Vom schroffen Biokovo-Gebirge bewacht: Kroatiens Küstenregion Dalmatien

Blick vom Biokovo auf Makarska und die Inseln Brač und Hvar. Wer genau schaut, sieht bis nach Italien
Traumstrände, kristallklares Wasser und malerische Altstädte – die kroatische Küstenregion Dalmatien hat vieles zu bieten

Kurz bleibt einem die Luft weg. Das liegt aber nicht am selbst gemachten Nussschnaps des Bergführers Tonči Lalić, den man eben als Stärkung ex genommen hat, sondern am fantastischen Ausblick, der einem gerade die Augen verwöhnt.

Vom schroffen Biokovo-Gebirge bewacht: Kroatiens Küstenregion Dalmatien

Ein fantastischer Ausblick

Vom Biokovo aus betrachtet, sieht alles so klein, so überschaubar, so friedlich aus: „Wenn das Wetter mitspielt, dann kann man von hier aus bis nach Venedig sehen“, sagt Lalić nicht ganz ernst. Für ihn bedeutet dieser Berg Heimat. Und  Arbeit. Denn Lalić ist bei der lokalen Bergrettung tätig und weiß um die Schönheit, aber auch um die Gefahren dieses wuchtigen Gebirgszugs Bescheid, dessen Abhänge bei Makarska bis ans Meer reichen und dessen Gipfel hoch aufragen: Der höchste heißt Sveti Jure (zu deutsch Heiliger Georg) und misst 1.762 Meter. Von so hoch oben lässt sich die Region natürlich wunderbar überblicken. Man sieht die vorgelagerten Inseln  (Brač, Hvar, Vis, Korčula), die Halbinsel Pelješac und die unzähligen Badeorte (Tučepi,  Podgora, Brela, Baška Voda usw.) entlang der Küste.
Kurz gesagt offenbart sich hier die ganze Schönheit und der Stolz  dieser Region auf einen Blick. Von der Hektik im Tal, den im Juli und August zahlreich anwesenden Touristen, ist hier nichts zu spüren.

Nervenkitzel

Vor zwei Jahren wurde am Biokovo eine mit EU-Geld finanzierte Aussichtsplattform aus Glas und Stahl fertiggestellt. Der auf 1.228 Meter über dem Meeresspiegel gelegene, hufeisenförmige Steg ragt zwölf Meter von einer Klippe hervor. Glücklich ist jetzt der, der nicht unter Höhenangst leidet, denn der Boden ist durchsichtig und ermöglicht einem, Hunderte Meter weit in den Abgrund zu schauen. Wer das nur schwer aushält, sollte auf keinen Fall  auf seine Füße schauen, sondern besser den Horizont fokussieren. Einatmen. Ausatmen. Geschafft!

Vom schroffen Biokovo-Gebirge bewacht: Kroatiens Küstenregion Dalmatien

Dalmatien

Zurück in Makarska hat man sich nach so viel Aufregung erst einmal eine Stärkung verdient. Die kann entweder entlang der Strandpromenade in einem der zahlreichen Restaurants eingenommen werden oder in der Altstadt, die mit den kleinen Gassen, steinernen Häusern, den wunderschön angelegten Plätzen und dem Hafen zum Verweilen und Flanieren einlädt.

Es gibt drei große Einflüsse, die dieses Land und die Leute geprägt haben: Die Italiener, die Osmanen und zuletzt die Österreicher.

von Vedran Validžić (Tourismusdirektor von Makarska)

Kein Wunder, warum alle hier sein wollten: Nach den Römern der Antike folgten Kroaten, Ungarn, Bosnier, Osmanen, Venezianer und Habsburger. „Es gibt drei große Einflüsse, die dieses Land und die Leute geprägt haben“, sagt der kürzlich zum Tourismusdirektor von Makarska gewählte Vedran Validžić bei einem Rundgang: Die Italiener, die Osmanen und zuletzt die Österreicher.“ Wer im malerischen Küstenstädtchen mit seinen 14.000 Einwohnern nach Abwechslung sucht, eine kleine Auszeit von Sonne, Strand und Meer braucht, kann sich das Franziskanerkloster ansehen. Dort befindet sich auch ein Museum, in dem über dreitausend unterschiedliche Muschelarten aus allen Weltmeeren ausgestellt sind.

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Bei dieser Aussicht kommt man ins Träumen: Entlang der wunderschönen Makarska Riviera lässt es sich besonders gut in der Nebensaison aushalten

Beeindruckend ist auch die einen ständig begleitende Kulisse: Gewaltig, wie sich dieser karstig-schroffe Gebirgszug vor einem aufbäumt und sich auf einer Länge von achtzig Kilometern erstreckt. Diese „Wand“ hat natürlich auch Einfluss auf das Wetter. Vom Dach des Biokovo fährt der Bura, der trockene Luft aus dem Landesinneren und mithin gutes Wetter bringt, besonders heftig auf die Küste nieder. Auch der zweite Wind, der Yugo, der feucht vom Meer her bläst, entfaltet entlang des Gebirges mehr Wirkung als andernorts. Er bleibt am Biokovo hängen, seine Niederschläge machen die Hänge fruchtbar, sie klaren die Atmosphäre auf und nehmen regelmäßig die drückende Schwüle von Makarska. Somit ist das Klima während der heißen Sommertage äußerst angenehm.

