Oft sehen sich Eltern daher gezwungen, Verbote auszusprechen. Barbara Buchegger rät jedoch davon ab: "Verbote bringen in der Regel nichts. Zudem ist es besonders in der Ferienzeit wichtig, dass Kinder mit ihren Schulkameraden Kontakt halten können - wenn nötig eben auch über das eigene Handy".
"Aktive Mediennutzung"
Statt auf Verbote sollten Eltern also eher auf eine "aktive Mediennutzung" setzen. "Bieten Sie Ihren Kindern bewusste Aufgaben an, die sie am Handy, Laptop oder Tablet erledigen können. Lassen Sie Ihre Kinder Bilder generieren oder sie kreativ austoben mit Apps zur Bild- und Videobearbeitung. So stärken Sie die Medienkompetenz der Kinder". Wichtig sei, dass Kinder von Grund auf den richtigen Umgang mit Medien lernen und das "können sie nur, wenn sich die Eltern auch bewusst dafür Zeit nehmen."
Ein zeitlicher Aufwand für Erwachsene
Das sei zwar laut Buchegger meist anstrengender und auch ein zeitlicher Aufwand für Erwachsene würde sich vor allem mit Blick auf die kommende Pubertät der Kinder auszahlen. "Viele der Kinder erkennen in jungen Jahren nicht eigenständig, wo ihre Grenzen liegen. Sie können nicht einordnen, wie viel Zeit sie online verbringen und ob bestimmte Kommunikationen via WhatsApp tatsächlich sinnvoll sind oder nicht."
Kinder müssen lernen, ihren Medienkonsum und ihr Wohlbefinden zu reflektieren. Am besten gelinge dies, wenn Eltern bewusst die Kommunikation mit dem Nachwuchs suchen. "Sprechen Sie mit Ihrem Kind, wie wichtig es ist, für sich selbst und sein Wohlbefinden zu sorgen, auch in Bezug auf den Medienkonsum", so Buchegger.
Zur Selbstfürsorge gehört außerdem, passende Inhalte auszuwählen. Die Expertin rät, gemeinsam mit den Kindern zu entscheiden, welche Apps sinnvoll sind und welche nicht. Buchegger: "Lernen Kinder das nicht früh genug, ist die exzessive Mediennutzung in der Pubertät viel wahrscheinlicher."
Wie lange dürfen Kinder Medien nutzen?
Viele Eltern fragen sich, wie viel Medienzeit sie ihren Kindern generell "erlauben" sollen. Im Internet finden sich hierzu zahlreiche Tabellen mit Orientierungshilfen. So auch auf der Kindergesundheitsseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:
- 0-3 Jahre:
Hörmedien: höchstens 30 Min
Bildschirmmedien: am besten gar nicht
- 3-6 Jahre:
Hörmedien: höchstens 45 Min
Bildschirmmedien: höchstens 30 Min
- 6-10 Jahre:
Hörmedien: höchstens 60 Min
Bildschirmmedien: höchstens 45-60 Min
Buchegger hält von der Einteilung nach Alter jedoch wenig. Viel wichtiger sei es, sich die Rahmenbedingungen genauer anzusehen. "Anstatt sich bei der Medienzeit nach dem Alter zu richten, sollten sich Eltern viel mehr am Alltag der Kinder orientieren. Jeder Tag hat 24 Stunden, man muss sich anschauen, mit was das Kind Zeit verbringt."
Tatsächlicher Tagesablauf der Kinder
Eltern sollten sich also fragen, wie der tatsächliche Tagesablauf der Kinder ist: Wie viel Zeit verbringt mein Kind in einer Betreuung? Geht es in einen Sportverein oder musiziert täglich? Wie viele Stunden Schlaf braucht es? Die Zeit, die dann noch übrigbleibt, also die Freizeit, sollte man dann aufsplitten - mit einem Teil Medienzeit und den Rest mit anderen Offline-Aktivitäten. "So ergeben sich ganz individuelle Medienzeiten, unabhängig vom Alter, die viel besser an die Lebensumstände und den Alltag der gesamten Familie angepasst sind."
Wie man es schafft, die Medienzeit der Kinder zu limitieren
Wichtigster Punkt ist auch hier die Kommunikation. "Reden Sie vorab mit Ihrem Kind und treffen Sie Abmachungen." Diese sollten allerdings so konkret, wie möglich sein. "Vielen Kindern fällt es schwer, Alternativen zum Medienkonsum zu finden. Eltern können hier helfen, indem sie bestimmte Vorschläge machen, wie etwa 'nachdem du fertig gespielt hast, gehen wir ins Schwimmbad oder treffen uns mit xy.' Kinder können mit konkreten Vorschlägen besser umgehen und lösen sich so leichter von Smartphone und Co.", so Buchegger.
Wenn doch Verbote ausgesprochen werden
Sollte es doch dazu kommen, dass Sie Verbote aussprechen müssen, so ist es laut Expertin besonders wichtig, dass sich alle Familienmitglieder an die vorgegebenen Regeln halten – auch Eltern. Denn "wenn Sie selbst ständig auf das Handy schauen und somit dem Smartphone mehr Aufmerksamkeit schenken als Ihrem Gegenüber, tun sich auch Kinder schwerer, sich von der digitalen Welt zu lösen."
Eltern sollten daher immer als Vorbild fungieren und auch selbst auf ihren Medienkonsum achten. Helfen können hier z.B. sogenannte Medienverträge, in denen fixe Vereinbarungen für die ganze Familie zusammengetragen werden (mediennutzungsvertrag.de).
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