Lewinsky im Jahr 1998 zurücktreten sollen? "Definitiv nicht", sagte Hillary Clinton in einem aktuellen Interview in der CBS-Sendung "Sunday Morning". Im Zuge des Gesprächs, in dem sie hauptsächlich über Frauen in der Politik sprach, nahm Clinton auch zu der Kritik an ihrem Ehemann Stellung.

"Absolut nicht"

CBS-Reporter Tony Dokoupil fragte Clinton, ob sie "rückblickend" der Meinung sei, ihr Ehemann hätte zurücktreten sollen, als "der Skandal rund um Monica Lewinsky publik wurde". "Absolut nicht", antwortete die US-Amerikanerin. Auch die Frage, ob es sich bei dem Verhältnis zwischen Clinton und seiner damaligen Praktikantin um einen Fall von Machtmissbrauch gehandelt habe, verneinte sie.

"Es gibt Menschen, die die Vorfälle der 90er-Jahre betrachten und sagen: 'Ein Präsident der Vereinigten Staaten kann keine einvernehmliche Beziehung mit einer Praktikantin haben.' Das Machtungleichgewicht ist zu groß", bohrte Dokoupil nach.

Clinton bekräftigte, dass Lewinsky "eine Erwachsene" gewesen sei und es eine vollständige Untersuchung der Vorfälle gegeben habe. Daraufhin ging sie nahtlos zu den Vorwürfen gegen US-Präsident Donald Trump über. Trump werden von mehreren Frauen sexuelle Übergriffe vorgeworfen. "Aber lassen Sie mich Sie das fragen: Wo ist die Untersuchung des gegenwärtigen Amtsinhabers (Donald Trump, Anm.), gegen den zahlreiche Beschuldigungen vorliegen, die er ablehnt, bestreitet und lächerlich macht?", sagte Clinton in Abspielung darauf.

#MeToo und der Lewinsky-Skandal

Im Lichte der #MeToo-Debatte rund um sexuelle Übergriffe und sexualisierte Gewalt gegen Frauen, war das Verhältnis des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton mit Monica Lewinsky vergangenes Jahr erneut diskutiert worden.

Im November 2017 betonte etwa die Demokratin Kirsten Gillibrand, Senatorin des Bundesstaates New York, in einem Interview mit der New York Times, dass Clinton jedenfalls zurücktreten hätte sollen. "Ja, ich glaube, dass das die angemessene Reaktion gewesen wäre." Und weiter: "Die Dinge haben sich geändert, und ich denke, unter diesen Umständen sollte es eine ganz andere Reaktion geben", fuhr sie fort. "Und ich denke, angesichts dieser Debatte sollten wir eine ganz andere Debatte über Präsident Trump und eine ganz andere Debatte über die Vorwürfe gegen ihn führen."

Ermutigt durch die #MeToo-Bewegung, meldete sich Monica Lewinksy Anfang dieses Jahres mit einem Gastbeitrag in der Vanity Fair zu Wort. In diesem sprach sie über ihr Trauma vor 20 Jahren, Machtmissbrauch und stellte zum ersten Mal die Einvernehmlichkeit ihrer Beziehung zu Bill Clinton in Frage (mehr dazu hier). Bill Clinton gab seinerseits in einem Interview mit dem TV-Sender NBC im Juni zu Protokoll, dass er sich auch zu heutigen Zeiten von #MeToo nicht anders in seiner Affäre verhalten hätte (mehr dazu hier). Kurz Zeit später präzisierte er seine Aussage. Seine Äußerungen hätten fälschlicherweise den Eindruck erweckt, dass er sich damals nicht entschuldigt und auch keine Reue für sein Verhalten gezeigt habe. Er habe sich damals aber sowohl bei Lewinsky als auch bei seiner Familie entschuldigt, sagte Clinton. Er fügte hinzu: "Ich lebe jeden Tag damit."

Der Fall Lewinsky

Die Affäre mit der Praktikantin Lewinsky hatte Clinton 1999 an den Rand der Amtsenthebung gebracht. Zunächst leugnete er das Verhältnis unter Eid. Erst als die Beweise erdrückend wurden, gab er die Affäre zu. Nach einem Amtsenthebungsverfahren sprach ihn der Senat von den Vorwürfen des Meineides und der Behinderung der Justiz frei.

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