Personalmangel im Kindergarten: "Das frustriert, weshalb viele gehen“

Mehr als 500 Euro Schulgeld zahlt Werner K. jedes Semester für seine Tochter. In fünf Jahren summieren sich die Kosten für die Ausbildung zur Elementarpädagogin auf 5.500 Euro. Was ihr Vater nicht versteht: "Es werden händeringend Kindergartenpädagoginnen gesucht – und dann findet man wenige Schulen, die kostenlos sind.“
Besonders auf dem Land hätten Schüler keine Wahl, weil es nur eine BAfEP gibt – die fünfjährige Schule, die zur Elementarpädagogin ausbildet. "Das habe ich in keiner anderen berufsbildenden höheren Schule, dass ich nicht zwischen einer privaten und öffentlichen wählen kann“, ärgert sich Werner P. "Das Land Niederösterreich verweist bei Anfragen an den Bund, und das zuständige Ministerium reagiert nicht auf Mails.“
Beliebt und teuer
Laut Natascha Taslimi vom Netzwerk elementare Bildung Österreich (NEBÖ) ist die BAfEP eine der beliebtesten berufsbildenden höheren Schulen und wegen der vielen Praxisstunden so teuer. Das Problem: "In vielen Bundesländern geht nur ein Bruchteil der Absolventinnen in den Beruf, in Wien ist es z. B. nur jede Vierte.“ Und die BAfEP-Abgänger, die in den Job gehen, bleiben nicht lange.
"Anfangs sind viele begeistert. Doch zu große Gruppen und Personalmangel führen dazu, dass die Pädagoginnen nicht das machen können, was sie während ihrer Ausbildung gelernt haben“, gibt Taslimi zu bedenken. "Sie wollen die Kinder in ihrer Entwicklung begleiten, was Zeit braucht – etwa wenn es um Sprachförderung geht. Stattdessen können sie nur Grundbedürfnisse stillen. Das frustriert, weshalb viele kündigen.“
Wenig attraktiv
Dass nicht nur die teuren Schulplätze für den Pädagogenmangel verantwortlich sind, wird dem Vater bewusster, je länger die Ausbildung seiner Tochter dauert: "Sie hat in den Praxiseinheiten erlebt, wie stressig die Arbeit im Kindergarten aufgrund des Personalmangels ist. Viele ihrer Mitschülerinnen überlegen deshalb, ob sie nach der Matura ein Lehramtsstudium oder während der Schulzeit eine Zusatzausbildung zur Hortbetreuerin machen“, erzählt der Vater. "Das Gehalt ist zudem so niedrig, dass am Ende des Monats nichts übrig bleibt. Das macht den Beruf wenig attraktiv.“
Das niedrige Gehaltsniveau führt auch dazu, dass aufgrund des Personalmangels vielerorts nicht ausgebildete Menschen Kindergartengruppen leiten dürfen – das Anforderungsniveau wird nach unten nivelliert. Ein Teufelskreis. "Das wird dem Staat am Ende doppelt teuer kommen“ prophezeit Taslimi. "Die Wissenschaft zeigt schon lange, wie wichtig die frühkindliche Bildung für den Schulerfolg von Kindern ist.“
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