Wiener Festwochen: Mühsame Materialsammlung zum Thema Glocke

Damian Rebgetz und Ensemble: „Glöcknani“ an der Arbeit  
Die Uraufführung der Performance „We had a lot of bells“ von Damian Rebgetz enttäuschte im Wiener Schauspielhaus

Im Anpreisen haben die Wiener Festwochen eine Meisterschaft entwickelt – auch im Fall der „Weltpremiere“ von „We had a lot of bells“ am Montag als Koproduktion im Schauspielhaus: Dem Surrealen von Gestern und Heute zugeneigt, offenbare die „Forschungsexkursion“ des „bemerkenswerten  Sängers und Performers“ Damian Rebgetz „am Kuriosum ,Glocke‘ unerwartete Einsichten“ in Gemeinschaft, Politik und Macht.

Der bunte, dennoch  fahle Abend, inspiriert vom  Buch „Die Sprache der Glocken. Ländliche Gefühlskultur und symbolische Ordnung im Frankreich des 19. Jahrhunderts“, ist  eine lose Materialsammlung, dargebracht als schleppende Revue mit Dada-Elementen, Jam-Session-Attitüde, Kabarett-Einlagen und weihevollen Reminiszenzen.

Auf der nebelverhangenen Bühne baumeln an Seilen neun verschieden große Kirchenglocken – und mit ihnen wird als Prolog die minimalistische Komposition „9 Bells“ von Robert Schwarz zu Gehör gebracht. Danach treten Sophia Löffler und Til Schindler zusammen mit Damian Rebgetz in  modernen Kutten (von Veronika Schneider) auf: Sie wärmen sich mit Hanteltraining für den Einsatz als Glöckner auf – in Zeiten der Wokeness „Glöcknani“ genannt.

Sie plaudern, imaginieren den Zustand in einem Dorf vor der Revolution, musizieren mit den Mitgliedern des Studio Dan und so weiter. Der Erkenntnisgewinn hält sich in Grenzen. Nach etwa eindreiviertel Stunden (manche sind gegangen) stellt Raihana Saeed die Frage: „Warum reden wir so viel über Glocken?“ Mit ihrer Band Session in her room darf sie dann drei Nummern singen. Im Gegensatz zur Performance war das Mini-Konzert wirklich gut.
 

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