Schwertner: "Ich habe die Nase voll von Hasspostings"

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Nach grausamen Kommentaren heißen rund 20.000 Menschen die kleine Asel willkommen. Caritas prüft Postings und zeigt sie künftig an.

Klaus Schwertner hat sich die Hasskommentare zur Geburt des Wiener Neujahrsbabys Asel nicht durchgelesen. "Weil ich die Nase voll habe." Statt sich über den Online-Shitstorm aufzuregen, rief der Generalsekretär der Wiener Caritas in den sozialen Medien zu einem flowerrain, einem Blumenregen, auf. Sein Beitrag wurde mehr als 10.000-mal geteilt, innerhalb eines Tages regnete es rund 20.000 Glückwünsche für die junge Familie.

Mit den negativen Kommentaren, die innerhalb der ersten Stunden von Asels Leben hereinprasselten, war für Schwertner eine rote Linie überschritten. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie glücklich und verletzlich man nach der Geburt eines Kindes ist. Statt die Hasspostings aufzuwerten, wollte ich sichtbar machen, dass sich ganz viele mit der Familie freuen, dass ein Baby geboren ist."

Dennoch ist nun auch für die Caritas eine Dimension überschritten, die strafrechtliche Konsequenzen hat: "Wir versuchen, im Dialog zu sein, aber man muss zwischen Meinungsfreiheit und Gewalt unterscheiden. Und da prüfen wir die Kommentare und bringen strafrechtlich Relevantes jetzt auch zur Anzeige."

Ermittlungsverfahren

Dass Verhetzung im Netz immer öfter die Justiz beschäftigt, zeigt sich auch an den Ermittlungsverfahren, die bei den Staatsanwaltschaften geführt werden. Im Vorjahr waren es alleine bis November 540 Verfahren. Auch die Beratungsstelle #GegenHassimNetz hat seit Mitte September 333 Fälle dokumentiert, die gegen den Verhetzungsparagrafen oder gegen das Verbotsgesetz verstoßen.

"Viele dieser Hassposter sind in schwierigen Situationen und wurden lange nicht gefragt, ob sie selbst Hilfe brauchen", erzählt Schwertner aus eigener Erfahrung. Zum Beispiel bekam ein Langzeitarbeitsloser, der in Postings seinen Frust abgelassen hat, die Möglichkeit einer Sozialberatung, um seine Situation zu ändern – "er war unglaublich dankbar. Diese Menschen haben Ängste und kaum persönlichen Kontakt, etwa zu Kopftuchträgerinnen. Deshalb brauchen wir viel mehr Orte, wo wir Vorurteile abbauen können."

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