"Lehrer brauchen bessere Bedingungen"

"Lehrer brauchen bessere Bedingungen"
Die Qualität der Pädagogenausbildung war eines von vielen Themen beim Treffen der EU-Bildungsminister.

Die EU-Bildungsminister haben am Donnerstag in Brüssel beraten, wie die Lehrerausbildung verbessert werden kann. Weiters auf der Agenda steht die Jugendbeschäftigung. Dieses Thema wurde von Österreich auf die Tagesordnung reklamiert. Beschäftigung und Bildung müssten sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene als verschränkt betrachtet werden, so die Argumentation aus Wien. Im Februar hatten die EU-Sozialminister eine Jugend-Beschäftigungsgarantie beschlossen.

Am Vormittag hörten die EU-Bildungsminister in Brüssel zwei Experten zum Thema Lehrerausbildung. Der finnische Bildungsreformer Pasi Sahlberg gab den Politikern drei Empfehlungen mit auf den Weg: Statt den Unterricht zu reformieren sollte erstens die Lehrerausbildung verbessert werden. Zweitens "sollte man nicht zu viele Rechenschaftssysteme in den Schulen haben", um talentierte Menschen nicht vom Lehrerberuf abzuschrecken.

Drittens ortet Sahlberg massiven Verbesserungsbedarf bei der Schulpolitik. Seine These: Wenn finnische Lehrer, die weltweit als top gelten, in einer Schule in den USA unterrichten würden, würden sich die Lernergebnisse nach fünf Jahren nicht signifikant verbessern. "Finnische Lehrer können nur das machen, was ihnen die Politik ermöglicht zu tun." Es gehe also nicht so sehr um die Qualität der Lehrer, sondern um ihre Arbeitsbedingungen. Sich nur auf die Evaluierung der Pädagogen zu konzentrieren, hält er für den falschen Weg. "Was wäre eine mutige politische Veränderung in Ihrem eigenen Land?", fragte Sahlberg die Minister.

Rechtfertigungsdruck

Lehrergewerkschafterin Christine Blower aus England meinte, dass Lehrern zu wenig vertraut werde und umgekehrt Pädagogen einen hohen Rechtfertigungsdruck hätten. "Zahlreiche Lehrer haben den Eindruck, dass sie immer arbeiten und nie freihaben", sagte Blower. Pädagogen denken nach den Worten der Gewerkschafterin auch in ihrer Freizeit ständig darüber nach, was sie in den Klassenzimmern machen können. Daher sei es wichtig, Lehrern zu vertrauen und die Vorbereitungszeiten außerhalb des Unterrichts "klar" zu begrenzen. Lehrer müssten außerdem von anderen Berufsgruppen beim Umgang mit Problemkindern unterstützt werden.

"Lehrer brauchen bessere Bedingungen"
Österreichs Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) sind zu starke Lehrervertreter ein Dorn im Auge. "Es ist entscheidend, dass sich die Gewerkschaft auf die Notfälle der Interessensvertretung konzentriert, aber nicht Innovationen im Bildungsbereich blockiert", sagte sie im Hinblick auf die österreichische Situation. Hierzulande seien die "Fesseln, die es im Bereich des öffentlichen Diensts gibt, so eng", dass dies zulasten der Qualität gehe. Schmied streitet mit der von der Fraktion Christlicher Lehrer (FCG) dominierten Lehrergewerkschaft seit Jahren über ein neues Lehrerdienstrecht.

"Wir brauchen selbstbewusste Lehrer, die nicht so rasch in Opferrollen kippen, wenn sie kritisiert werden."

Lehrer müssten eigenverantwortlich handeln können und auch Karrierealternativen haben. Schuldirektoren sollten die Möglichkeit haben, Lehrer auch zu kündigen, "wenn es nicht klappt." In Österreich sei dies an öffentlichen Schulen aus dienstrechtlichen Gründen "ganz schwierig", kritisierte sie einmal mehr.

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