Wie ein mathematisches Modell den "Ouzo-Effekt" entschlüsselte
Es ist ein bisschen wie Magie, und für viele gehört es zum Urlaubsfeeling in Griechenland oder der Türkei dazu: Wenn man nach dem Essen Ouzo oder Raki serviert bekommt - und sich dieser mit der Zugabe von etwas Wasser und/oder Eiswürfeln im Glas von einer klaren in eine milchig-trübe Flüssigkeit verwandelt. Nun konnten ausgerechnet Mathematiker entschlüsseln, was hinter diesem "Ouzo-Effekt" genannten Phänomen steckt.
Der Effekt betrifft aber nicht nur die beiden erwähnten Destillate, sondern alle, die Anis enthalten. Dazu zählen auch Absinth, der französische Pastis, der süßlichere Samubuca oder der arabische Arak.
Obwohl diese Spirituose in den verschiedenen Kulturen seit Jahrtausenden bekannt ist, untersuchten sie erstmals 2003 zwei Chemiker und erklärten, wie und wann das Anisschnaps-Wasser-Gemisch milchig wird.
Dennoch blieb offen, warum das milchige Gemisch nicht nur völlig spontan (also ohne Zutun wie etwa Verrühren) eintritt und warum es so stabil bleibt und sich nicht sofort wieder in seine Einzelbestandteile trennt.
Schnaps wurde in Bestandteile getrennt
Dieser Frage ging nun ein Team um den Mathematiker Andrew Archer von der britischen Loughborough University nach, wie das Fachmagazin Spektrum berichtet. "Es ist erstaunlich, wie lange die Mischung stabil bleibt", sagte Archer dem Magazin.
Verantwortlich dafür sind die Hauptbestandteile Alkohol, Wasser - und Anisöl. In reinem Alkohol ist dieses löslich, in Wasser nicht. In einem Alkohol-Wasser-Gemisch bleibt es löslich, solange der Alkoholanteil hoch genug ist. Der Schnaps ist klar.
Kommt nun aber Wasser dazu, verändert sich die Zusammensetzung, der Alkoholanteil fällt unter eine bestimmte Grenze - und das Anisöl wird in dieser neuen Mischung unlöslich. Das zeigt sich in winzigen Öltröpfchen, die sich bilden. Und weil diese Licht streuen, wird der Ouzo milchig-trüb.
Gemisch von Anisöl und Wasser ist entscheidend
Um zu ergründen, warum dies so lange anhält, entwickelte Archers Team aus den Ouzo-Bestandteilen Wasser, Ethanol und Anethol (dazu zählt Anisöl, Anm.) ein theoretisches Modell und in der Folge ein Phasendiagramm. Das Ziel war, die jeweiligen Eigenschaften bei unterschiedlichen Konzentrationen der Gemische zu erforschen. Sie verglichen dabei die Merkmale, Dichte und Oberflächenspannung.
Berechnungen lösten Rätsel
Mit Hilfe ihrer Berechnungen konnten sie das bisherige Rätsel lösen. Sie stellten fest, dass in bestimmten Konzentrationen die Öltröpfchen in unterschiedlichen Abständen zueinander entfernt waren. Ist der Abstand dann größer als ihr Durchmesser, stoßen sie auch nicht zusammen - und die Flüssigkeit bleibt unverändert milchig.
Zudem bewegen sie sich langsam, stellten die Mathematiker fest. Das könnte wiederum die wochen- bis monatelange Stabilität der milchig-trüben Flüssigkeit erklären, betonte Forschungsleiter Andrew Archer.
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