Konsumentenschutz: Es fehlt ihm die Marie

Der Verein für Konsumenteninformation leidet unter dem Sparkurs.
Konsumentenschützer können ihren öffentlichen Auftrag kaum noch erfüllen: Es mangelt an Geld für Tests.
Von Uwe Mauch

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) erhält nach Protesten seiner Mitarbeiter gegen den anhaltenden Sparkurs mehr Geld: Der Sozialminister verspricht eine Million Euro für das Budget 2015 und eine weitere Million für 2016.

Damit könne man "nur weiterwurschteln", kritisiert Betriebsratschefin Ulrike Docekal. Zwei Millionen klingen gut, doch der VKI werde schon seit Jahren finanziell ausgehungert: So sind die Testeinrichtungen veraltet, und auch die Liste der nicht durchgeführten Tests wird immer länger. Geschäftsführer Rainer Spenger erinnert die Regierung an das Versprechen, den Verein nachhaltig abzusichern. Was seine Leute leisten, zeigen die fünf Porträts.

Sie testet unsere Lebensmittel

Konsumentenschutz: Es fehlt ihm die Marie
Garantiert (noch) unabhängig: Die Ernährungswissenschaftlerin vom VKI
Die Ernährungswissenschaftlerin.20 groß angelegte Lebensmitteltests und 104Lebensmittelcheckspro Jahr: Das ist das jährliche Pensum der drei VKI-Ernährungswissenschaftlerinnen. Dabei istBirgit Beck, 44, die seit 1996 für den VKI arbeitet, folgender Hinweis wichtig: „Unsere Arbeit ist speziell auf Österreich ausgerichtet. Denn nur ein Viertel der Produkte in Super- und Drogeriemärkten ist ident mit den Angeboten in Deutschland.“ Unverzichtbar sind mittlerweile auch die Facebook-Einträge zu Ernährungsfragen sowie das Einbringen der Konsumentenperspektive in mehreren Kommissionen. Gerne würde Beck mehr testen. Doch das sei mit dem Mini-Budget nicht möglich.

Er fasst die Testergebnisse in Worte

Konsumentenschutz: Es fehlt ihm die Marie
Garantiert (noch) unabhängig: Der Chefredakteur vom "konsument"-Team
Der Chefredakteur.12konsument-Hefte, 12 Bücher, Hunderte Beiträge fürkonsument.at: Das ist das jährliche Pensum seiner Redaktion, erklärt ChefredakteurGerhard Früholz, 58, der seit 1978 für den VKI journalistisch tätig ist. Auch er weist auf den exklusiven Service der auf Österreich fokussierten Konsumentenschutzorganisation hin: „Von wegen gemeinsamer europäischer Markt! Selbst die Waschmittel von Markenartiklern haben in den Nachbarländern mitunter eine andere Rezeptur als in Österreich, ganz abgesehen von den vielen Eigenmarken der Handelsketten.“ Recherchen und Testergebnisse müssten immer wasserdicht sein, betont er: „Sonst gibt es Klagen.“

Sie hilft beim Energiekostensparen

Konsumentenschutz: Es fehlt ihm die Marie
Garantiert (noch) unabhängig: Die Ökologin und Projektmanagerin vom VKI
Die Projektmanagerin.308.000 Energiebewusste: So viele Menschen bzw. Privathaushalte haben sich an den beiden vom VKI initiiertenEnergiestop-Kampagnenbeteiligt. „Die hohe Beteiligung hat auch uns überrascht“, erklärt die ÖkologinCora James, 40, die seit 2013 für den VKI als Projektmanagerin arbeitet. Aufgrund der großen Masse konnte für die Teilnehmer der Kampagne ein attraktiver Tarif erzielt werden. Das Faszinierende aus der Sicht von James: „Damit konnten wir den Konsumenten eine Stimme verleihen.“ Diese wird von den Energieanbietern sofort gehört: „Erste Anbieter haben bereits nachgezogen.“ Fortsetzung folgt – gestern startete die neue, bereits dritte Kampagne.

Er erstreitet vor Gericht viele Millionen

Konsumentenschutz: Es fehlt ihm die Marie
Garantiert (noch) unabhängig: Der Konsumentenschutzrechtsexperte vom VKI
Der Konsumentenanwalt.200 Gerichtsverfahren und regelmäßige Sammelaktionen: Das ist das jährliche Pensum der Abteilung Recht, rechnet der JuristThomas Hirmke, 46, der seit 2001 beim VKI arbeitet. Interessant ist auch diese Kennzahl: „Wir konnten im Vorjahr 85 Prozent der Verfahren im Sinne der Konsumenten gewinnen, was einer Gesamtersparnis von 30 Millionen Euro entspricht.“ Noch kann Hirmkes Abteilung das weite Spektrum des Konsumentenschutzrechts einigermaßen abdecken. Aufgrund der finanziellen Ausdünnung des VKI-Budgets wird das jedoch zunehmend schwieriger. Hinter den an sich effizienten Sammelaktionen steht ebenfalls ein Fragezeichen.

Sie arbeitet in der Beratung

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Garantiert (noch) unabhängig: Die Konsumentenberaterin vom VKI
Die Konsumentenberaterin.20 bis 30 Telefonate pro Tag, 18 Beratungen in ihrem Büro pro Woche: Das ist das persönliche Pensum der JuristinManuela Robinson, 41, die seit 2010 in derBeratungsstelle des VKIauf der Mariahilfer Straße arbeitet. Die meisten Fragen, die ihr gestellt werden, beziehen sich auf den Rücktritt von einem Vertrag und die Gewährleistung von Produkten. Robinson ist eine von neun Juristen in der Beratungsstelle. Ihr Spezialgebiet: „Finanzierungsfragen.“ Doch auch sie hat betrogenen Urlaubern schon oft weiter geholfen. „Es ist schön“, sagt sie, „wenn man eine Lösung im Sinne der Konsumenten erzielen kann.“ Gar nicht so selten bedanken sich Menschen bei ihr.

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