Wie Wunschzettel und Weihnachten zueinander fanden

Wie Wunschzettel und Weihnachten zueinander fanden
Lange war auf den „Weihnachtsbriefen“ keine Rede von Geschenken. Doch im späten 19. Jahrhundert vereinnahmte die Spielzeugindustrie die Idee.

"Dir, du liebes Christkindlein, send ich meine Wünsche ein; Geh zu Karstadt, Nikolaus, und suche mir das Schönste aus.“ 1930 reimte das deutsche Kaufhaus auf seinem Wunschzettel-Formular ganz im Stil der Zeit. Und so kam es, dass der gerade siebenjährige Hermann aus Bremen auf seinem Zettel einfach neun Wünsche ankreuzte – ergänzt mit Preisen und dem Namen des Kaufhauses, in dem all die schönen Dinge zu kaufen sind. Damit es das Christkind nicht so schwer hat.

Geniale Marketing-Idee

Nicht erst 1930, schon im späten 19. Jahrhundert gehörte Deutschland zu den führenden Produzenten für Spiel- und Weihnachtswaren. Und weil die langsam auch für „kleine Leute“ erschwinglich wurden, entwickelte man den Wunschzettel als Vermarktungsstrategie: Um den Bedarf nach Eisenbahn und Schaukelpferd anzuheizen, drängten Hersteller und Kaufhäuser mit vorgedruckten Bögen auf den Markt, auf denen die Kinder ihre Wünsche nur noch ankreuzen mussten. Nicht mehr christliche Motive, sondern Darstellungen von Christkind, Weihnachtsmann und satten Familien unterm Tannenbaum dominierten das Bild. Ab sofort führte der Kapitalismus Regie – und mit ihm die materielle Begehrlichkeit nach einem möglichst überbordenden Gabentisch.

Der Wunschzettel als Spiegel der Zeit? Zweifelsohne! Denn jahrhundertelang haben sich Kinder in Weihnachtsbriefen bei den Eltern bedankt und alles Gute gewünscht, weiß die Kunsthistorikerin Ulrike Winger: „Dieses Dankschreiben war eine Pflicht, da ging es auch um das Schönschreiben, vielleicht verbunden mit einem Gedicht, das auswendig gelernt werden musste. Es leitete sich von den Neujahrswünschen ab, die bereits im 15. Jahrhundert belegt sind.“

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