Eingeschleppt: Neue Arten im Garten

Eingeschleppt: Neue Arten im Garten
Wenn neue Arten heimische Verwandte verdrängen, ist meist der Mensch schuld.

Martina Kainz aus Spannberg im nö. Weinviertel ist für ihre Tierliebe bekannt. Doch diese Invasion bringt sogar sie aus der Fassung: "Plötzlich waren überall Marienkäfer. In jedem Raum, auf dem Tisch, im Bett, im Essen – so eine Plage hab’ ich noch nicht gesehen." Das warme Wetter hat die Marienkäfer aus ihren Verstecken gelockt. Doch es sind nicht die heimischen. Ganz im Gegenteil: Es sind ihre schärfsten Konkurrenten, die asiatischen Marienkäfer, die ihre heimischen Verwandten deutlich dezimieren.

Ursprünglich als biologische Schädlingsvernichter in belgische Glashäuser gebracht, haben sich die Käfer rasant ausgebreitet. "Sie verdrängen die heimische Art. Sie fressen die Larven ihrer Verwandten, vermehren sich schneller und sind Nahrungskonkurrenten", erklärt Wolfgang Rabitsch vom Umweltbundesamt.

Marienkäfer: Glücksbringer und Vielfraß

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Globalisierung

Jedes Jahr werden sechs neue Pflanzen nach Europa eingeschleppt, vier weitere verbreiten sich innerhalb Europas. Bei den Insekten und Spinnentieren sind es fast 20, und alljährlich kommt auch ein neues Säugetier dazu. Die Zuwanderung nimmt seit dem Zweiten Weltkrieg rasant zu. Schuld ist zumeist der Mensch. "Das ist ein Spiegelbild der Globalisierung", sagt Rabitsch. Viele Arten werden durch Menschenhand importiert. Bestes Beispiel: Die Schwarzmundgrundeln, Fische, die ursprünglich aus dem Schwarzen Meer stammen. Frachter, die mit Lastwasser beladen waren, ließen es in der Donau aus – samt den Fischen. "In der Donau bei Wien sind die Schwarzmundgrundeln schon die häufigsten Fische", erklärt Rabitsch. Sie fühlen sich in den verbauten Teilen der Donau pudelwohl, fressen den Fischlaich der anderen Arten. "Da ist der Zug abgefahren", erklärt Rabitsch.

Von Menschenhand in die Natur gesetzt wurde auch die Rotwangen-Schildkröte – ein direkter Konkurrent zur heimischen Sumpfschildkröte. Im Nationalpark Donauauen läuft seit rund 15 Jahren ein entsprechendes Schutzprojekt für die Sumpfschildkröte. "Wenn die Schildkröten ihre Eier gelegt haben, werden die Standorte mit Gittern geschützt, um Fressfeinde wie Füchse abzuhalten", erklärt Erika Dorn. Denn der Revierkampf mit den Einwanderern ist hart genug. "Die Rotwangenschildkröten sind größer und kräftiger. Die Tiere brauchen Sonnenplätze. Im direkten Konkurrenzkampf verlieren sie. Deshalb versuchen wir auch, die Rotwangen einzufangen."Bereits breitgemacht haben sich die amerikanischen Signalkrebse. Sie sind, mit wenigen Ausnahmen, in ganz Österreich zu finden. Das Problem bei den Einwanderern: Sie übertragen eine Pilzkrankheit, die die eingesessenen Krebse befällt. Die Signalkrebse selbst sind dagegen immun.

Pelzig

Aber auch größere Säugetiere finden in Österreich ein neues Zuhause. Unter anderem Nachfahren von ehemaligen Pelztieren. "In den 1990er-Jahren haben Tierschützer Minke aus einer Waldviertler Pelzfabrik ausgesetzt", sagt Rabitsch. Im Kamptal und im Nationalpark Donauauen werden sie seither gesichtet. Eine etwas weitere Reise haben Waschbären und Marderhunde hinter sich – sie stammen aus Pelzfarmen in Deutschland oder Osteuropa. "Noch sind die Pelztier-Bestände gering. Aber irgendwann könnten sie ein Problem darstellen. Der Mink etwa frisst alles. Vögel, Amphibien, Reptilien und Gelege." Rabitsch betont: "Das ist keine Frage von Gut und Böse. Der Schuldige ist der Mensch."

Der nächste Einwanderer steht übrigens schon vor der Tür: Das kanadische Grauhörnchen, ein Verwandter des Eichhörnchens, das sich bereits in Italien breitgemacht hat.

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