Weiße Kunstschneebänder, die braune und mitunter sogar grüne Hänge durchziehen. Das ist das Bild, das die Winterlandschaft in den Skigebieten im Westen Österreichs derzeit abgibt. Und das nicht nur in verhältnismäßig tiefen Lagen, sondern selbst in Tourismusorten wie St. Anton am Arlberg – auf rund 1.300 Meter Höhe gelegen – sieht es derzeit eher nach Frühling aus.
Im dortigen Skigebiet ist am Donnerstag ein belgischer Skifahrer (47) tödlich verunglückt, nachdem er von der Piste abgekommen war. Er prallte gegen einen Baum und einen Felsen und erlag seinen schweren Verletzungen.
Vier Tote in vier Tagen
Es ist das vierte Unfallopfer innerhalb weniger Tage, das neben der Piste stirbt, nachdem ein 12-jähriges Mädchen am Stefanitag im Zillertal gegen einen Baum geprallt war.
In den Sturzzonen fehlt der Schnee, der Abflüge bremsen könnte. Es geht je nach Skigebiet vielfach direkt auf Wiesen oder steiniges Gelände, wie etwa im Fall jener zwei 17-Jährigen, die auf einer Abfahrt in Waidring im Tiroler Unterland tödlich verunglückt sind.
Weihnachtsferien bedeutet für die Unfallmediziner an der Innsbruck Klinik Hochbetrieb. „Wir sind schon fast wieder auf Vor-Corona-Niveau“, sagt Johannes Schwamberger, Sprecher der Tirol Kliniken. Es ist aber weniger die Zahl der Unfallopfer – an Spitzentage können das rund 200 verletzte Wintersportler sein – die zu schaffen macht: „Die Verletzungen sind schwerer.“
Das ist einerseits der Tatsache geschuldet, dass die Pisten vielfach eisig und hart sind, der Aufprall nach Stürzen entsprechend hart. Häufige Verletzungsmuster sind Stauchungen der Wirbelsäule und der Gelenke. Wer von der Piste abfliegt, bezahlt das mit Prellungen, Brüchen oder im schlimmsten Fall mit Querschnittslähmungen – bislang wurden an der Innsbrucker Klinik in dieser Saison bereits fünf solche Fälle registriert – oder gar dem Leben.
Laut den Daten des Kuratoriums für Alpine Sicherheit starben in der gerade erst angelaufenen Saison bereits 12 Menschen auf Österreichs Skipisten- oder routen. Das sind mehr als doppelt so viele, wie im langjährigen Schnitt. Nicht immer sind Stürze die Ursache. Fünf Skifahrer sind seit 1. November einem Herz-Kreislauf-Versagen erlegen.
Weniger Kollisionen
Die schlechte Schneelage hat indes auch positive Effekte. Die Skiregionen sind zwar sehr gut gebucht. Aber es fehlt die große Masse an Tagesgästen, die ihre Ausflüge in der Regel von Wetter und Pistenbedingungen abhängig machen. Dadurch ist auf den Pisten weniger los, die Gefahr von Kollisionen geringer. Das schlägt sich in den Zahlen des Kuratoriums für Alpine Sicherheit nieder. Seit 1. November gab es demnach 516 Verunfallte. Das 10-Jahres-Mittel für den Vergleichszeitraum liegt bei 716.
Registriert werden nur Fälle, in denen die Alpinpolizei ermittelt – was bei nicht tödlichen Unfällen eben der Fall ist, wenn Wintersportler ineinander krachen und dabei verletzt werden. Die Gesamtzahl an Skiunfällen spiegelt das daher nicht wider. „Das ist nur die Spitze des Eisberges“, sagt Susanna Mitterer vom Kuratorium.
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