Nur 37 Prozent der Österreicher rodeln mit Helm

Nur 37 Prozent der Österreicher rodeln mit Helm
Experten raten dringend zum Kopfschutz. Unfälle sind schon bei gerinem Tempo riskant. Was sonst noch zu beachten ist.

Der Schnee ist da, sorgt vielerorts für Winterfreuden - und ruft Mahner auf den Plan. Denn selbst bei scheinbar "harmlosen" Sportarten passieren immer wieder dramatische Unfälle. So rechnet das Kuratorium für Verkehrssicherheit KFV diese Saison mit 2.000 bis 3.000 schwerwiegenden Rodelunfällen.

Exponierter Sitzplatz

Der Fachbereich Sport- und Freizeitsicherheit im KFV prognostiziert für die heurige Wintersaison in Österreich 2.000 bis 3.000 Spitalsaufenthalten nach Rodel- oder Bobunfällen. Empfindlichster Körperteil für tödliche Verletzungen ist der Kopf. Auch der Sitzplatz beeinflusst das Risiko für Körper und Leben.

Wie computersimulierte Crashtests von KFV und TU Graz zeigen, sitzen Kinder hinten sicherer. Im Fall eines Zusammenstoßes prallen die Kleinen dann nämlich nicht direkt auf die oft sehr harten Hindernisse, sondern auf den Rücken des Erwachsenen. Kinder, die vorne sitzen, werden hingegen durch die Wucht des Aufpralls vom Elternteil noch zusätzlich gegen das Hindernis gedrückt. 

 

    Keine Helm-Disziplin auf Rodelstrecken

    Tests zeigen zudem eindeutig, dass ein Helm das Verletzungsrisiko bei einem Aufprall mit dem Kopf deutlich reduziert. Allerdings lässt die Helm-Disziplin in Österreich zu wünschen übrig. Während die Helmtragequote auf heimischen Skipisten bereits beinahe die 100-Prozent-Marke erreicht hat, liegt sie auf Rodelstrecken nicht einmal bei 40 Prozent.

    „Wir führen regelmäßig auf den Ski- und Rodelpisten in ganz Österreich Standarderhebungen durch. Daher wissen wir, dass sich zwar die ohnehin schon hohe Helmtragequote auf den Skipisten in den vergangenen Jahren weiter verbessert hat. Auf den Rodelpisten stagniert allerdings der Anteil seit Jahren auf niedrigem Niveau“, sagt Johanna Trauner-Karner, Leiterin der Abteilung Sport- und Freizeitsicherheit im KFV. Konkret haben demnach in den vergangenen sieben Jahren durchschnittlich mehr als 93 Prozent der Ski- und Snowboardfahrer einen Helm getragen, bei den Rodlern waren es nur 37 Prozent.

    Krankenhausreif nach Rodelunfall

    „Wir rechnen für die angelaufene Wintersaison 2022/23 damit, dass zirka 2.000 bis 3.000 in Österreich dauerhaft wohnhafte Personen aufgrund von Unfällen mit Rodeln oder Bobs im Krankenhaus behandelt werden müssen“, sagt Trauner-Karner. Die Einschätzung basiert auf Befragungen des KFV in Österreichs Spitälern unter den heimischen Opfern von Sport- und Freizeitunfällen sowie auf Hochrechnungen aus anderen Datenstätzen.

    Knochenbrüche am häufigsten

    Knochenbrüche (65% der Befragten) sowie Sehnen- und Muskelverletzungen (14%) rangieren unter den Verletzungen beim Rodeln im Zehn-Jahresdurchschnitt an der Spitze. Rund jeder fünfte Rodelunfall resultiert aus einem Zusammenprall mit Personen, Bäumen, Schneewänden oder anderen Hindernissen. Kollisionen sind der Hauptgrund für besonders schwere Verletzungen.

     

      Schon 10 km/h sind gefährlich

      Die Leiterin der Abteilung Sport- und Freizeitsicherheit im KFV appelliert daher an Erwachsene, mit gutem Beispiel voranzugehen. „Bitte tragen Sie unbedingt einen Helm und achten Sie darauf, dass das auch Ihre Kinder tun. Rodeln ist zwar ein wunderbares Freizeitvergnügen im Winter, aber es ist entgegen dem Klischee keine ungefährliche Sportart. Unsere Tests haben gezeigt, dass bereits bei einem Aufprall mit einer Geschwindigkeit von 10 km/h ohne Helm schwerste Verletzungen entstehen können.“

       

        So Rodeln Sie sicher

        Experten haben Tipps für ein sicheres Rodelvergnügen: 

        • Gute Grundausrüstung ist wichtig: Winterfeste Kleidung, Handschuhe, festes Schuhwerk, Skibrille und Helm sollten beim Rodelausflug nicht fehlen.
        • Vor der Benutzung die Rodel auf Schäden überprüfen.
        • Sperren und Warnhinweise dürfen keinesfalls ignoriert werden.
        • Nur bei guter körperlicher Konstitution die Rodelpiste benutzen.
        • Falls der Aufstieg zu Fuß erfolgt, sollte man möglichst am Rand der Rodelbahn gehen, um die Bahn freizuhalten. Auch bei der Abfahrt ist Rücksicht auf andere sehr wichtig.
        • Die Wahl der Abfahrtsstrecke und Abfahrtsgeschwindigkeit sollten dem eigenen Können entsprechen.
        • Nicht mit dem Kopf voran Sitzen man zu zweit auf der Rodel, sollte die kräftigere/schwerere Person vorne sitzen.
        • Der Konsum von Alkohol ist vor oder beim Rodeln tabu.
        • Auf Nachtrodelpisten ist eine Stirnlampe und reflektierende Kleidung
        • Spezielle Rodelbremsen stoppen am schnellsten. Wer mit Winterschuhen bremst, sollte nicht mit den Fersen bremsen, sondern die kompletten Fußsohlen dicht neben den Kufen auf die Rodelbahn aufsetzen.

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