Politik: Dieser Schal zeigt, wie oft Frauen zu Wort kommen

Das ist der Schal von Sue Montgomery.
Das Strickwerk führt vor Augen, wie viel weniger Redezeit Frauen im Stadtrat von Montreal zugestanden wird.

Sue Montgomery sitzt als Bezirksbürgermeisterin im Stadtrat von Montreal. Einmal im Monat muss sie an einer Sitzung des Exekutivkomitees teilnehmen. In diesem sitzen 31 Frauen und 34 Männer.

Um sich während der Zusammenkunft besser konzentrieren zu können, strickt sie – schrieb sie am 14. Mai auf Twitter. Dort teilte Montgomery noch eine weitere Information: "Heute Abend habe ich mich dazu entschieden, in Rot zu stricken, wenn Männer sprechen; und in Grün bei Frauen."

Sehr viel Rot

Auch das Ergebnis ihres Strick-Projekts enthielt sie ihrer Followerschaft nicht vor. Dieses sieht so aus:

Der Großteil des Wollschals ist knallrot – dazwischen finden sich nur wenige, schmale grüne Flächen.

"Es ist nicht so, als würden Frauen nicht reden. Aber Männer reden zu viel, wiederholen alles mehrmals und verschwenden die Zeit aller Beteiligten", schrieb die Politikerin in den Kommentaren zum Bild.

Auf die Frage, ob es sich in der Debatte um Fortpflanzungsmedizin gedreht habe, antwortete sie: "Gar nicht, Verträge, Schneeräumung, Polizeiuniformen."

Mit der Frage spielte die Userin auf die Diskussion rund um das Abtreibungsrecht in den USA an: Der Senat des US-Staates Alabama hat kürzlich das strengste Abtreibungsgesetz der Vereinigten Staaten verabschiedet. Selbst bei Vergewaltigung ist ein Abbruch nicht mehr erlaubt. In der 35-köpfigen Kammer sitzen 27 Republikaner, alle sind Männer. Nur zwei von ihnen stimmten gegen das Verbot, genauso wie die vier weiblichen Mitglieder der Kammer.

Von DB-Schal inspiriert

Zurück zum Redezeiten-Schal: Dieser wurde von einer Deutschen inspiriert, wie Montgomery der BBC erzählte.

Die Münchnerin Claudia Weber hatte vergangenes Jahr einen Schal gestrickt, um die Verspätungen der Deutschen Bahn zu verbildlichen. Ein Foto des Schals ging im Januar dieses Jahres viral. Er wurde sogar auf Ebay versteigert – für 7550 Euro. Zugeschlagen hat übrigens die Deutsche Bahn, die das Geld an die wohltätige Bahnhofsmission übergab.

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