Der Einhorn-Hype: Wie lange noch?

So sieht der "Unicorn Frappuccino" aus.
Jetzt macht auch noch Starbucks beim Unicorn-Trend mit. Warum das Fabelwesen ein Erfolgsgarant ist – und der Hype dennoch bald abflauen könnte.

Nur knapp 20 Stunden dauerte es, bis die Einhorn-Schokolade von Ritter Sport ausverkauft war. Rechtzeitig vor der Weihnachtszeit hatte der deutsche Schoko-Hersteller eine Tafel aus weißer Schokolade, Joghurt und Himbeeren auf den Markt gebracht, deren Verpackung ein glitzernder Regenbogen und ein weißes Einhorn zierten. Das Fabelwesen versetzte die Fans derartig in Ekstase, dass der Online Shop zusammenbrach und sich Ritter Sport zu einer Stellungnahme gezwungen sah. Auf eBay wurde die magische Schoko kurz darauf um den zehnfachen Preis angeboten.

Alles "vereinhornt"

Viele wähnten damals den Höhepunkt des Unicorn-Hypes (unicorn, englisch für Einhorn). Immerhin, so schien es, gab es kaum noch ein Produkt, das in jüngster Zeit nicht "vereinhornt" worden war: Lidschatten, aufblasbare Schwimmreifen, Pullover, Klopapier, Haarbürsten. Die laut Etikett nach "Sternchen und Wölkchen" duftende "Regenbogendusche" der Marke Balea war innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Und nein, dabei handelte es sich nicht um ein Produkt aus der Baby-Abteilung. Sondern um ein Duschgel für Erwachsene.

Zaubertrank

Nun, da der Zenit überschritten scheint und das Fotoportal Instagram fünf Millionen Beiträge mit dem Stichwort #unicorn ausspuckt, präsentiert auch noch die Kaffee-Kette Starbucks ihr Einhorn-Produkt. Der "Unicorn-Frappuccino" sei so magisch wie sein Namensgeber, wechselt Farbe und Geschmack – und ist, wie die meisten Einhorn-Artikel, nur kurz erhältlich (in Österreich vorerst gar nicht, heißt es). Ein viraler Hit ist die bunte Kalorienbombe jedenfalls schon jetzt, wie ein Blick in die sozialen Netze zeigt.

Der Einhorn-Hype: Wie lange noch?
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Dass die Pferde mit Spiralhorn in der Stirnmitte eine Faszination auf die Menschen ausüben, war schon in der Antike so. Die sanftmütigen Fabelwesen symbolisieren das Gute, ihrem Horn wurden magische Kräfte nachgesagt. Wer einen Schluck ihres Blutes trinkt, wird sogar unsterblich (noch nicht bekannt ist, ob das auch für den Starbucks-Frappuccino gilt).

"Psychologisch gut erklärbar"

Dass die Vermarktung des Einhorns auch im dritten Jahrtausend funktioniert, ist für Petra Hofmayer "psychologisch gut erklärbar". Die klinische Psychologin und Kunsttherapeutin setzt sich schon länger mit der Faszination Unicorn auseinander. "Das Einhorn ist etwas Besonderes", sagt sie. "Es können nur Menschen sehen, die mit einem guten, reinen Herzen unterwegs sind. Das passt insofern gut in unsere Zeit, als dass wir es mit einer ‚Generation der besonderen Menschen‘ zu tun haben." Die Verfügbarkeit der Einhorn-Produkte auf wenige Tage oder Stücke zu begrenzen, sei ein kluger Schachzug, der das Besondere noch mehr unterstreicht. "Nicht jeder kann ein Einhorn haben."

Zauberwelt

Auch die Optik spiele eine Rolle. "Einhörner sind bunt, glitzernd, fantasievoll. Es ist kaum möglich, dass einem kein Lächeln über die Lippen kommt." Die aktuelle Weltlage hat ebenfalls ihren Teil zum Hype beigetragen, beobachtet Hofmayer. "In Krisensituationen ist die Tendenz zu Zauberhaftem stärker. Den Drang zu magischen Parallelwelten gibt es seit etwa 20 Jahren – siehe Harry Potter. Sie bieten eine Möglichkeit, kurz auszusteigen." Viele der heutigen Einhorn-Fans sind zudem mit der Animationsserie "My Little Pony" aufgewachsen. "Der Trend erlaubt es ihnen, kurz auf frühere Entwicklungsstufen zurückzuspringen."

Lange gibt die Psychologin dem Hype ums Horn nicht mehr. "Normalerweise dauert sowas ein gutes Jahr, bis alle Ereignisse ein Mal durchlaufen wurden. Dann ist die Masse rasch gelangweilt." Erste Anzeichen gibt es schon jetzt: Balea hat kürzlich ein Nachfolger-Duschgel präsentiert. Es trägt den traurigen Namen "Bye Bye Unicorn".

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