Wir sind Kaiser: Auf Besuch beim "Klammer"-Dreh

Wir sind Kaiser: Auf Besuch beim "Klammer"-Dreh
Derzeit wird Franz Klammers epischer Olympiasieg verfilmt. Eine Zeitreise unter Corona-Bedingungen.

Zigarettenqualm, schlechte Scheitelfrisuren, antike ORF-Kameras – in der Stadthalle B wurde diese Woche Wien zu Innsbruck. Das hatte nichts mit Virusmutationen der Gegenwart zu tun, sondern mit einer filmischen Zeitreise ins Jahr 1976 – als sich Ski-Legende Franz Klammer durch seinen Sieg bei der Olympia-Abfahrt zum „Kaiser“ krönte.

Der 24-jährige Kärntner Julian Waldner spielt im Film „Klammer“ Österreichs Ski-Helden auf dem Weg zu Gold. Seine Jugend hindert ihn nicht daran, die fernen Siebziger nachvollziehen zu können. „Da braucht man sich gar nicht reinfühlen“, sagt Waldner beim KURIER-Setbesuch. „Das machen schon die alten Autos, und wir haben die Originalsachen von damals an“, sagt Waldner. „Es ist ein ganz anderes Flair. Ich lasse auch immer mein Handy zu Hause. Es ist ein Störfaktor, einfach nur, wenn es da ist.“

Der KURIER bei den Dreharbeiten von KLAMMER

Bis Anfang April wird in Wien noch für „Klammer“ gedreht, der aufwendig produzierte Film soll Ende Oktober ins Kino kommen – wenn die Coronasituation mitspielt. In der Wiener Stadthalle wurde das Pressezentrum von 1976 nachgebaut, mit Kolonnen von alten Olivetti-Schreibmaschinen und detailgetreuer Olympia-Ausstattung.

Gedreht wurde unter anderem die Startnummernauslosung, die Klammer die ungeliebte Nummer 15 brachte. Er musste relativ spät auf die Piste gehen, die dann schon ziemlich zerfurcht war. Zudem bekam sein großer Konkurrent, der Schweizer Bernhard Russi, ausgerechnet Klammers Lieblingsnummer, die Drei. „Das war sehr schlimm für den Franz“, schildert Regisseur und Co-Produzent Andreas Schmied. „Die Geschichte des Films ist, dass er der große Favorit war, dass ihm hinter den Kulissen aber viele Steine in den Weg gelegt worden sind.“ Dazu zählte nicht zuletzt ein Streit mit dem Ausrüster, der Klammer aus Marketinggründen einen neuen Ski an die Beine schnallen wollte. 

Reale Ereignisse mit dramatisierter Lovestory

Erzählt wird eine Geschichte, die großteils auf den realen Ereignissen beruht. Filmisch überhöht wird hingegen die Rolle von Eva Klammer (Valerie Huber), damals erst wenige Monate mit dem Alpin-Star liiert – und kein großer Skifan. In der Filmversion reist sie bereits vor dem großen Rennen an, wird aber nicht ins Olympische Dorf vorgelassen. Über einen jungen Sportreporter, der späteren ORF-Legende Heinz Prüller (Harry Lampl), sichert sie sich einen Presseausweis, um ihren Franzi doch noch unterstützen zu können.

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Valerie Huber als Eva Klammer, Alexander Stecher als "Reporter Benesch" und Harry Lampl als aufstrebender Sportreporter Heinz Prüller (re.)

Corona: Massenszenen aus dem Computer

Die Dreharbeiten laufen unter strengen Corona-Maßnahmen ab. „Täglich wird getestet, mit einem Mix aus Schnelltests und PCR-Tests. Durch die hohe Zahl an Abstrichen müssen die Drehtage schon wesentlich früher beginnen“, berichtet Produzent Jakob Pochlatko, was das hohe Produktionsbudget von 5,5 Mio. Euro zusätzlich belastet habe.

Ein Film über ein Großereignis wie olympische Winterspiele braucht freilich eine größere Zahl an Komparsen. In die Situation, die 60.000 euphorisierten Zuschauer von 1976 in einer Pandemie neben die Piste zu stellen, kam man freilich nicht. Die Massenszenen werden im Effekte-Studio mittels CGI künstlich eingefügt.

Bilder von den "Klammer"-Dreharbeiten in Innsbruck und Wien

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"Da wird dir schlecht"

Auf dem Set fühlt es sich ungewohnt an, so viele Menschen in einem – wenn auch großen – Raum zu sehen. Schauspieler Waldner hat sich mittlerweile daran gewöhnt: „Nach der ersten Woche war das vorbei. Jetzt finde ich es sehr schön, wieder mit Menschen reden zu können.“ An diesem Mittwoch auch mit Franz Klammer selbst, der auf Besuch kommt.

Da wird sofort über die Dreharbeiten auf der originalen Rennstrecke am Patscherkofel gefachsimpelt. „Wie sich die Stuntfahrer den Johannesweg-Sprung runterhauen, da wird dir schlecht“, erzählt der junge „Klammer“ dem Olympiasieger.

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Drei Ex-Ski-Profis, Lukas Hübl, Lukas Krainer und der Kitzbühel-Champion Daron Rahlves (USA), doubelten Waldner. Die Piste wurde möglichst originalgetreu präpariert, unter Federführung des langjährigen Kitz-Rennleiters Axel Naglich.

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Die Rennszenen wurden am Originalschauplatz Patscherkofel nachgedreht: Lukas Waldner beim Katapultstart

In Szene gesetzt wurden die Fahrten von Gerald Salmina, dem Regisseur des Erfolgsfilms „Streif – One Hell of a Ride“. Dabei wurde versucht, auf den mit heutigen Sicherheitsstandards nachgebauten Fischer-Latten dem Klammer-Stil möglichst nahe zu kommen. Ihn hatte es bei seiner legendären Fahrt „runtergebeutelt, von oben bis unten“, wie er damals sagte.

Aus dem Starthaus musste sich Klammer-Darsteller Waldner aber selbst katapultieren. Die Schwierigkeit dabei: „Du musst starten wie ein Olympiasieger und nicht wie einer, der im Görtschitztal die Meisterschaften gefahren ist.“

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