Steil bergauf
Der Drang zu gestalten und zu erfinden, prägte die heute 29-Jährige schon in ihrer Jugend. Ihr Ehrgeiz und ihre Unternehmerinnenlust veranlassten sie, im Alter von 17 Jahren mit ihren Entwürfen auf Kundenfang zu gehen. Zunächst ohne Erfolg. Weswegen sie die sozialen Medien zur kreativen Spielwiese auserkor. Das Talent der Wienerin sprach sich herum; die ersten Aufträge ließen nicht lange auf sich warten.
Heute zählen namhafte österreichische Firmen und Künstler sowie international bekannte Konzerne zu ihren Auftraggebern. Für sie entwickelt die global vernetzte Kreative Inneneinrichtungen, Designkonzepte, Logos, Websites und Verpackungen. Der Gedanke, Österreich zu verlassen, ist Karasinski keineswegs fremd: "Vor einigen Jahren hatte ich Ambitionen nach New York auszuwandern. Ich hatte sogar schon mit Einwanderungsanwälten Gespräche gesucht. Damals sahen die Chancen auf ein sogenanntes Artist Visum aber schlecht aus", erinnert sich die Unternehmerin. "Dann habe ich mich noch mal in Wien verliebt."
Von ihren – mittlerweile seltener gewordenen – Reisen nimmt sie "viel Inspiration, Anreize und Ideen für neue Projekte im Gepäck zurück nach Wien, mein Zuhause". Zuhause, das bedeutet für die Gestalterin "die Straßen zu kennen, zu wissen, wann du aus der U-Bahn aussteigen musst, ohne auf den Plan zu schauen". Ihre Heimat, sagt Karasinski, "ist Polen".
Gemächliche Metropole
An Österreich und seiner Hauptstadt schätzt Karasinski, was vielen anderen missfällt: "Das Wien größeren Metropolen etwas hinter her ist, ist bekannt. Das macht es für mich zu einem wunderbar gemütlichen Ort, an dem noch Zeit für Schaffen besteht. Die Stadt lebt außerdem von so viel Geschichte und Kultur. Ein Spaziergang durch die Stadt, umgeben von wunderschönen Fassaden und all ihren Details und Farben, beflügelt."
Ob ihr Werdegang anderswo anders verlaufen wäre? "Natürlich, denn wer ich bin, ist das Ergebnis meiner Umgebung. Letztendlich hätte ich mich aber selbstständig gemacht, wie hier in Wien. Ich bin in einem Haushalt selbstständiger Eltern aufgewachsen. Für mich war es ganz natürlich, selbst zu gründen."
Jungen Kreativen, vor allem Frauen, die es in Österreich zu etwas bringen wollen, legt Karasinski ans Herz "ihre Arbeit herzuzeigen und laut auszusprechen, wenn sie Missstände sehen oder sich diskriminiert fühlen". Angst und Unsicherheit seien in der Kreativbranche zwar ständige Begleiter, "aber man kann lernen, damit umzugehen und daraus zu schöpfen".
Bis sich die frisch gestrichenen Räume des Altbaus im Wiener Zentrum gefüllt haben, wird es noch eine Weile dauern. Ihrem Faible für vintage Designstücke, Pastellfarben und Kuriositäten wird Karasinski wohl treubleiben.
Ob es etwas gibt, dass sie an Österreich nie verstehen wird? "Ja", sagt sie, "Grammelschmalz".
Kommentare