Hundeklo: Warum das Gassi gehen im Wohnzimmer keine Lösung ist
Draußen ist es nass und kalt – doch der Hund wartet schon sehnsüchtig auf seine Gassirunde. Manchmal wäre es praktisch, wenn das mehrmals tägliche Spazierengehen ausfallen könnte und der Vierbeiner sein Geschäft ähnlich wie Katzen selbstständig drinnen erledigen könnte.
Tatsächlich gibt es einige Varianten findiger Hersteller, die Hunde dazu animieren sollen, das Haxerl indoor zu heben: Es gibt die Konstruktion mit Echtrasen, der alle paar Wochen getauscht wird, und jene mit Kunstrasen, der nach dem Benutzen vom Halter gereinigt wird. Oder Einwegunterlagen, die in der Wohnung aufgelegt und nach Benutzung entsorgt werden.
Sind Hundeklos also eine sinnvolle Erfindung oder bloße Geschäftemacherei, die die Bequemlichkeit von Herrchen und Frauchen ausnutzt? Ganz klar Letzteres, meint Karl Weissenbacher, Tierarzt und Experte für Therapiehunde. „Das sind keine Produkte, die es auf dem Markt geben sollte. Natürlich kann ich den Hund darauf trainieren, sich dort zu lösen. Es entspricht aber nicht seinem Naturell“, betont Weissenbacher.
Bedürfnisse des Hundes
Ähnliche Produkte werden seit Jahren auf Schiffen, wo es keine andere Möglichkeit gibt, oder in Tierarztordinationen für kranke Hunde, die vorübergehend nicht ins Freie können, verwendet.
Wer zum Hundeklo für daheim greift, ignoriere aber die Bedürfnisse seines Vierbeiners. „Der Hund wird sein Geschäft sehr ungern im Wohnbereich erledigen. Wenn man sich sein normales Verhalten ansieht, geht er nicht direkt zu einem Platz, sondern schnüffelt erst einmal und sucht sich den richtigen Ort im Freien. Diese Möglichkeit muss man ihm geben“, sagt Weissenbacher.
Die gesetzlichen Mindestanforderungen an das Halten von Hunden sind in Österreich in der 2. Tierhaltungsverordnung geregelt. „Hunde müssen mindestens zweimal täglich die Möglichkeit haben, Harn und Kot im Freien abzusetzen. Es geht dabei auch um die Möglichkeit, Umweltreize aufzunehmen und Kontakte zu Artgenossen zu haben“, sagt Tierschutzrechtexpertin Regina Binder von der Vetmed Uni Wien.
Zusätzlich muss jeder Hund entsprechend seinem Bewegungsbedürfnis, abhängig von Rasse, Alter und Konstitution, mindestens einmal täglich Gelegenheit zum Auslauf haben – ohne Leine. „Das gilt auch für Kleinsthunde – sie haben dieselben Bedürfnisse wie alle Hunde.“ Wer diese Regelungen nicht einhält, muss mit einer Verwaltungsstrafe rechnen.
Für Neo-Hundehalter, die sich während der Pandemie einen Hund zugelegt haben, jetzt aber zum Indoor-Rasen greifen, weil sich das Gassi gehen nicht mehr ausgeht, hat der Hundeexperte kein Verständnis. „Wenn Hunde länger als vier, fünf Stunden alleine gelassen werden, muss man eine andere Lösung finden, etwa jemanden, der stunden- oder tageweise auf das Tier schauen kann.“
Online-Plattformen wie Leinentausch oder Pawshake vermitteln Hundesitting in unterschiedlichen Varianten vom einstündigen Gassi-Service mit oder ohne Spielkameraden bis hin zur längeren Betreuung bei Urlauben und Geschäftsreisen.
Auch wenn ein Hund Angst vor Gewitter oder vor knallenden Feuerwerkskörpern zu Silvester hat und dann nicht raus möchte, seien Hundeklos nicht geeignet. Derartige Ängste müssten verhaltenstherapeutisch und tierärztlich angegangen werden, manchmal auch mit Medikamenten zur Beruhigung, meint Weissenbacher. „Wenn nichts hilft, wird es im Einzelfall nötig sein, eine Einwegunterlage hinzulegen. Das wird der Hund aber nicht annehmen, da er das nicht kennt und auch nicht kennen sollte.“
Welpentraining
Manche Hundeklos werden als Puppy-Trainer, also als Unterstützung beim Stubenreinwerden von Welpen, angeboten. Der Welpe wird darauf trainiert, eine Unterlage zu nutzen, um Teppiche und Böden zu schonen. „Für das Stubenreinwerden hilft das gar nichts. Der Welpe soll ja lernen im Freien, auf einer Grasfläche Gassi zu gehen – wenn er den Untergrund und die Umgebung nicht kennenlernt, wird das aber nicht funktionieren. Es ist eine verlockende Idee, um es dem Menschen einfacher zu machen, aber absolut hundewidrig“, sagt Weissenbacher.
Wer nicht alle ein bis zwei Stunden mit einem Welpen rausgehen kann, solle sich lieber überlegen, einen erwachsenen Hund aus dem Tierheim zu sich zu holen, der schon stubenrein ist. „Ich muss mir wirklich genau überlegen, ob ein Hund zu meinen Lebensumständen passt. Es braucht Zeit und Geduld für das Welpentraining, generell zeitliche und finanzielle Ressourcen und die Möglichkeit, ins Freie zu gehen“, so Weissenbacher.
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