Tier- und Menschennamen gleichen sich an

Tier- und Menschennamen gleichen sich an
Früher hießen Hunde und Katzen noch Waldi, Lumpi, Minki und Muzzi. Der Trend geht in eine andere Richtung.

Dass im Park jemand nach einem "Paul" ruft und daraufhin ein 40 Kilogramm schwerer Schäferhund aus dem Gebüsch hechtet, ist nicht ungewöhnlich. Wer sich auf der Straße umhört, stellt fest, dass sich viele Tierbesitzer von Babynamen-Hitlisten inspirieren lassen.

Statt Waldi, Lumpi und Rex werden Leon, Luca oder Sam gerufen. Genauso verhält es sich bei Katzen. Minki, Muki und Mizzi sind vielleicht in 20 Jahren wieder gefragt - als Retro-Trend. Derzeit sagen Forscher, dass sich Tier- und Menschennamen zunehmend angleichen. "Die Mensch-Tier-Grenze ist durchbrochen worden", sagte der Sprachwissenschaftler Peter Kraß am Montag bei einer Tagung in der Mainzer Akademie für Wissenschaft und Literatur. Kraß hatte im vergangenen Jahr seine Abschlussarbeit unter dem Titel "Hello Kitty. Zur Benennung von Katzen" an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität veröffentlicht.

Die Namensforscherin Damaris Nübling befasste sich für ein Projekt mit den Namen von Hunden. Sie betreute ein umfrage, für die mehr als 1.000 Hundehalter befragt wurden. Das Ergebnis: Drei Viertel der hunde haben Menschennamen bekommen. Den Grund dafür erklärt Nübling in einem Interview mit dem WDR: "Der Hund ist eindeutig Kinderersatz geworden. Das sagen ja selbst die Hundeeltern – man spricht ja schon von „Hundeeltern“. Der Hund wird einbezogen in sogenannte humane Riten – er bekommt Weihnachtsgeschenke, sein Geburtstag wird gefeiert, es gibt immer mehr Hundefriedhöfe." Nübling berichtet auch von Fällen, wo die Hundehalterin ein Mädchen wollte, aber einen Jungen bekam und dann den ausgesuchten Mädchennamen ihrer Hündin gegeben hat. Sie bezeichnet es als intrafamiläre Nachbennenungen und Zeichen dafür, dass der Hund voll und ganz als Familienmitglied gesehen wird.

Die Liebe der Herrchen und Frauchen geht mitunter so weit, dass selbst inoffizielle Rufnamen wie "Stinker" oder "Mausi" keine Seltenheit mehr seien, sagte Christine Ganslmayer, Sprachwissenschaftlerin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. "Je näher und privater die Bindung zu seinem Tier ist, desto häufiger endet dessen Name auf "i"". Beim Tierarzt und in der Öffentlichkeit werde das Tier dann oft wieder mit seinem offiziellen Namen gerufen.

Beliebte Namen

Die deutsche Tierschutzorganisation Tasso erstellte 2012 ein Ranking der beliebtesten Katzen- und Hundenamen. Demnach werden die meisten Kater "Felix" oder "Leo" und Katzen "Lilly" oder "Lucy" genannt. Bei den Hunden liegen "Emma", "Luna", "Sammy" und "Ben" ganz vorne. Aber auch Namen wie "Paul", "Paula", "Bruno" oder "Lotte" gehören zu den Favoriten der Tierbesitzer.

Kommentare