Supermärkte - nicht so super

Supermärkte - nicht so super
Erstmals haben sich heimische Handelsketten einem Ethik- und Nachhaltigkeitstest gestellt. Das Ergebnis ist ernüchternd.
Von Uwe Mauch

Fair und nachhaltig produziert? Bisher bekamen bei dieser heiklen Frage vor allem Turnschuh- und T- Shirt-Produzenten sowie Bananen- und Rosenverkäufer ihr Fett ab. Jetzt nahm der Verein für Konsumenteninformation erstmals die österreichischen Supermärkte genauer unter die Lupe.

Im Auftrag des VKI haben Wirtschaftswissenschafter der Uni Graz die Lebensmittelhandelsfirmen Spar, Rewe, Hofer, Lidl und MPreis beleuchtet. Dieses Quintett meldete sich freiwillig. Nicht am Test teilnehmen wollten Zielpunkt, Nah & Frisch, Sutterlüty und Unimarkt. Der VKI-Ethik-Experte Peter Blazek resümiert trocken: "Die Test-Ergebnisse sind nicht wirklich super." Die Firmen hätten darauf reagiert, dass ihre Kunden sensibler einkaufen. Aber nur in Nischen und mehr in der Werbung.

Gewonnen hat jedenfalls die Tiroler Handelskette MPreis (ein Familienbetrieb im Besitz der Familie Mölk mit 200 Filialen in Tirol, Salzburg, Kärnten und Südtirol). Deren 4912 Mitarbeiter finden vermutlich auch bessere Arbeitsbedingungen vor. Auf 100 m2 Verkaufsfläche kommen 3,4 Vollzeitkräfte - bei Lidl 0,77, bei Hofer nur eine.

Supermärkte - nicht so super

"Wir sind wohl mehr sensibilisiert"
Ehre, wem Ehre gebührt: Ingrid Heinz, Sprecherin von MPreis, erklärt im KURIER-Interview, wie man beim Testsieger agiert.

KURIER: War für Sie sofort klar, dass man bei diesem neuartigen Test mitmacht?
Ingrid Heinz: Ja, unbedingt.

Ihr Unternehmen erhält Bestnoten fürs Angebot an regionalen Produkten und heimischen Bio-Lebensmitteln. Seit wann sind für Sie Ethik und Nachhaltigkeit Thema?
Eigentlich schon seit der Gründung des Familienunternehmens im Jahr 1920, auch wenn das anfangs natürlich noch nicht so genannt wurde. Wir sind wohl als regional agierender Markt mehr sensibilisiert als global agierende Ketten.

Wie ist das zu verstehen?
Schon seit Generationen bestehen mit den kleinen, lokalen Produzenten gelebte Partnerschaften. Dabei ist es uns ein großes Anliegen, die klein strukturierte Landwirtschaft in Tirol zu stärken. Es gibt bei uns viele Bergbauern, die ihre Höfe zu achtzig Prozent im Nebenerwerb mit wesentlich mehr Aufwand als die Bauern im Flachland bewirtschaften.

Verlangen Ihre Kunden nach fair produzierten und gehandelten Produkten?
Die Nachfrage bei Bananen und Fruchtsäften mit Gütezeichen ist seit Jahren steigend. Wir waren übrigens in den 1980er-Jahren der erste Supermarkt in Österreich, der fair gehandelte Produkte angeboten hat.

Wie groß ist da die Macht der Handelsketten gegenüber den Produzenten?
Bei uns ist es jedenfalls so, dass wir kleine Betriebe anders als internationale Marken-Konzerne behandeln. Die gemeinsame Weiterentwicklung ist die Basis für eine langfristig ausgerichtete gute Zusammenarbeit.

Negativ wird bewertet, dass es in Ihrem Unternehmen keinen Betriebsrat gibt. Warum eigentlich nicht?
Eine Besonderheit von M-Preis ist auch der laufende persönliche Kontakt der Mitarbeiter mit der Geschäftsführung. Zwei bis drei Mal pro Woche werden die Filialen besucht. Dabei geht es weniger um Kontrolle als um direkte Gespräche.

Dann wäre ja auch ein Betriebsrat kein Problem.
Bisher hatten die Mitarbeiter keinen Bedarf dafür.

Werden Sie diesen Testsieg in der Werbung einsetzen?
Das werden wir sicherlich auch unseren Kunden kommunizieren.

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