Es darf länger dauern: Supermarktkette testet "Plauderkassen"

Zeit für ein kurzes Pläuschchen an der Kassa - dafür soll in den Niederlanden nun wieder mehr Zeit sein.
Um für einsame Kundinnen und Kunden Raum für Begegnungen zu schaffen, hat eine niederländische Supermarktkette sogenannte Plauderkassen eingeführt.

Unter heftigem Piepsen werden die Waren über die transparente Scannerfläche geschossen. Wenige Sekunden später türmen sie sich am Ende der Kassa. Zahlen, einräumen, fertig. Stress an der Supermarktkassa gehört zum Alltag. Zeit für Gespräche, und sei es nur kurzes Geplauder, bleibt da kaum.

Eine niederländische Supermarktkette will das ändern. In den Filialen des Konzerns Jumbo sollen Kunden und Kassierer durch sogenannte Plauderkassen ins Reden kommen. An der Plauderkassa darf es also auch ruhig mal länger dauern.

Die erste "Kletskassa" öffnete Medienberichten zufolge im Juli in einer Jumbo-Filiale in der Kleinstadt Vlijmen. Mit dem Angebot richtet man sich vor allem an ältere Kunden. Denn gerade Senioren sehnen sich im öffentlichen Raum oft nach sozialer Interaktion.

"Wertvolle Kontakte"

"Wir möchten, dass das Einkaufen Spaß macht", wird Dick de Fijter, Leiter der Jumbo-Filiale Vlijmen, auf der Webseite des Unternehmens zitiert. Und weiter: "Diese Initiative schafft wertvolle Kontakte zwischen Menschen, die täglich hierherkommen, und es ist großartig, dass wir dazu beitragen können."

Und siehe da: Die Plauderkassa kommt so gut an, dass Jumbo sie in bis zu 40 weiteren Filialen installieren will. Das Kassaprojekt komplettiert in der Jumbo-Filiale in Vlijmen die Initiative "Kaffeeklatsch", den man gemeinsam mit der Stiftung "Alles Voor Mekaar" ("Alles für einander") anbietet. Hier haben Freiwillige Zeit, sich mit redefreudigen Menschen zu unterhalten.

In den sozialen Medien wird auf Berichte über die Plauderkassen durchwegs mit Lob und Anerkennung reagiert. Auf Twitter meldete sich sogar der niederländische Gesundheitsminister Hugo de Jonge zu Wort: "Heute war ich in Vlijmen, wo (…) Jumbo Supermarkten eine Kaffee-Ecke und eine Plauder-Theke eröffnet hat, wo man sich in Ruhe unterhalten kann. Tolle Initiative!"

Ungesunde Einsamkeit

Dass Einsamkeit in der Gesellschaft ein wachsendes Problem darstellt, ist nichts Neues. Etliche Studien haben in der Vergangenheit zudem belegt, dass Einsamkeitsgefühle krank machen können. Erhebungen haben etwa gezeigt, dass einsame Menschen ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall aufweisen. Auch das Demenzrisiko steigt bei gefühlter Einsamkeit.

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