Drehscheibe Split

Der Motor Dalmatiens, sein wirtschaftliches und touristisches Zentrum, ist Split. Von dort aus steht dem Reisenden die Adria offen. Entweder mit dem Bus nach Makarska oder mit den Fähren auf die vorgelagerten Inseln. Aber man sollte nicht gleich den Blick abwenden, sondern Split ein bisschen Aufmerksamkeit schenken. Die Stadt wird sich revanchieren.  

Zum Beispiel bei einem Spaziergang durch die  Altstadt. Dabei begibt man sich auf eine Zeitreise durch Epochen und Stile. Das Goldene Tor aus der römischen Antike, venezianische Türme und Fassaden im verspielten Barock. Im Zentrum dieser architektonischen Melange: Sveti Duje. Die im vierten Jahrhundert erbaute Kirche ist dem heiligen Domnius geweiht. Sie gilt als älteste katholische Kathedrale der Welt und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Umgeben von diesem geschichtsträchtigen Ambiente schmeckt einem das Pivo leider noch besser. Vor allem abends, wenn alles so schön beleuchtet ist.

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Essen

Käse, Fleisch, Gemüse und alles, was das Meer zu bieten hat: Die kroatische Küche ist  sehr abwechslungsreich. Die Zutaten dafür kommen großteils aus der Region

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Trinken

Das Weingut Plančić auf Hvar produziert tolle Weine. Durch das von autochthonen Rebsorten geprägte Angebot kann man sich bei einer Verkostung trinken (visit.hr)

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Durchatmen

Auf der 2020 fertiggestellten Aussichtsplattform „Skywalk Biokovo“ – 1.228 Meter hoch
– liegen einem Dalmatien und die Welt zu Füßen (pp-biokovo.hr)

Hollywood könnte sich diese Stimmung gar nicht schöner ausdenken. Kein Wunder also, dass sich Filmemacher aus aller Welt immer wieder gerne dieser Szenerie bedienen. Beliebter Drehort  ist  auch Hvar. Dadurch hat sich diese Insel in den vergangenen Jahren zur fixen Anlaufstelle des internationalen Jet-Sets entwickelt. Dort, wo sich früher Kaiserin Sisi mit Lavendel versorgt hat,   setzen nun die Luxus-Boote der Stars ihren Anker. Dafür gibt es gute Gründe: Die Strände sind sauber, das Wasser ist kristallklar, das Angebot an Bars und Restaurants großzügig. Da die  wunderschöne Altstadt obendrein auch noch autofrei ist, gibt es kein lästiges Gehupe, keine Auspuffgase, was den Entspannungsfaktor noch einmal erhöht.

Mit dem Arsenal hat man dann auch noch eines der ältesten öffentlichen Theater Europas vor sich. Nur ein paar Meter weiter liegt der Platz des Heiligen Stephan mit der gleichnamigen Kirche. Über all dem thront eine eindrucksvolle Festungsanlage. Von dort sieht man auf die Dächer der Gotik- und Renaissance-Bauten, hinein in die Gassen und hinüber auf die kleinen vorgelagerten Inseln, die mit dem Taxiboot zu erreichen sind. Dort warten Strände, Kiefernwälder, Buchten und kulinarische Höhepunkte auf einen. Ein Tipp mit Nachdruck: Besuchen Sie das Ristorante Palmizana Meneghello; palmizana.com!

Auf der anderen Seite der Insel liegt Stari Grad, das mit seinem Hafen, seiner Promenade und pittoresken Architektur zu überzeugen weiß. Der von griechischen Kolonisten unter den Namen „Faros“ gegründete Ort wurde von vielen Eroberern heimgesucht und beeinflusst, was sich in den zahlreichen Sehenswürdigkeiten widerspiegelt. Soll heißen: Zu sehen gibt es im ältesten Dorf der Insel Hvar so einiges. Am Platz Trg Škor hat man das Gefühl, inmitten einer barocken Filmkulisse zu stehen. Ein Besuch im Schloss Tvrdalj, das vom kroatischen Dichter Petar Hektorović zwischen 1520 bis 1569 erbaut wurde,  ist eine idyllische Oase. In dem verwinkelten Bau, der  mit  einer wunderschönen Gartenanlage samt Fischteich versehenen ist, begegnet  man  vielen poetischen Inschriften. Auf einer Toilettenwand steht folgende Weisheit: „Si te nosti cur  superbis“, was so viel heißt wie: „Wenn du dich selbst kennst, warum bist du dann stolz?“ Darüber denkt man  am besten bei einem Glas Rotwein am Hafen nach.

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Sehenswert: Das Anwesen des Dichters Petar Hektorović (1487–1572) in Stari Grad

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