"Fett zu sein bedeutet": Übergewichtiger Mann teilt Kummer im Netz

Symbolbild
Auf Twitter hat ein US-Amerikaner seine Alltagserfahrungen als übergewichter Mann geteilt.

"Fett zu sein bedeutet" – mit diesen Worten beginnt jedes der vielen Postings, die User Kivan vor wenigen Tagen auf Twitter teilte. Mit der Serie an Beiträgen thematisiert der Künstler aus Oregon in den USA laut dem Independent seine Figur – und die Reaktionen der Umwelt darauf.

"Abscheu in den Augen Fremder"

"Fett zu sein bedeutet, dass jeder Essensakt in der Öffentlichkeit eine Performance ist, weil man sich dessen bewusst ist, dass alle Augen auf einen gerichtet sind, während man kaut", schreibt er etwa in einem Tweet. Und weiter: "Man versucht abzuschätzen, wie viel man auf dem Teller liegen lassen sollte, damit die anderen mehr von dir halten."

Fett zu sein bedeute auch, die "Abscheu in den Augen Fremder" zu sehen. Oder sich in eine Ecke zu drängen und einen Arm an sich zu pressen, "um weniger Platz zu benötigen".

Kivan schildert auf dem Kurznachrichtendienst, dass er mit seinem Körper und dessen Bewertung durch sein Umfeld seit jeher hadere. Fremde Menschen würden ihm etwa prophezeien, dass er sterben werde – "oft auf sehr drastische Art und Weise."

Mit seinen Beiträgen hat Kivan offenbar einen Nerv getroffen. Zahlreiche User haben seinen Thread (hierarchische Abfolge von Online-Diskussionsbeiträgen, Anm. d. Redaktion) kommentiert und pflichten ihm in ihren Antworten bei. "So schmerzhaft und so wahr", schrieb ein User. Ein anderer twitterte: "Stimmt haargenau." "Fett zu sein bedeutet, dass man sich dessen bewusst ist, dass dünne Menschen deine lauten Schritte auf dem Holzboden nicht mögen oder still zu sein, wenn deine Freunde über Essen reden", brachte ein anderer seine Erfahrungen auf den Punkt.

Fat Shaming als Problem

Fat Shaming, wie die herablassende Behandlung von Menschen mit Übergewicht auch genannt wird, wird nicht nur von Privatpersonen, sondern auch im medizinischen Kontext praktiziert. Das ging vergangenes Jahr aus einer Studie hervor.

"Respektlose Behandlung und medizinisches Fat Shaming (...) erzeugen Stress und können dazu führen, dass Patienten sich davor drücken medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen und es vermeiden, mit im Gesundheitswesen beschäftigten Personen zu interagieren", stand in der Zusammenfassung der Studie, die am Connecticut College Department of Psychology durchgeführt wurde, geschrieben.

Mit ihrer Meta-Studie von insgesamt 46 Erhebungen konnte das Team rund um Joan C. Chrisler und Angela Barney zeigen, dass die herablassende Beurteilung des Körpergewichts eines Patienten durch den behandelnden Arzt negative Effekte auf dessen Gesundheit haben kann. Hauptgrund dafür sei der Vertrauensverlust, der dadurch auftrete. Zudem könne die Voreingenommenheit des Arztes auch zu Falschdiagnosen führen. Man konnte außerdem nachweisen, dass Fat Shaming überdurchschnittlich häufig vorkomme. Studien hätten den Experten zufolge gezeigt, dass es am häufigsten in der Familie vorkomme, gefolgt vom medizinischen Setting (mehr dazu hier).

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