Echt fett: Der große Leberkäse-Test

Echt fett: Der große Leberkäse-Test
Konsumentenschützern haben Leberkäse verkostet. Das Ergebnis ist – von zwei Ausnahmen abgesehen – appetitanregend.
Von Uwe Mauch

Leberkäse, Leberkäs, Leberkas – auch die Nuancen beweisen, dass Franz Floss vom Verein für Konsumenteninformation recht hat: "Der Leberkäse ist bei uns ein Grundnahrungsmittel." In jedem Supermarkt, an jedem Würstelstand wird der Ziegel (noch so ein g’schmackiges umgangssprachliches Wort) feilgeboten.

Und so mussten sich einige seiner Mitarbeiter in den vergangenen Monaten an einer der beliebtesten Fleischspeisen Österreichs ordentlich abessen, was bei Blindverkostungen nicht gerade eine Schlemmerei bedeutet.

Nicht wurscht!

Im Rahmen einer Kooperation mit der Agrarmarkt Austria (die AMA zahlt, der VKI testet, unabhängig, wie betont wird) hatten sich die Konsumentenschützer durch insgesamt 33 offen und verpackt angebotene Leberkäse-Produkte durchzuarbeiten. Ihr Resümee wird Vegetariern eher wurscht sein, Fleischtiger dürfte es freuen: Nur zwei gezogene Proben (der Bio-Leberkäse von Spar und der Pferde-Leberkäse von der Leopold Gumprecht KG) wurden mit einem "nicht zufriedenstellend" bewertet. Zudem muss guter Leberkäse nicht teuer sein (siehe dazu die Testsieger-Aufstellung unten).

Auch nicht Käse!

Doch bevor die Tester ans Bewerten gingen, lernten sie einiges über den Leberkäse. Zum Beispiel, dass er hierzulande weder Leber noch Käse enthält und dass das von ihrem Chef so bezeichnete Grundnahrungsmittel der Österreicher auf einen pfälzischen Fleischhauer zurückgeht. Der soll vor mehr als 200 Jahren im Gefolge eines Kurfürsten nach München gezogen sein und dort aus Rind- und Schweinefleisch einen Laibkas gebacken haben. Als Kas wird im Dialekt unserer bayrischen Nachbarn eine kompakte Masse bezeichnet. Und weil die Bayern auch nicht alles erklären können (siehe Hypo Alpe-Adria), kann uns niemand wirklich sagen, warum sie bis heute laut Deutschem Lebensmittelbuch Leberstücke, aber dafür kein Rind in ihren Leberkäse reintun. Den feinen Unterschied zwischen Bayern und Österreichern erklärt Ernährungswissenschafterin Birgit Beck so: "In unserem Leberkäse ist Schwein-, Rind- und manchmal Putenfleisch drinnen, wodurch er fettärmer ist." Innereien haben die hiesigen Fleischhauer früher einmal für ihren Leberkäse verwendet. Warum sie davon wieder abkamen? Die einen meinen, weil Leber schneller verdirbt, andere führen den nicht von allen geliebten Geschmack der Leber ins Treffen.

Apropos verderben: Beck rät dringend dazu, Leberkäse im Kühlschrank zu lagern und vor dem auf der Verpackung angegebenen Ablaufdatum zu essen.

Schmankerl am Rande: Auch die Ernährungswissenschaftlerin hat während der Testphase mehr Leberkäse zu sich nehmen müssen als laut Österreichischer Lebensmittelpyramide, die sie gerne zitiert, empfohlen wird.

In dieser Pyramide ist der Fleischgenuss ganz oben angesiedelt: Fleisch, Wurst oder Leberkäse nur drei Mal pro Woche – mehr benötigt kein erwachsener Mensch. Horrorvision für all jene, deren Ernährungspyramide auf dem Kopf steht, von denen Fleischhauer ebenso wie Bäcker leben, weil die Leberkäs-Semmel zu ihrem täglichen Genuss zählt.

Voll gemein!

Den Haken an der gemeinen Leberkäs-Semmel beschreibt Beck so: "Sie ist halt kein Diätgericht. In den getesteten Produkten haben wir einen Fettanteil von bis zu 28 Prozent feststellen müssen. Das bedeutet, dass in zehn Deka Leberkäse bis zu 300 Kalorien drinnen sind, die jedoch nicht satt machen." Ihr Tipp – der typisch österreichische Mittelweg: "Wenn es ein Leberkäs-Semmerl sein soll, dann vielleicht nicht zwei, sondern nur eine. Und um satt zu werden, essen Sie ein gutes Gemüse dazu."

Und was ist dem VKI-Chef Franz Floss über die Leber gelaufen? Ihn ärgert, dass der Leberkäse weiterhin unzureichend gekennzeichnet wird: "Da steht auf einer Verpackung drauf, dass er nach dem österreichischen Kodex hergestellt wurde – und dann kommt das Fleisch teilweise von einem deutschen Schlachthof."

Alle Testergebnisse im aktuellen Testmagazin Konsument.

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