Jede zweite Frau in Österreich ist von Periodenarmut betroffen

Jede zweite Frau in Österreich ist von Periodenarmut betroffen
Rund um die monatliche Blutung fehlt es laut der Analyse immer noch an guter Aufklärung, Tabus sind weiterhin verbreitet.

Frauen müssen im Laufe ihres Lebens tausende Euro für Hygieneprodukte für ihre Menstruation ausgeben. Jede Zweite ist hierzulande von Periodenarmut betroffen. Das zeigt eine repräsentative Befragung der Kinderrechtsorganisation Plan International. Rund um die monatliche Blutung fehlt es laut der Analyse immer noch an guter Aufklärung, Tabus sind weiterhin verbreitet.

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Die Umfrage ergab, dass 53 Prozent der Befragten sich besser mit Hygieneartikeln versorgen würden, wenn diese günstiger wären. In der jüngsten Gruppe sagten dies sogar 68 Prozent. Jede dritte Frau gab an, dass die monatlichen Ausgaben für die notwendigen Produkte für sie eine finanzielle Belastung darstelle.

17 Prozent sagten laut der Analyse, dass sie den Wechsel von Tampons, Binden oder Slipeinlagen bewusst hinauszögern, um länger damit auszukommen. Das erhöht allerdings das Risiko von Infektionen. Jede Vierte versucht wegen der Kosten, möglichst wenige Periodenprodukte zu verbrauchen. An der repräsentativen Online-Befragung nahmen jeweils 500 Frauen und Männer im Alter von 14 bis 45 Jahren teil.

Unangenehm, wegen Periode in Krankenstand zu gehen

71 Prozent der Befragten gaben an, ihre Aktivitäten während der Blutung einzuschränken oder Termine gänzlich abzusagen. Als Gründe wurden Unwohlsein und Schmerzen genannt. Ein wichtiger Punkt für Absagen von Aktivitäten ist für jede Dritte, die nicht ausreichende Toiletten- und Hygienesituation an öffentlichen Orten.

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Besonders schwierig ist es für viele Frauen, sich mit Schmerzen während der Periode im Job krank zu melden. 78 Prozent empfinden es laut Umfrage als (sehr) unangenehm, deshalb in den Krankenstand zu gehen. Jede Dritte befürchtet bei einer Krankmeldung Unverständnis oder negative Konsequenzen.

73 Prozent der befragten Männer gaben zwar an, ihre Partnerin während der Periode zu unterstützen und für 68 Prozent ist es laut der Auswertung "auch in Ordnung" Menstruationsartikel in der Drogerie oder im Supermarkt zu kaufen. Das Verständnis auf Seite der Männer ist aber noch ausbaufähig: Wenn die monatliche Blutung der Partnerin auch das Leben der Männer einschränkt, etwa durch abgesagte gemeinsame Ausflüge, schwindet die Akzeptanz für die Entscheidung der Frau.

Jeder dritte Mann findet es übertrieben bis inakzeptabel, wenn ihre Partnerin gemeinsame Aktivitäten oder Aktivitäten mit Freunden aufgrund ihrer Periode absagt. 44 Prozent der Männer finden es außerdem übertrieben bzw. inakzeptabel, sich wegen der Periode krank zu melden und jeder Dritte kann es nicht nachvollziehen, wenn die Hausarbeit deswegen vernachlässigt wird.

Kostenlose Hygieneprodukte

Die Ergebnisse würden deutlich zeigen, dass mehr Aufklärung, Toleranz und Rücksicht bei dem Thema nötig sei. Gemeinsam mit dem Infoportal "Erdbeerwoche" und der Bundesjugendvertretung (BJV) hat Plan International daher einen Forderungskatalog erstellt: Hygieneprodukte während der Menstruation sollten kostenlos am Arbeits- und Ausbildungsplatz und in allen öffentlichen Toiletten zur Verfügung gestellt werden - analog zu Toilettenpapier. Dabei sollen die sozialen Hintergründe der Betroffenen mitbedacht werden. Das Umfeld in Sanitäranlagen muss angemessen sein, damit sich Menstruierende darin wohlfühlen können.

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Zudem solle das Selbstbewusstsein von Mädchen mit Aufklärung und Enttabuisierung der Menstruation gestärkt werden. Menstruationsaufklärung sollte Teil der Lehrpläne in allen Bundesländern sein. Dabei soll die Variation an unterschiedlichen Periodenprodukten - von Tampons über Binden, Periodenhöschen bis hin zu Mentruationstassen und - schwämmen - aufgezeigt werden. Zudem solle die Freistellung bei Periodenschmerzen am Arbeitsplatz gefördert werden. Auch eine Sensibilisierungskampagne wird gefordert.

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