Illinois prescht vor
Ab dem 1. Juli 2024 haben in Illinois Kinder unter 16 Jahren, die als Social-Media-Influencer auftreten oder im Content ihrer Eltern erscheinen, Anspruch auf die Einnahmen aus diesen Inhalten. Wie viel ihnen zusteht, hängt davon ob, wie oft sie auf den Profilen ihrer Eltern präsent sind. Das Geld muss in einen Treuhandfonds eingezahlt werden, der bis zur Volljährigkeit des Kindes besteht.
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Es wird erwartet, dass Illinois nicht der einzige US-Bundesstaat mit einem solchen Gesetz bleiben wird; auch Washington erwägt ähnliche Regelungen. In Europa hat Frankreich bereits 2020 ein Gesetz verabschiedet, das Eltern vorschreibt, Einkünfte von Kindern unter 16 Jahren auf einem gesperrten Konto zu hinterlegen. Nach dem 16. Geburtstag können die Kinder dann eigenständig über diese Gelder verfügen.
In Österreich fehlen bisher klare Vorgaben für die Influencer-Tätigkeiten von Kindern. Eine Möglichkeit wäre, "das geltende Kinder- und Jugendbeschäftigungsgesetz (KJBG) auf Kidfluencer anzuwenden", sagt Sebastian Öhner von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien. "Damit haben wir bereits eine gute Grundlage und müssten nur eine Erweiterung vornehmen", insbesondere im Hinblick auf die Arbeitszeit und das Alter der Kinder. Um einen Schutz der Kidfluencer zu gewährleisten, wird empfohlen, den Beginn der Tätigkeit anzumelden.
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Persönlichkeitsrechte müssen gewahrt werden
Neben einer Regelung, wer über die erwirtschafteten Erlöse verfügen darf, sei auch ein gezieltes Kinderschutzkonzept notwendig. "Also ein Konzept, wie ich mit den potenziellen Problemen und Schwierigkeiten - z.B. Hass-Kommentaren, die eine negative Auswirkung auf das Kind haben - umgehe", so Öhner.
Auch das Recht am eigenen Bild "wird oft nicht so genau genommen", weiß der Experte. Ab 14 Jahren muss ein Kind mitbestimmen können, was mit den eigenen Bildern passiert. "Aber auch davor ist es eigentlich notwendig, dass man Kinder und Jugendliche in der Frage, was man ins Netz lädt, mit einbezieht."
Kinder sind beliebtes Motiv
Matthias Jax, Projektleiter von Saferinternet.at, plädiert ebenfalls für strengere Kontrollen. Kinder, so erklärt der Experte, seien auf Social Media ein beliebtes Motiv. Oft würden Eltern die damit verbundenen Gefahren unterschätzen. Konkret warnt Jax etwa vor Cybermobbing oder Stalking. Die Argumentation, dass Kinder die Social-Media-Arbeit gerne ausüben, lässt Jax nicht gelten. "Kidfluencer betreiben Kinderarbeit und sind oft einem enormen finanziellen Druck ausgesetzt. Das kann auch die Entwicklung der Kinder beeinträchtigen."
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Dies schließt nicht nur Kinder-Influencer wie Ryan Kaji ein, sondern auch Family-Influencer, die den Alltag ihrer Familie online teilen "und ihre Kinder zur Generierung von Klicks nutzen". Jax berichtet von Kindern, die unter Druck gesetzt werden oder im Nachhinein sagen, "dass war das Schlimmste, was meine Eltern mir hätten antun können".
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