Nach Zitteranfall: Lippenleserin sollte Merkels Gemurmel entschlüsseln

Diverse Medien fragten bei Lippenleserin Julia Probst an. Die Deutsche lehnte aus moralischen Gründen ab.

Zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen erlitt Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch einen Zitteranfall. Bei einem öffentlichen Auftritt mit dem finnischen Ministerpräsident Antti Rinne in Berlin zitterte die Politikerin erheblich.

Bewegtbilder des Vorfalls zeigen außerdem, wie die deutsche Bundeskanzlerin währenddessen etwas vor sich hinmurmelt.

Lippenleserin angefragt

Hier kommt Julia Probst ins Spiel. Probst ist Lippenleserin und wurde von mehreren Medien gefragt, ob sie die Lippenbewegungen der Kanzlerin ablesen könne. Die Deutsche, die auch Bloggerin ist und ehemals als Politikerin tätig war, lehnte ab. Im Interview mit der Plattform jetzt.de begründet sie ihre Entscheidung.

Für Probst wäre es ein "unerhörter Eingriff in die Privatsphäre in einer sehr unangenehmen Situation" gewesen, schildert sie. Zudem hätten die interessierten Medien keine Begründung für den geplanten Eingriff in die Privatsphäre geliefert: "Man bat mich lediglich mit freundlichen Worten um das Ablesen bei der Bundeskanzlerin, da ich dafür bekannt sei, diese Fähigkeit zu haben."

Über ihre Entscheidung, die Angebote auszuschlagen, musste die Deutsche, die bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 als Lippenleserin bekannt wurde, nicht lange nachdenken: "Ich musste null über die Formulierungen in der Antwortmail nachdenken. Alle verurteilen die Gaffer, die tödliche Ereignisse filmen und Rettungsarbeiten behindern." Und weiter: "Die gleiche Grenze ist aber auch erreicht, wenn man einem Menschen, dem es augenscheinlich in dem Moment nicht gut geht, jedes so kleine Fitzelchen an Privatsphäre entziehen will."

Ihren Entschluss wie auch besagtes Antwortmail machte sie via Twitter öffentlich.

Die Reaktionen auf ihr konsequentes Handeln seien durchwegs positiv: "Daran sieht man auch, dass die Bundeskanzlerin sehr geschätzt wird. Ich erkläre mir das auch dadurch, dass meine Haltung, sich vor sie zu stellen, ein guter Gegensatz zu dem ganzen Hass ist, der sonst leider im Netz häufig anzutreffen ist."

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