Handy und Social Media: So sind Kinder sicher digital unterwegs
Der Stein des Anstoßes heißt "kimandnorth", ist ein TikTok-Account und Anlass des Streites, den das getrennte Paar Kim Kardashian und Kanye West gerade öffentlich austragen. Den Account teilen sich Mutter Kim und die achtjährige Tochter North. Vater Kanye ist jedoch strikt gegen die öffentliche Präsentation seiner Kinder. Kims Argument: Sie möchte der Kreativität ihrer Tochter nicht im Weg stehen und ermöglicht ihr diese unter ihrer elterlichen Aufsicht.
Wer ist nun im Recht? Für Anu Pöyskö, Leiterin des WienXtra-Medienzentrums ist die Antwort eindeutig: "Fix" hat hier der Vater Recht. Gemeinsame Accounts von Eltern und Kindern können nicht die Lösung sein, wie man Kinder sicher in die Socialmedia-Welt begleitet, sagt sie.
Der richtige Zeitpunkt
Nicht so eindeutig lässt sie sich dafür auf das richtige Alter festlegen, in dem man Kindern das oft langersehnte, erste Handy anvertrauen kann. Es hängt vom Kind ab und für dieses sind nun mal die Eltern die besten Experten. Wichtig ist zu hinterfragen, warum das Kind sich ein Handy wünscht. Geht es hauptsächlich um digitale Spiele, empfielt Pöyskö eher ein in der Familie gemeinsam genutztes Tablet.
Steht aber der Wunsch nach Kommunikation mit Freunden und Eltern im Vordergrund, sollte man das erste eigene Handy an einen Meilenstein im Leben des Kindes koppeln, bei dem dessen Selbstständigkeit gefordert ist. Der Schulwechsel nach der Volksschule, das erste Ferienlager - mit neuen Pflichten und Herausforderungen des Lebens ergeben sich neue Rechte, und dazu kann auch ein Handy gehören. "Es sollte im Idealfall aber ein gebrauchtes Gerät sein", empfiehlt Pöyskö, so wird das Kind nicht mit der Verantwortung für ein teures Handy überfordert.
Der richtige Umgang
Fest steht: Der Grundstein für eine gesunde Handynutzung wird bereits in der Kindheit gelegt. Späterem Schlafmangel im Teenageralter wegen stundenlangen Scrollens am Bildschirm kann man schon am Anfang vorbeugen: Vereinbaren Sie fixe handyfreie Zeiten, an die sich alle – auch die Erwachsenen – halten sollten. Gewöhnen Sie sich beispielsweise als Familie an, abends keine Handys mit ins Schlafzimmer zu nehmen.
Der erste Socialmedia-Account
Auch hier hängt der richtige Zeitpunkt von der jeweiligen Plattform und von den Inhalten, die das Kind teilen will, ab. Es gilt: Je jünger der Nachwuchs ist und je mehr er von sich preisgeben möchte, desto privater sollte der Account sein – anfangs beispielsweise nur für den familiären Kreis zugänglich. Kreatives Gestaltungsinteresse der Kinder sollte man fördern, meint die Expertin. Videos produzieren und schneiden, fotografieren, Bildtexte verfassen: In der digitalen Welt wartet reichlich Wissen, das Kindern und Jugendlichen auch in späteren Jahren zugute kommen kann.
Gleichzeitig ist es aber wichtig, sie über die Gefahren aufzuklären, den Socialmedia-Auftritt immer wieder gemeinsam zu besprechen und aktives Interesse zu zeigen. Dabei ist Pöyskö aber gegen zu strikte Kontrolle oder gar gemeinsame Eltern-Kind-Accounts, wie jenem von Kim Kardashian und ihrer Tochter.
Technische Sicherheitsmaßnahmen
Neben der wichtigen Grundlagenvermittlung kann man auch am Gerät selbst Vorkehrungen zur sicheren Nutzung treffen. So wie beispielsweise die Kindersicherung. Bei Apple wird das Kinder-Konto über die Funktion „Familienfreigabe“ mit dem Apple-Konto der Erziehungsberechtigten verknüpft. Verwaltet und installiert wird die Kindersicherung entweder über das Einstellungsmenü am iPhone oder am Computer auf der iCloud-Webseite. Bei Android-Smartphones nennt sich die Google-Kindersicherungsfunktion „Family Link“. Am besten besucht man families.google.com für die Inbetriebnahme.
Sowohl Apple als auch Google bieten die wichtigsten Schutzmaßnahmen. So kann die Bildschirmzeit minutengenau reguliert werden – einzelne Apps lassen sich davon aber ausnehmen, etwa, damit das Kind weiterhin immer erreichbar ist. Will das Kind eine neue App installieren, können sich die Eltern darüber benachrichtigen lassen und die Installation erlauben beziehungsweise auch untersagen.
Mit der Kindersicherung können sich Eltern auch den aktuellen Aufenthaltsort des Kindes anzeigen lassen, sofern es das Handy dabei hat. Diese GPS-Ortung funktioniert auch umgekehrt. So können die Eltern ihren aktuellen Standort mit den Kindern teilen.
Apps von alternativen Anbietern vermeiden
Empfehlenswert ist, sich auf die systemimmanenten Kindersicherungen von Android und iOS zu konzentrieren. Diese bieten im Grunde ausreichenden Schutz für Kinder und gelten als vertrauenswürdig. Wer dennoch eine alternative App zur Kindersicherung verwenden will, sollte sich genau erkundigen, ob diese auch vertrauenswürdig ist. Sind sie das nicht, könnten Sie etwa Standortdaten oder Fotos der Kinder mit Fremden teilen.
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