Warum sich Pilzsammler nicht auf Apps verlassen sollen
Wer suchet, der findet. Zwar schießen die Pilze heuer nicht wie Schwammerln aus dem Boden, doch die verregneten Tage nach dem trockenen Sommer schaffen jetzt gute Voraussetzungen, auf der Jagd nach der Delikatesse erfolgreich zu sein. Artenkunde ist gefragt. Denn sich allein auf Hilfsmittel am Handy zu verlassen, ist zu wenig, warnen Experten. Verwechslung kann tödlich enden.
In Österreich sind 1.500 Großpilzarten bekannt, 200 davon sind giftig, zwanzig für Menschen gar tödlich. Pilzbestimmung will also gelernt sein.
Neue Gefahr
Das Sammeln sei wieder modern, sagte Christoph Hahn, Präsident der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft. Neu im Trend seien auch Pilz-Apps, die damit werben, Pilze anhand eines Fotos bestimmen zu können. „Das ist eine neue Gefahr, die hinzukommt“, mahnt Hahn zur Vorsicht. Man könne einem Pilz schließlich nicht allein an Form oder Farbe ansehen, ob dieser giftig ist.
Verwechslung mit bösen Folgen
Schützenhilfe gibt es von deutschen Ärzten. So riet etwa auch Florian Eyer, Chefarzt der klinischen Toxikologie an der TU München, dringend von der Nutzung solcher Apps ab. Er verwies auf die Ähnlichkeit zwischen weißem Knollenblätterpilz und Champignon; den orangefuchsigen Rauhkopf wiederum würde manch unerfahrener Sammler als Pfifferling vulgo Eierschwammerl identifizieren.
Fehler bei der Eingabe
Diese Gefahren kennen auch die Wiener Experten des Marktamts. In der Pilzberatungsstelle gibt es heuer besonders viele Anfragen, Fundstücke werden hier kostenlos begutachtet, ungenießbare und giftige aussortiert. Apps seien mit Vorsicht zu genießen, erklärt Marktamtsprecher Alexander Hengl gegenüber wien.ORF.at: Es gebe zwar sehr gute Hilfsmittel, es könne aber immer zu menschlichen Fehlern bei der Eingabe kommen. Zur einwandfreien Bestimmung reicht eine Aufnahme nicht. „Weil auf dem Foto kann ich zwar anschauen, wie der Pilz ausschaut, aber eventuell nicht auf der Rückseite. Ich kann nicht dran riechen, ich kann ihn nicht erhitzen.“
Notfall
Beim ersten Verdacht, etwas Falsches gegessen zu haben, ist Hilfe zu rufen. „Weil auch das passiert bei diversen Pilzen, dass es tatsächlich nach Stunden wieder besser wird“, sagt Hengl: „Nur da hat eventuell bereits die Zersetzung der Leber bei Knollenblätterpilzen eingesetzt.“ Erste Adresse ist die Vergiftungsinformationszentrale mit der Telefonnummer 01 406 43 43. Bei schweren Symptomen ist der Notruf 144 zu kontaktieren.
Nicht giftig, trotzdem übel
Wie Irmgard Greilhuber, Präsidentin der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft, aktuell gegenüber dem Falter erklärt, kommen die meisten Vergiftungen aber nicht von Giftpilzen, sondern vom Verzehr prinzipiell genießbarer, jedoch verdorbener Schwammerl, bei denen sich das Eiweiß bereits zersetzt hat. Besondere Vorsicht ist daher bei Exemplaren geboten, die sich weich oder matschig anfühlen bzw. bereits madig aussehen.
Expertinnen und Experten sind schließlich einig, dass sich nur jene Fundstücke zum Verzehr eignen, die eindeutig identifiziert sind.
Delikatessen genießen
Dann gilt – wie die Stadt Wien, MA 59 – auf ihrer Homepage festhält:
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Verzehren Sie keine rohen Pilze. Nur wenige Arten sind roh für den Menschen verträglich. Manche Pilze, die zubereitet essbar sind, sind roh sogar giftig.
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Essen Sie nicht zu viele Pilze auf einmal. Größere Mengen können den Magen sehr belasten, da sie schwer verdaulich sind. Pilzgerichte eignen sich nicht zum mehrmaligen Aufwärmen.
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Seien Sie vorsichtig mit Alkohol. In Verbindung mit alkoholischen Getränken können manche Pilzarten Gesundheitsstörungen hervorrufen.
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