Igitt, Corona!
Eine neue Studie deutet nun darauf hin, dass die Sorge, sich mit SARS-CoV-2 anzustecken, die Ekelempfindlichkeit – in der Psychologie beschreibt man damit die konkrete Neigung einer Person, in verschiedenen Situationen Ekel zu erleben – der Menschen verstärkt hat.
Für ihre Analysen verglichen Forschende der US-amerikanischen Ohio State University entsprechende Daten, die während und nach Lockdown-Phasen erhoben wurden. Anstatt vor und nach den Hochphasen der Pandemie gewonnene Daten zweier Personengruppen gegenüberzustellen, überprüfte man, wie sich das Empfinden einzelner Probanden veränderte.
"In den Untersuchungen, die wir während der Pandemie durchgeführt haben, war die Ekelempfindlichkeit erhöht, vor allem bei Personen, die befürchteten, sich tatsächlich mit Corona anzustecken", wird Psychologin und Studienautorin Shelby Boggs dazu in einer Aussendung zitiert.
Die Forschungsergebnisse werden in der Februarausgabe der Zeitschrift Personality and Individual Differences veröffentlicht.
Flucht vor Niesenden
Auffallend unappetitlich wurden Niesattacken in unmittelbarer Nähe bewertet. Das Infektionsgeschehen scheint die Bevölkerung auch generell dünnhäutiger für Ungustiöses zu machen. Bei den Ekeltests wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beispielsweise gebeten, bestimmte Eindrücke oder Szenarien – den Geruch von Urin, das Verteilen von Ketchup auf Vanilleeis – nach Abstoßungsgrad zu bewerten. Auch hier wurden erhöhte Ekelwerte gemessen.
Aus frühere Forschungen geht hervor, dass die Ekelempfindlichkeit sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann: Manche Menschen ekeln sich rascher und intensiver als andere. Die Ursache dafür gilt als umstritten: So könnte eine hohe Ekelempfindlichkeit etwa mit der Persönlichkeitseigenschaft des Neurotizismus in Zusammenhang stehen. Ausgeprägt neurotische Menschen gelten als ängstlich, launisch, empfindlich, depressiv, reizbar und labil.
Mit ihren Untersuchungen haben die Expertinnen und Experten jedenfalls einen Beleg dafür geliefert, dass das individuelle Ekelempfinden auch durch äußere Umstände beeinflussbar und damit variabel ist.
Ekelentspannung erwartet
Boggs und ihr Team gehen davon aus, dass sich das Ekelempfinden mit der Zeit wieder normalisieren wird: "Ständig Ekel zu empfinden, ist kein angenehmer Zustand." Wer sich ekle, befinde sich in einem äußerst angespannten Zustand. Auf Dauer sei das nicht durchzuhalten, mutmaßt Boggs. "Ich vermute, wenn wir die Menschen ein oder zwei Jahre nach der Pandemie erneut kontaktieren würden, wäre ihr Ekelgefühl wahrscheinlich wieder gesunken."
Mit der Bedrohung werde vermutlich "auch die Ekelempfindlichkeit nachlassen".
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