Periodenblut in TV-Spot: Flut an Beschwerden nach Ausstrahlung

Screenshot aus der neuen Werbung von Libra.
Einige Hundert Zuseher empfanden die realistische Darstellung als "abstoßend". Für die australische Werbeaufsicht ist der TV-Spot unproblematisch.

Hunderte Beschwerden gingen kürzlich beim australischen Werberat ein. Der Grund für die Empörung: ein neuer Werbespot des Hygieneartikelherstellers Libra, der im australischen Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Darin zu sehen waren unter anderem die Beine einer duschenden Frau, an denen Regelblut hinunterlief. Gezeigt wurde auch eine Frau, deren weißer Slip Blutflecken aufwies.

Mit eingeblendeten Sätzen wie "Warum gilt es als inakzeptabel, Regelblut zu zeigen?" und "Die Periode ist normal. Sie zu zeigen, sollte es auch sein." brachte die Marke die Botschaft des Spots auf den Punkt.

600 Beschwerden

Genau diese stieß einigen Zusehern sauer auf. Laut BBC brachten rund 600 Personen Beschwerde bei der zuständigen australischen Werbeaufsicht ein.

Die darin geäußerte Kritik reichte laut Guardian vom Vorwurf des "schlechten Geschmacks" über "unangemessene Inhalte" bis hin zu "Verleumdung und Erniedrigung von Frauen durch Darbietung eines intimen Vorgangs". Ein Teil des Publikums sorgte sich außerdem, dass die Werbung auf kleine Kinder "verstörend" wirken könne.

Eine Beschwerdeführerin erklärte, dass der Versuch, die Periode zu normalisieren, "unnötig" sei. "Perioden sind kein Geheimnis, aber sie sind private Angelegenheiten der persönlichen Hygiene", hieß es laut Guardian in der betreffenden Kritikschrift.

In einer anderen Beschwerde wurde festgehalten, dass "die Diskussion über weibliche Menstruationszyklen" und deren "anschauliche Darstellung" "beleidigend" seien.

Der australische Werberat entschied jedoch, dass die Werbung gegen keinerlei Richtlinien der Kommission verstößt. "Das Gremium war der Ansicht, dass die Darstellung von Blut im Rahmen einer Werbung für Damenhygieneprodukte nicht gegen die geltenden Gesundheitsstandards der Gemeinschaft verstößt", urteilte man. Und weiter: "Das Gremium stellte fest, dass die Darstellung eine genaue Veranschaulichung eines realen physischen Vorgangs ist."

Unrealistische Darstellung

Das Unternehmen Libra teilte unterdessen mit, dass derartige Werbekampagnen notwendig seien, da die weibliche Regelblutung nach wie vor ein Tabuthema sei. Zurückzuführen sei dies nicht zuletzt auf die "unrealistische Darstellung dieser in Medien und der Werbung, einschließlich der Verwendung der typischen blauen Flüssigkeit".

Erst vor zwei Jahren hatte Libras britisches Schwesterunterhemen Bodyform Periodenblut gezeigt – damals zusammen mit dem Hashtag #bloodnormal. Die Entscheidung gegen die blaue Flüssigkeit, die in der Werbung klassischerweise auf Binden getröpfelt wird, um ihre Saugfähigkeit zu demonstrieren, traf Bodyform, nachdem eine Umfrage ergeben hatte, dass 74 Prozent der Frauen sich ehrlichere Darstellungsformen für die Regel in der Werbung wünschen.

Es war nicht das erste Mal, dass Bodyform in einer Werbung mit der Tradition, Menstruationsblut als blaue Flüssigkeit zu zeigen, brach. 2016 zeigte man die blutigen Füße einer Ballerina, Frauen, die sich beim Skateboarden oder Rugby spielen Schrammen holen sowie ebenfalls rotes Regelblut.

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