Warum die "bessere" Schule nicht immer die richtige ist

Warum die "bessere" Schule nicht immer die richtige ist
Volksschule, Mittelschule oder HTL? Die Entscheidung fällt in den nächsten Wochen. Was Eltern dabei bedenken sollten.

Diese Frage beschäftigt Eltern oft monatelang: In welche Schule soll ich mein Kind geben? In der Volksschule ist die Antwort oft noch einfach – muss ein Kind doch in die nächstgelegene Schule gehen, außer es wohnt in einer größeren Stadt, in der die Sprengelpflicht aufgehoben wurde.

Eltern von Schulanfängern müssen eher entscheiden, ob sie eine Ganztagsschule bevorzugen oder nicht. Sonja Schärf-Stangl, Direktorin der Volksschule Felixdorf (NÖ), kennt beides: „In einer Ganztagsschule ist der Tag etwas entzerrter, und die Kinder machen dort ihre Hausübungen. Das kann für die ganze Familie entlastend sein. Anders ist das, wenn Eltern lieber selbst mit ihren Kindern am Nachmittag lernen wollen.“

Frustrationstoleranz

Mehr Kopfzerbrechen machen Eltern die Übergänge nach der Volksschule und nach der 8. Schulstufe: „Ein Gymnasium ist nur anzuraten, wenn die Kinder eine hohe Frustrationstoleranz haben und selbstständig arbeiten können“, sagt Schärf-Stangl.

Doris Pfingstner, Direktorin der Modularen Mittelstufe Aspern in Wien, gibt zu bedenken: „Wenn das Kind in der AHS überfordert ist, erlebt es laufend Kränkungen und Frustration. Das schlägt aufs Gemüt und schwächt das Selbstvertrauen nachhaltig. Schulfrust, der bis zu Schulverweigerung führen kann, ist die Folge.“

Ihr Rat: „Lassen Sie sich nicht von Prestigegedanken bei der Wahl der Schule leiten. In vielen Mittelschulen wird sehr gut gearbeitet und durch die großzügige Personalausstattung kann man sehr gut auf jedes einzelne Kind eingehen.“ Ein Gespräch mit der Volksschullehrkraft, die die Stärken und Leistungsfähigkeit des Kindes gut einschätzen kann, hilft bei der Entscheidung.

Die Vorbehalte gegenüber der Mittelschule, insbesondere im urbanen Bereich, kennt Pfingstner. Da hilft nur, mit Eltern und Schülern der Wunschschule zu sprechen, so bekommt man schnell einen Eindruck.

Vorteile einer Lehre

Das gelte auch für die Zeit nach der achten Schulstufe. „Auch wenn viele Eltern es gerne sehen, dass ihre Kinder Matura machen. Für manche Kinder ist eine Lehre die bessere Alternative. Und finanziell manchmal sogar attraktiver“, sagt Pfingstner.

Entscheidet man sich für eine Oberstufenschule, gibt es in Österreich eine riesige Auswahl. Isabella Zins, AHS-Direktorensprecherin, schlägt vor, nach Möglichkeit einen Tag zu schnuppern, um zu sehen, ob das der richtige Schultyp ist. Und sie rät dazu, mit Schülern und deren Eltern Kontakt aufzunehmen. „Bei solchen Gesprächen erfährt man schnell, wie das Klima in der Schule ist, und welchen Leistungsanspruch man dort macht.“ Ihr Tipp an Schüler der achten Schulstufe: „Wer die Abschlussklasse bestmöglich für den Lernerfolg nützt, wird in der Oberstufe gut durchstarten können.“

Warum die "bessere" Schule nicht immer die richtige ist

Adele, 5, Kindergartenkind Wien

Adele, 5: „Die  Schule stelle ich mir  sehr schön vor   – wie einen Regenbogen.   Ich freue mich auf   viele neue  Freundinnen und Freunde und darauf,  rechnen, schreiben und lesen zu lernen, und wünsche mir eine liebe Lehrerin.“

Warum die "bessere" Schule nicht immer die richtige ist

Anatol, 5, Kindergartenkind Wien

Anatol, 5: "Die Schule stelle ich mir gut vor! Die Lehrerin bringt uns rechnen, lesen, nähen, turnen bei. Ich freue mich darauf, über Tiere zu lernen, Ausflüge zu machen und dass man dort gute Freunde hat.“

Warum die "bessere" Schule nicht immer die richtige ist

Sophie Penik, 15, Mittelstufe Aspern

Sophie Penik, 15, Modulare Mittelstufe Aspern: „Mir war schon in der ersten Klasse der  NMS klar, dass ich Kindergärtnerin werden will.  Ich bin ein sozialer Mensch.  Deshalb werde ich  2022 in der BAfEP Patrizigasse anfangen, die zur Kindergärtnerin  ausbildet.“

Warum die "bessere" Schule nicht immer die richtige ist

Lukas Bäuchler, 10, VS Felixdorf (NÖ)

Lukas Bäuchler, 10, VS Felixdorf (NÖ): „Die Mittelschule Felixdorf (NÖ) hat ein breites Angebot, weshalb ich dorthin wechsle. Außerdem wird in einer Klasse viel auf Englisch unterrichtet. Wir hatten in der Volksschule  ja einen Sprachschwerpunkt.“

Warum die "bessere" Schule nicht immer die richtige ist

Sebastian Suppin, 14, Mittelstufe Aspern

Sebastian Suppin, 14, Modulare Mittelstufe Aspern: „Ich möchte eine Lehre als Elektrotechniker  oder Kfz-Mechaniker beginnen. Ich war zwar ein guter Schüler, doch das Arbeiten mit den Händen liegt mir mehr als das Sitzen über den Büchern.“

Warum die "bessere" Schule nicht immer die richtige ist

Olivia Solber, 10, VS Felixdorf (NÖ)

Olivia Solber, 10,  VS Felixdorf (NÖ): Mir gefällt das Zeichnen besonders gut. Deshalb werde ich in eine Schule mit  Kreativzweig gehen –  die AHS Zehnergasse in Wiener Neustadt (Niederösterreich) hat so eine Klasse – darauf freue ich mich schon.“

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