Vorsorgen für die Krise: Macht uns der Krieg zu Preppern?
Überschwemmungen, Blackouts oder eben Krieg und atomare Katastrophen: "Das Interesse an Krisenvorsorge ist definitiv stark gestiegen. In einschlägigen Onlineforen lässt sich beobachten, wie Leute um Hilfe bitten", berichtet Kulturwissenschafter Julian Genner im Interview mit dem Spiegel.
Beim sogenannten Preppen geht es darum, sich auch gegen ein mögliches Versagen der Behörden zu wappnen: "Manche gehen davon aus, dass sie im Krisenfall ihre Vorräte mit Gewalt gegen ihre unvorbereiteten Nachbarn verteidigen müssten. Preppen basiert auch auf einem Misstrauen gegenüber den Behörden und den Mitmenschen."
Unterschied zwischen Vorsorge und Preppern
Das sei der Unterschied zu einer gut gefüllten Vorratskammer oder einem Erste-Hilfe-Koffer, so der Forscher gegenüber dem Spiegel. Der Ukraine-Krieg führe laut Genner aber nicht zu einem Ansturm auf radikale Prepper-Gruppen: "Meine Vermutung geht in eine andere Richtung. Schon die Flutkatastrophe im Ahrtal und die Folgen der Klimakrise haben das Bewusstsein für Krisenvorsorge verändert, der russische Angriffskrieg verschärft diesen Effekt nun zusätzlich: Es dürfte normaler werden, Vorräte anzulegen."
Was ändert sich durch den Ukraine-Krieg? "Das Gefühl der Unsicherheit ist in der gesamten Gesellschaft gestiegen, viele Menschen haben also ähnliche Sorgen wie Prepper. Ihnen geht es darum, mit ihrer umfassenden Vorsorge ein Stück weit die Kontrolle über das eigene Leben und die eigene Zukunft zu sichern. Wer über Lebensmittelvorräte, Notstromaggregate und Möglichkeiten zur Wasseraufbereitung verfügt, ist nicht auf Supermärkte oder eine funktionierende Stromversorgung angewiesen. Preppern geht es um ein selbstbestimmtes Leben in unsicheren Zeiten – und zwar unabhängig vom Lauf der Geschichte."
Die deutsche Wirtschaftswoche berichtete, dass zahlreiche Outdoor-Shops von langen Lieferzeiten berichten und es vergangenes Wochenende einen regelrechten Run auf bestimmte Waren wie Gas-Notheizungen gab.
Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) warnt bereits eindringlich davor, Jodtabletten ohne behördliche Anweisung einzunehmen. Hochdosierte Jodtabletten könnten zu starken Nebenwirkungen führen.
So legen Sie einen Lebensmittel-Vorrat für zwei Wochen an
1. Tipp: Essens- und Getränkevorräte sollten 7 bis 14 Tage reichen.
2. Tipp: Kohlenhydrate, Proteine und Fette sind notwendig, um keine Mangelerscheinungen zu bekommen. Berechnen Sie 2.000 bis 2.500 Kalorien pro Tag und Person
3. Tipp: Liste für 2 Wochen:
2 kg vakuumverpacktes Brot wie Knäckebrot
½ kg Reis,
1 kg Teigwaren
wie Spaghetti,
1 kg Mehl,
1½ kg Konserven-Hülsenfrüchte,
1½ kg Obstkonserven, ¾ kg Fleischkonserven wie Aufstriche,
½ l Speiseöl,
½ kg Speisefett,
½ kg Hartkäse,
½ kg Fischkonserven, 2 l H-Milch,
½ kg Milchpulver, Packerl- oder Dosensuppen (2 l Suppe),
1 Glas Honig,
1 kg Zucker
4. Tipp: Falls Sie sich speziell ernähren wollen oder müssen oder ein Baby zu Hause haben, dann denken Sie an Diät-Lebensmittel, Fleischersatzprodukte oder Babynahrung.
5. Tipp: Kaffee, Kakao und Tee nach Bedarf.
6. Tipp: Denken Sie auch an Ihre Vorräte für Körperpflege, Putzmittel und Futter für Haustiere.
So packen Sie Ihr Gepäck im Notfall
Nehmen Sie für jedes Familienmitglied nur ein Gepäckstück mit. Rucksäcke sind praktisch, da Sie beide Hände frei haben.
- persönliche Medikamente
- Erste-Hilfe-Material
- batteriebetriebenes Radio, Reservebatterien oder Kurbelradio
- Dokumentenmappe
- Verpflegung für zwei Tage in staubdichter Verpackung: zb Proteinriegel
- Wasserflasche
- Essgeschirr und -besteck
- Taschenlampe, Reservebatterien
- Schlafsack oder Decke
- Kleidung für ein paar Tage: Nach dem Zwiebelprinzip zusammenstellen, also mehrere Schichten einplanen. Wasserdichte Bekleidung wie Regenjacke oder Regenmantel und wetterfeste Schuhe oder Gummistiefel einpacken oder anziehen.
- Kopfbedeckung
- Handschuhe
- Hygieneartikel (zum Beispiel Artikel für Monatshygiene, Windeln) für ein paar Tage
- Schutzmaske, behelfsmäßiger Atemschutz
- für Kinder: Brustbeutel oder eine SOS-Kapsel mit Namen, Geburtsdatum und Anschrift. SOS-Kapseln erhalten Sie in Kaufhäusern, Apotheken und Drogerien.
Was Sie vorsorglich packen können, worauf Sie aber nicht vergessen dürfen: Personalausweis / Reisepass, Bargeld, Geldkarten, E-Card, Impfpass, Haustürschlüssel, Autoschlüssel, Handy samt Ladegerät oder Powerbank.
Wie verhalte ich mich bei einem Atomreaktor-Unfall?
- Schalten Sie Fernseher oder Radio ein und befolgen Sie die Anweisungen.
- Informieren Sie Nachbarn.
- Verschließen Sie alle Fenster und Türen. Falls möglich, schalten Sie Lüftungen ab.
- Bringen Sie Gegenstände im Freien wie Wäsche, Haustiere oder Spielzeug ins Haus.
- In betroffenen Gebieten erfolgt die Warnung durch einen gleichbleibenden drei Minuten Dauerton des Sirenen-Warn- und Alarmsystems.
- Kaliumiodid-Tabletten NUR NACH behördlicher Anweisung einnehmen.
- Wenn Sie nicht zu Hause sind, suchen Sie Schutz in Gebäuden vor Eintreffen der radioaktiv kontaminierten Luftmassen.
- Wenn Sie sich während des Durchzugs der radioaktiven Luftmassen im Freien aufgehalten haben, ziehen Sie Schuhe und Kleidung vor Betreten der Wohnung aus. Waschen Sie die Hände und duschen gründlich.
- Das Wasser aus der öffentlichen Trinkwasserversorgung ist unbedenklich. Pflücken Sie kein frisches Obst oder Gemüse aus dem Garten.
- Nach dem Durchzug von radioaktiven Luftmassen bei Reinigungsarten Staubaufwirbelung vermeiden: Fußböden und Einrichtungsgegenstände feucht reinigen. Fenster und Fensterbänke waschen, Teppiche nicht klopfen, sondern absaugen oder nass reinigen. Oft Hände waschen und gründlich duschen.
- In stark betroffenen Regionen erfolgt nach Abzug von radioaktiv kontaminierten Luftmassen eine Entwarnung durch einen gleichbleibenden Dauerton von einer Minute des Sirenen-Warn- und Alarmsystems.
Nützliche Links: Ratgeber-Blackout, Notfall-Checkliste, krisenfester Haushalt
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